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Lucy kriegt's gebacken

Lucy kriegt's gebacken

Titel: Lucy kriegt's gebacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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bedenklich daran baumelt.
    „Nun, das ist vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt, wenn Sie so aufgewühlt sind. Ich kann ein anderes Mal wiederkommen.“
    „Ich glaube, sie wäre weniger aufgewühlt, wenn Sie sagen, worum es geht“, erwidert Mom scharf. Ich werfe ihr einen fragenden Blick zu. Es passt gar nicht zu ihr, so unhöflich zu sein. Das ist sonst eher Iris‘ Art.
    Matt sieht mich zögernd an, und es gefällt mir, dass er meine Zustimmung abwartet. „Ist schon gut, Matt. Schießen Sie los.“
    „Ich repräsentiere NatureMade“, fährt er fort. NatureMade ist eine Bioladen-Handelskette in unserem hübschen Staat. „Kennen Sie unsere Firma?“
    „Zu teuer für normale Menschen, aber ja“, erklärt meine Mutter.
    Er nickt halb. „Tja, nun, biologische Produkte sind eben teurer“, stimmt er zu. „Wir denken, dass unsere Kunden gerne bereit sind, für ihre Gesundheit mehr zu zahlen …“ Mom schnaubt, und ich stoße sie mahnend in die Seite. Matt lacht. „Okay, ich spare mir das Verkaufsgespräch. Ich bin hier, weil wir denken, dass Bunny‘s’ Brot das beste in der Gegend ist, und wir würden gern die Alleinvertretung für Rhode Island übernehmen.“
    Mein Mund klappt auf. „Wow.“
    Matt fast kurz die Details zusammen - NatureMade würde vier verschiedene Sorten verkaufen. Wir könnten weiterhin Brot an die Restaurants liefern, die bereits unsere Kunden sind, solange das keine Auswirkung auf das NatureMade-Kontingent hat. Wenn sich das Brot gut verkauft, würden sie weitere Sorten ins Programm nehmen und eventuell Bunny‘s’ Brot sogar in ihren Läden in Connecticut und Massachusetts anbieten.
    Matt lächelt beim Reden, er ist ein guter Verkäufer. Seine Stimme ist dunkel und selbstsicher, und er hält die ganze Zeit Augenkontakt. Gott, wie sehr er mich an Jimmy erinnert! Nicht nur sein Aussehen, auch sein souveränes Auftreten. Er hat einen konkreten Plan, einen sehr guten, und das weiß er.
    „Und was ist mit unseren eigenen Verkäufen?“, fragt Mom misstrauisch. „Wir werden selbstverständlich nicht aufhören, unser Brot zu verkaufen.“
    „Wir würden Sie bitten, die Anzahl der Brote und die Sorten etwas zu reduzieren. Und natürlich würden wir eine Werbekampagne in allen Zeitungen von Rhode Island schalten, außerdem Radiowerbung machen. Ich könnte mir vorstellen, dass Sie dadurch eine Menge Neukunden gewinnen.“
    Mom zischt missbilligend, widerspricht ihm aber nicht.
    Er fischt eine Visitenkarte aus der Brusttasche und legt sie auf den Tisch. „Mir ist klar, dass Sie erst in Ruhe darüber reden müssen. Darf ich Sie in einigen Tagen anrufen?“
    „Klar“, sage ich. „Das wäre toll.“
    Er schüttelt Moms Hand zuerst, womit er einige Sympathiepunkte für seine guten Manieren sammelt, dann meine. Er hält sie etwas zu lange fest. „Tut mir leid, dass ich Sie so erschreckt habe.“ Er lächelt leicht, mein Magen beginnt auf gar nicht einmal unangenehme Weise zu flattern.
    „Ist ja nicht Ihre Schuld.“ Könnte sein, dass ich rot geworden bin.
    „Schön, Sie beide kennenzulernen“, sagt Matt. „Und wenn es nicht zu viel Mühe macht, hätte ich gern zwei Quarktaschen für die Fahrt.“
    „Ich hole sie“, grummelt Mom und steht auf.
    Verwirrt bleibe ich am Tisch sitzen und spiele mit Matts Visitenkarte, während mein Tee kalt wird. Im ganzen Bundesstaat Brot zu verkaufen wäre eine riesige Finanzspritze fürs Bunny‘s. Riesig!
    Aber in Wahrheit denke ich im Moment weniger an das Brot.
    „Ich mag ihn nicht“, verkündet Mom, als sie eine Minute später durch die Schwingtür stürmt.
    „Warum nicht?“
    „Zu glatt.“ Sie wischt einen eingebildeten Fussel vom Revers ihres Blazers. „Hast du seinen Anzug gesehen? Armani, glaube ich.“
    „Du ziehst dich doch auch immer an wie Michelle Obama, Mom“, bemerke ich. Sie entgegnet nichts. „Er sieht wirklich aus wie Jimmy, oder?“
    „Ach, so sehr nun auch wieder nicht.“
    „Mom. Er sieht aus wie ein Bruder von Jimmy.“
    „Und?“
    „Nichts und. Es ist einfach so.“ Ich schweige eine Weile. „Es war irgendwie … tröstlich, ein Gesicht zu sehen, das Jimmys so ähnlich ist. Das ist alles.“
    Die Augen meiner Mutter füllen sich mit Tränen. Sie beugt sich vor und umarmt mich, was selten vorkommt. „Es stimmt. Er sieht wirklich genau wie Jimmy aus.“ Sie sinkt auf den Stuhl und trocknet sich die Augen.
    „Gab es mal jemanden, der dich an Daddy erinnert hat?“, frage ich.
    Sie starrt versunken in Erinnerungen

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