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Lucy kriegt's gebacken

Lucy kriegt's gebacken

Titel: Lucy kriegt's gebacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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sehe Nicky dabei zu, wie er mit seinen kleinen Beinen noch heftiger Schwung holt, offenbar hat er vor, die Schaukel um die Stange zu wickeln, von der sie baumelt. Ist wohl ein ähnlicher Adrenalinjunkie wie sein Vater.
    Corinne, die winzige Emma, Parker, Nicky und ich sind im Ellington Park, ungefährliche hundert Meter vom Friedhofseingang entfernt. Es ist einer dieser perfekten Septembertage mit einem so knallblauen Himmel, dass einem das Herz wehtut. Der einladende Hefeduft aus dem Bunny’s liegt noch immer in der Luft. Ich habe eine Dreiviertelstunde Zeit, bis ich die nächste Ladung aus dem Ofen nehmen muss, und mache derweil Mittagspause. Emma nuckelt zufrieden an Corinnes Brust. Meine Schwester hat ein trotz der Schmerzen gelassenes Gesicht aufgesetzt, sie ist ein Bild von einer „stillenden Mutter“. Oder einer „Heiligen, die den Märtyrertod stirbt“. Ist wohl so ziemlich das Gleiche.
    „Du bist mit Charley Spirito ausgegangen?“ Corinne ist aus ihrer Betäubung erwacht. „Das gibt‘s doch nicht!“
    „Doch. Es war … tja. Charley eben, ihr wisst schon.“
    „Hat er dir nicht mal Kaugummi ins Haar geschmiert?“, fragt Corinne.
    „Wow, gutes Gedächtnis. Es war okay. Ich weiß nicht.“
    „Also einfach ein riesengroßes Nichts?“, vermutet Parker.
    „In etwa.“ Ich hebe mein Gesicht in die Sonne.
    „Ist doch genau das, was du willst“, fügt Parker hinzu. „Nick, nein, nicht springen. Das ist viel zu hoch. Guter Junge. Danke.“ Nicky winkt und springt. Parker seufzt, als ihr Sohn auf sie zugerannt kommt. „Nicky, was sollte ich denn deinem Vater erzählen, wenn du dir jetzt beide Knöchel gebrochen hättest, hm? Möchtest du unbedingt in die Notaufnahme?“
    „Man sollte Kindern keine Angst vor Krankenhäusern machen“, ermahnt Corinne mit dieser Singsangstimme, die sie immer anwendet, wenn sie anderen erklärt, wie das Leben läuft. Parker verdreht die Augen.
    „Können wir in die Notaufnahme gehen, Mommy?“, fragt Nicky. „Ich finde die Notaufnahme toll.“
    Parker versucht, ein Grinsen zu unterdrücken. „Da warst du verletzt, weißt du noch? Wie deine Hand genäht werden musste?“
    „Das war lustig“, behauptet Nicky. „Ich habe einen Luftballon gekriegt, Wucy.“
    „Ich weiß.“ Ich tippe mit dem Zeigefinger auf seine niedliche Nase.
    „Wucy, hast du gesehen, wie ich von der Schaukel gesprungen bin?“
    „Aber klar, Liebling.“ Ich blicke in seine traumhaft schönen Augen. Mal ehrlich, ausgerechnet Jungs haben immer lange Wimpern, ist es nicht so? „Das sah aus, als ob du fliegen könntest. Aber weißt du, Mommy hat recht. Wenn du falsch landest, kann das ganz schön wehtun.“
    „Ich bin nicht falsch gelandet. Tschüss!“ Er galoppiert zurück zur Schaukel.
    „Er ist so hübsch.“ Jimmys Neffe. Das Kind, das einem Kind von Jimmy und mir am nächsten kommt. Wie traurig. Ich glaube, wir hätten tolle Kinder gehabt. Dieser Gedanke ist inzwischen so was wie ein Reflex, der Schmerz durch zu häufigen Gebrauch verschlissen.
    „Also, zurück zu deinem Date“, meint Corinne. „Hat Charley eine Chance?“
    Ich zögere. In Wahrheit ist Charley gar nicht so schlimm. Er ist einfach nicht das schärfste Messer in der Schublade. Eigentlich erfüllt er viele meiner Anforderungen. Ziemlich konjunktursicherer Job. Als Sportlehrer ist er super in Form, was nicht nur aus ästhetischen Gesichtspunkten ein großes Plus ist, sondern auch das Risiko eines verfrühten Todes senkt. Charley scheint eine gute Seele zu sein. Offenbar mag er Kinder (obwohl man behaupten könnte, dass er Kinder in Wahrheit hasst , oder warum sonst ist er Sportlehrer geworden?) Bloß wenn ich mir vorstelle, mit Charley zu schlafen …
    Charley hatte mich zum Chuckoo‘s Grille in Kingstown eingeladen. Die Bedienung war die Mutter einer Frau, mit der wir zusammen in die Schule gegangen sind - also ein typischer Rhode-Island-Abend, wo jeder jeden kennt. Nachdem wir die üblichen Freundlichkeiten ausgetauscht und gefüllte Muscheln (oder stuffies , wie wir sagen) mit Steak bestellt hatten, starrten Charley und ich uns unbehaglich über den Tisch an. Schließlich stürzte er sich in einen Monolog über die Red Sox, stellte leidenschaftlich die These auf, dass ohne Variteks „verdammten Bänderriss“ nie im Leben diese „gottverdammten Yankees“ auf dem „gottverdammten ersten Platz“ wären, darüber hinaus fragte er sich, was mit Bostons neuem Shortstop nicht stimme, der Typ sei ein „gottverdammter

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