Lucy kriegt's gebacken
Parker zusammen? Die beiden … Ich verstehe das einfach nicht. Sie haben ein wunderschönes Kind, wollen aber nicht heiraten. Was hält sie denn davon ab, jetzt, wo Ethan wieder in Mackerly wohnt?“
Ich werfe meiner Mutter einen Blick zu, die weiterhin schamlos das Gespräch belauscht. „Ich … ich bin nicht sicher“, flunkere ich. Das wäre der perfekte Moment, etwas zu sagen. Ehrlich gesagt treffen Ethan und ich uns in letzter Zeit etwas öfter …
Doch ich sage nichts. Es ist noch zu früh. Stattdessen bitte ich sie, Gianni von mir zu umarmen, versichere ihr, dass ich sie beide vermisse, und lege dann auf, um nach dem Brot zu sehen.
Ethan und ich haben gestern zusammen zu Abend gegessen und uns dabei furchtbar unbehaglich gefühlt. Wir sind zu Lenny‘s gegangen, und ich bin ziemlich sicher, dass keiner was bemerkte. Ethan und ich sind schon so oft zusammen dort gewesen. In den letzten beiden Jahren, in denen wir die meiste Zeit mit wildem Sex verbracht haben, zwar seltener, aber unser Treffen musste für das ungeschulte Auge wie immer gewirkt haben. Ethan sprudelte geradezu über vor Energie, er redete ununterbrochen und versuchte - etwas zu bemüht -, mich gut zu unterhalten. Ich hingegen war so nervös, dass ich kaum etwas essen konnte. Ich wusste einfach nicht, was ich hätte sagen können - Jimmy zu erwähnen schien irgendwie verboten, aber das Thema auszusparen kam mir auch unnatürlich vor. Selbst kleine Anekdoten aus der Bäckerei fielen mir plötzlich nicht mehr ein, obwohl ich wirklich angestrengt darüber nachdachte. Also unterhielten wir uns schließlich übers Wetter und unser Essen. Armselig.
Als wir dann zum Boatworks zurückgingen, brachte Ethan mich an meine Wohnungstür und lehnte sich an die Wand, während ich nach meinem Schlüssel kramte und Fat Mikey von drinnen laut miaute.
„Tja, danke, Ethan“, sagte ich errötend. Ich wollte nicht, dass er mich küsste. Ich wollte einfach allein in meiner Wohnung bei meiner Katze sein. Oh, stimmt nicht, natürlich wollte ich, dass er mich küsste, aber wir wissen schließlich alle, wie das immer ausgeht - ich hätte ihn direkt im Flur vernascht. Fat Mikey begann, mit dem Kopf gegen die Tür zu stoßen, als wollte er sie aufbrechen. Ethan sah mich abwartend an, ich schaute zu Boden.
„Gern geschehen“, sagte er und küsste mich auf die Wange. „Bis bald.“
Noch bevor er um die Ecke gebogen war, vermisste ich ihn bereits.
Schließlich klopfte ich bei Ash, um sie zu fragen, ob sie mit mir zusammen einen Kürbis-Walnuss-Cheesecake backen wollte, der auf dem Programm für den nächsten Backkurs steht, und zum Glück hatte sie Lust. Doch die ganze Zeit konnte ich an nichts anderes als an Ethan denken. So ist es immer. Wenn er da ist, habe ich das Gefühl, aus der Haut springen zu müssen. Wenn er nicht da ist, vermisse ich ihn.
„Also, was ist mit dir los, Lucy?“, fragt Iris besorgt.
„Ach nichts. Bin bloß in Gedanken, schätze ich.“ Ich lächle meine Tante an. Obwohl Rose die Zärtlichere von beiden ist, ist Iris die Einfühlsamere, auch wenn sie sich meist aufführt wie eine Bulldogge.
„Das mit den Männern läuft wohl nicht allzu gut?“
„Es … Ich weiß nicht. Es ist schwieriger, als ich dachte.“
„Ich überlege, auch wieder jemanden kennenzulernen“, meint Rose, und ich lasse beinahe das Brotblech fallen, das ich gerade aus dem Ofen gezogen habe.
„Oh ja“, bestätigt Iris mit unverhohlenem Sarkasmus, „auf einmal ist sie neugierig, was es da draußen noch so gibt. Du hättest sie mal im Seniorenzentrum sehen sollen, als wir die Grippeimpfung bekommen haben. Vier Männer sind um sie herumgeturnt, mich haben sie total ignoriert. So wie früher, als wir jung waren. Ich war immer die Kluge, sie die Hübsche.“
„Ich bin auch klug!“, piepst Rose indigniert. „Und du bist auch hübsch, Iris. Du weißt nur nicht, wie man flirtet.“
Iris verdreht die Augen. „Ich bin sechsundsiebzig Jahre alt, Rose. Und du bist nicht viel jünger. Flirten. Du solltest mit ihnen Medikamentenlisten austauschen und sie fragen, ob sie bei Herzstillstand reanimiert werden wollen.“
Ich lache, während Rose missbilligend mit der Zunge schnalzt und Jorge, der irgendwo aus dem hinteren Teil aufgetaucht ist, grinst. Er und ich beginnen, das noch warme Brot zu verpacken.
„Lucy?“, ruft meiner Mutter aus dem Verkaufsraum. „Hier will dich jemand sprechen.“
„Okay.“ Ich wende mich an Jorge. „Kannst du allein weitermachen?“
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