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Lucy kriegt's gebacken

Lucy kriegt's gebacken

Titel: Lucy kriegt's gebacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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genau wie Gianni. Ethan sieht dagegen seiner Mutter ähnlich, dunkle Haare und Augen, schnelle Bewegungen. Er erinnert mich immer ein wenig an einen Otter, nie kann er still sitzen, immer ist er zu einem Späßchen aufgelegt - außer bei seinen Eltern. Als ob sie meine Gedanken gelesen hätte, seufzt Marie laut auf.
    „Danke für die Einladung“, sage ich auch schon sanft, nehme einen Schluck Wein und mustere das Hühnchen mit Parmesan. Mein Magen knurrt.
    Marie wirft Gianni einen Blick zu. „Wir freuen uns immer, wenn du kommst, Lucy, du bist für uns wie eine eigene Tochter. Und Ethan, du bist für uns natürlich wie ein Sohn.“
    „Ich will ja nicht kleinlich sein, Ma“, entgegnet Ethan, „aber ich bin euer Sohn, um genau zu sein.“ Mit hochgezogener Augenbraue sieht er mich an, lächelt schief, und einen Moment empfinde ich eine überwältigende Zärtlichkeit für ihn. Armer Ethan, er war und ist immer nur der zweite Sohn. Sanft tätschle ich sein Knie.
    „Du weißt schon, was ich meine, Schlaumeier“, entgegnet Marie halb liebevoll, halb verärgert. „Ich lag sechsunddreißig Stunden in den Wehen, okay? Also halt die Klappe.“
    „Wird jedes Jahr länger“, murmelt Ethan. Er greift nach der Nudelschüssel und reicht sie mir. Sein Vater runzelt die Stirn, doch Ethan ignoriert ihn. „In der ursprünglichen Geschichte kam ich im Taxi auf dem Weg ins Krankenhaus zur Welt. Und jetzt lag sie eineinhalb Tage in den Wehen.“
    Marie schlägt ihn auf den Kopf. „Still jetzt. Du weißt genau, wie ich das meinte. Sie ist wie eine Tochter, und du bist unser Sohn, Ruhe jetzt.“
    „Zeig deiner Mutter gegenüber etwas mehr Respekt“, sagt Gianni kühl. Er ist nie darüber hinweggekommen, welchen beruflichen Weg Ethan eingeschlagen hat.
    „Ich respektiere meine Mutter.“ In Ethans Stimme liegt ein scharfer Unterton. „Mom, ich respektiere dich. Vor allem, nachdem du mit mir sechsunddreißig Stunden in den Wehen gelegen hast.“
    „Dein Kopf war ganz zerknautscht, als du endlich draußen warst.“ Sie erschauert - etwas, das man als Italiener unbedingt können muss, um beim Gegenüber Schuldgefühle auszulösen. „Und die Stiche! Oh Madonna!“
    Gianni rutscht unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. „Müssen wir das bei Tisch besprechen, Marie?“
    „Oh, von meinen Schmerzen willst du also nichts hören, ja? Entschuldigen Sie die Störung, Ihre Majestät.“ Jetzt wendet sich meine Schwiegermutter an mich. „Lucy, das war ein Dammriss vierten Grades. Acht Zentimeter lang.“ Gianni krümmt sich, und ich versuche, zu lächeln.
    „Tut mir leid, Ma“, sagt Ethan. „Ich wollte dir echt keine Probleme machen.“ Er lächelt seine Mutter an, doch die ist tief in Gedanken versunken.
    „Das mit Jimmy war natürlich auch kein Kinderspiel. Er war größer als du, viertausendachthundert Gramm. Und seine Augen, die waren von Anfang an so besonders. Wie das Meer, einfach unglaublich! Die Krankenschwestern konnten es nicht fassen. Oh, er war das schönste Baby, das ich jemals gesehen habe, Lucy.“ Ihre Lippen beben, ein Dolch fährt mir ins Herz. Arme Marie.
    Ich tätschle ihre Hand und drücke gleichzeitig Ethans Knie. Ganz bestimmt ist Marie gar nicht klar, dass sie Ethan gerade erklärt hat, er wäre nicht das schönste Baby gewesen, das sie je gesehen hat. Ethan schiebt meine Hand weg, sanft zwar, aber die Botschaft ist klar. Finger weg.
    Seufzend tupft sich Marie die Augen. Gianni brummt einem Kellner zu, dass er sich um Tisch fünfzehn kümmern soll, Ethan zappelt vor Anspannung mit den Beinen. Alles in allem ein typisches Mirabelli-Abendessen.
    „Also, wie lautet nun die große Neuigkeit?“, frage ich und schiebe mir eine ordentliche Gabel voll köstlicher Penne in den Mund.
    „Wir ziehen weg“, verkündet Gianni. „Nach Arizona. Ruhestand.“
    Meine Gabel knallt auf den Teller, Wodka-Sahne-Soße spritz auf das blütenweiße Tischtuch.
    „Wie bitte?“, fragt Ethan. Jetzt zappeln seine Beine nicht mehr.
    „Arizona“, wiederholt Marie. „Valle de Muerte Community für aktive Senioren.“
    „Tal des Todes?“
    „Was für ein Tal des Todes?“, will Marie wissen. „Ich sagte Valle de Muerte.“
    „Kein Tal des Todes, Klugscheißer“, schimpft Gianni seinen Sohn. „Marie, du hast das falsch verstanden. Es heißt Puerte, nicht Muerte, okay? Mit einem P. Valle de Puerte Community für aktive Senioren. Wir sind aktiv, wir sind Senioren, wie ziehen da hin.“
    „Wann habt ihr das

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