Lucy kriegt's gebacken
nass und mehr als willkommen, denn zumindest muss ich jetzt nicht zusehen, wie Ethan stirbt.
28. KAPITEL
Ethan wird ins Krankenhaus gebracht. Ich auch, wieder mal in die Notaufnahme, allerdings nicht mit ihm zusammen, wie es eigentlich richtig gewesen wäre. Meine Mutter fährt mich. Als ich wieder zu mir kam, hatte man Ethan bereits mit dem Krankenwagen abtransportiert, und obwohl mir wiederholt versichert wurde, dass er bei Bewusstsein war, konnte ich einfach nicht aufhören, wieder und wieder seinen Namen zu schreien. Meine Stimme war vor Angst so verzerrt, dass ich sie selbst nicht wiedererkannte. So richtig klar kann ich mich daran nicht mehr erinnern. Ich weiß noch, dass Iris mir eine ziemlich harte Ohrfeige verpasst hat, woraufhin ich endlich zu schreien aufhörte.
Ich werde in eine Kabine gebracht, kann aber die Frage, ob es mir gut geht, einfach nicht beantworten. Wenig überraschend ist Dr. Frauenhasser mal wieder der Bereitschaftsarzt. Er fragt mich, ob ich wieder irgendeine Medizin genommen oder etwas Illegales getrunken oder geraucht hätte. Meine Mutter steht an meiner Seite und tätschelt mir unbeholfen die Schulter.
„Wo ist Ethan?“, frage ich heiser, mein Hals schmerzt, ich zittere unkontrolliert, und Tränen strömen über meine Wangen. Bisher habe ich mich zweimal übergeben. „Sind Sie sicher, dass es ihm gut geht? Ist er tot? Trauen Sie sich nur nicht, es mir zu sagen?“
„Er ist nicht tot, Liebling, aber ich werde mal nach ihm sehen, okay?“ Meine Mutter wirkt bleich, aber gefasst.
„Haben Sie doch von der Medizin genommen, die Sie wegwerfen sollten?“ Der Arzt beugt sich vor, um mir mit einer Stiftlampe ins Auge zu leuchten.
„Schalten Sie das Ding aus, oder ich schiebe es Ihnen in den Hintern.“ Ich schlage seine Hand weg.
„Patientin zeigt aggressive Tendenzen“, sagt er zu sich selbst. „Bitte fassen Sie sich wieder, Miss … ähm.“ Er blickt auf mein Krankenarmband. „Miss Mirabelli, beruhigen Sie sich, oder ich muss Sie festschnallen lassen.“
„Er ist nur ein paar Zimmer weiter“, ruft Mom, die zurückgestürzt kommt. „Er hat eine große Wunde am Kopf, aber er redet und hat nach dir gefragt.“
„Bist du sicher?“ Mein Magen verkrampft sich schon wieder, doch diesmal schaffe ich es, nicht zu erbrechen.
„Schatz, es geht ihm gut.‘“ Sie streichelt mein Haar, eine so ungewohnt mütterliche Geste, dass ich ihr nicht glaube. Ethan ist tot oder schwer verletzt, und niemand will es mir sagen.
Dr. Frauenhasser zieht sein Stethoskop hervor. „Vielleicht könnten wir jetzt aufhören zu plaudern und mit der Untersuchung fortfahren“, sagt er mit verdrehten Augen.
„Lassen Sie sie in Ruhe, Sie Vollidiot“, zischt meine Mutter ihn an. „Ihr Mann ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen, und gerade hat sie zusehen müssen, wie ihr Freund von einem Auto angefahren wurde. Deswegen ist sie ohnmächtig geworden. Ihr geht es gleich wieder gut. Um das zu sehen, muss man nicht jahrelang Medizin studieren.“ Sie umfasst mit festem Griff meinen Arm. „Komm, Schätzchen. Gehen wir zu Ethan. Dann wird es dir gleich besser gehen.“
Ohne auf Dr. Frauenhassers Schrei „Patientin geht entgegen ärztlichem Rat!“ zu achten, zieht mich Mom den Flur hinunter in einen anderen Raum. Meine Beine zittern heftig, und mein Verstand scheint von meinem Körper abgetrennt zu sein. Mom würde mir sagen, wenn er tot wäre, oder? Sie würde nicht behaupten, dass es ihm gut geht, und mich dann zu seiner Leiche bringen, oder? Noch immer strömen Tränen über meine Wangen.
Und da ist er. Er liegt auf einer Trage und hält sich blutige Gaze an den Kopf. Eine Frau drückt auf seinen Bauch. Sein Hemd ist aufgeknöpft und mit Blut verschmiert. Mit seinem Blut. Wieder drohen meine Knie einzuknicken, aber irgendwie bleibe ich aufrecht stehen. „Ethan“, stoße ich mit erstickter Stimme hervor.
„Hey.“ Er will sich aufsetzen, doch die Ärztin schnalzt missbilligend mit der Zunge und drückt ihn sanft zurück.
„Geht es dir gut?“, frage ich.
„Nur ein bisschen angeschlagen, Liebling. Alles in Ordnung.“
„Hallo“, sagt die Ärztin. „Ich bin Dr. Pierce. Ihrem Mann ist, so wie es aussieht, nichts Schlimmes passiert.“
„Wir sind nicht verheiratet“, entgegne ich tonlos. Ein Teil seines Gesichts ist voller Blut. Da der Kieselstein zurück ist, muss ich ein paarmal husten.
„Ethan, ich mach mich mal auf die Suche nach deiner Familie und sage ihr, dass es dir gut
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