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Lucy kriegt's gebacken

Lucy kriegt's gebacken

Titel: Lucy kriegt's gebacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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ich komme nie an Jimmy ran.“ Er wirft mir einen Blick von der Seite zu. „Jedenfalls in den Augen meiner Eltern.“
    Am liebsten würde ich ihn umarmen, aber das sollte ich besser nicht tun. „Quält dich das?“, frage ich leise.
    „Nicht mehr so sehr. Früher schon. Und meine Eltern haben ein Kind verloren, also versuche ich, nachsichtig zu sein. Wenn Nick jemals etwas passieren sollte, weiß ich nicht, was ich tun würde. Und ich hoffe bei Gott, dass ich das niemals herausfinde.“
    Ich schlucke schwer, weil ich an so etwas gar nicht denken will. „Du bist genauso gut wie Jimmy, Ethan“, sage ich ernst. „Du bist bloß anders, das ist alles.“
    Er schaut mich einen Moment lang an, und ich habe das Gefühl, dass er noch etwas hinzufügen will, doch das tut er nicht. „Komm, es wird kalt“, sagt er nur, und wir gehen weiter, lassen schweigend den Fluss hinter uns. Vor dem Eingang von Boatworks bleiben wir stehen. Der Eingang ist wirklich was Besonderes. Statt eines Vordachs ragt eines der Herrenhoff-Segelboote aus dem Gebäude, und die Türen sind aus dem Material eines Schiffswracks gefertigt. Natürlich kennen wir beide den Eingangscode, und doch zögern wir.
    „Möchtest du noch mit zu mir kommen?“, frage ich. „Ich habe Profiteroles gemacht. Und nicht nur das - dazu gibt es warme Haselnuss-Mokka-Soße.“ Er antwortet nicht. „Wir könnten vielleicht eine Runde Guitar Hero spielen?“ In meiner Stimme liegt ein Hauch von Verzweiflung, was Ethan wahrscheinlich nicht entgeht. „Klingt das nicht gut, Eth?“
    „Klingt toll“, antwortet er wenig begeistert. „Aber ich glaube eher nicht. Trotzdem danke. Lucy.“
    „Warum? Warum magst du meine Desserts nicht mehr? Versuchst du gerade, abzunehmen?“ Mein Witz kommt nicht wirklich an - a) ist Ethan schlank wie ein Windhund und b) kenne ich den Grund und will ihn nur nicht wahrhaben. „Du musst nichts essen“, füge ich hinzu. „Wir könnten uns einen Film ansehen.“ Mein Herz flattert wie ein kranker Vogel in meiner Brust, und ich habe das Gefühl, jeden Moment in Tränen auszubrechen.
    „Lucy“, beginnt Ethan, den Blick auf die Straße geheftet. „Hör mal. Du weißt, dass ich dich toll finde und alles, aber vielleicht sollten wir etwas auf Distanz gehen.“
    „Warum?“, presse ich hervor.
    „Nun, du suchst einen neuen Ehemann. Und der wird sich sicher nicht freuen, wenn dein Ex-Liebhaber dein bester Freund ist.“
    „Aber du bist doch mein bester Freund, oder etwa nicht?“, würge ich trotz des Kieselsteins in meinem Hals hervor.
    Er zögert, und dieser scheußliche Vogel in meiner Brust verfällt in Todeszuckungen. „Sicher. Aber ich möchte kein Ersatz für das sein, was dir in deinem Leben fehlt.“
    „Du bist kein Ersatz!“
    „Wie du meinst, Luce.“
    „Eth“, versuche ich es noch einmal. „Sind wir noch Freunde?“
    „Lucy, du wolltest mehr Freiraum. Und den gebe ich dir.“ Seine Stimme klingt jetzt etwas angestrengt, und der kleine Muskel unter seinem Auge beginnt wieder zu zucken.
    „Nun, dann verzeih bitte“, erwidere ich kühl. „Ich dachte, wir wären Freunde. Aber ich schätze mal, wir konnten nur Freunde sein, als wir noch Sex hatten, und jetzt nicht mehr, hm?“
    „Nein, Lucy“, zischt er. „Du willst ein neues Leben anfangen. Schön für dich, das solltest du tun und so weiter. Aber du kannst nicht jedes Mal ankommen, wenn du dich einsam fühlst. Nicht wenn du mich in nächster Zeit wegen eines Ehemannes sitzen lassen wirst.“
    „Sitzen lassen? Wir waren doch kein … Wir hatten doch nicht …“ Ich breche ab.
    „Nein, wir waren nicht und wir hatten nicht. Dann ist doch alles gut. Geh mit Charley Spirito aus. Finde einen neuen Mann, aber halt mich da raus.“
    „Aber …“
    „Lucy“, sagt er genervt. „Du kannst nicht alles haben, okay? Also lass es.“
    „Ich will gar nicht alles haben! Ich will einfach nur dich - als Freund. So wie früher.“ Als ich seinen finsteren Blick sehe, korrigiere ich mich hastig. „Also, ohne den Sex. Nur als … Kumpel.“
    „Kumpel.“ Er hebt eine Augenbraue. „Okay, Kumpel. Ich bin müde und muss morgen früh raus, also gute Nacht.“
    Und damit tippt er unseren Code ein und hält mir die Tür auf. Als wir in den Fahrstuhl steigen, drückt er die Vier und die Fünf. Außer „Gute Nacht“ sagen wir beide nichts mehr.

9. KAPITEL
    „Wie war deine Verabredung mit Charley Spirito gestern Abend?“, will Parker wissen. „Nicky, nicht so hoch, Liebling.“
    Ich

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