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Lucy kriegt's gebacken

Lucy kriegt's gebacken

Titel: Lucy kriegt's gebacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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schwarzen Witwen dann in der Lage sein werden, einen neuen Pächter zu finden. Es ist halb neun, ganz Mackerly ist still. Tante Boggys Trauerfeier war heute das Ereignis in dieser Stadt. Und da ist das Bunny’s. Wir sehen uns gleich, denke ich und freue mich schon aufs Brotbacken, das wie Balsam für mich ist - der süße Duft von Hefe, die Wärme der Öfen. Komisch, dass man einen Laden so mögen kann, aber ich liebe die Bäckerei wirklich. Ich wünschte nur, dass sie nicht langsam zugrunde gehen würde.
    Ich umrunde den Park, fahre mit der Hand an der Steinmauer entlang, die raue Oberfläche kratzt an meinen Fingerspitzen. Es ist kühler geworden, meine Ohren werden langsam kalt. Eine Möwe schreit, traurig und schrill, und der Geruch des Meeres bei Niedrigwasser würzt die Luft. Der Wind fährt durch den Hohlraum unter der Brücke, und ein verlorenes, sanftes Jammern erklingt. Oder vielleicht ist es ja auch Captain Cooks Frau.
    Ich gehe direkt zu Ethan. Er öffnet beim ersten Klopfen.
    „Hey“, sagt er. Er hat die Anzugjacke ausgezogen und sein Hemd aufgeknöpft. Er tritt lächelnd zurück, um mich hineinzulassen. Ich rühre mich nicht, weil in meinem Kopf plötzlich der Schleudergang eingeschaltet ist. „Komm rein, Lucy. Möchtest du ein Glas Wein?“
    „Klar. Danke.“
    Als Ethan in die Küche geht, um den Wein einzuschenken, blicke ich mich im Wohnzimmer um. Seine Wohnung ist exakt wie meine geschnitten, aber da sie sich ein Stockwerk höher befindet, ist der Ausblick besser. Jetzt allerdings gibt es nur ein paar verstreute Lichter der Stadt zu sehen und das weite schwarze Meer dahinter. Ein winziges Licht flackert am Horizont - ein Fischerboot. Jemand ist heute Nacht da draußen, schaukelt auf dem Wasser. Dort scheint es so behaglich zu sein, weit weg vom Ufer. Blaues Flimmern aus dem Haus der Aronsons deutet darauf hin, dass die beiden vor dem Fernseher sitzen. Rose hat letzten Monat für ihren fünfzigsten Hochzeitstag die Torte gebacken. Fünfzig Jahre.
    Ich drehe mich um und zucke zusammen, als Ethan mit zwei Gläsern in der Hand vor mir steht. „Bitte schön“, sagte er und reicht mir ein Glas. Unsere Hände berühren sich, meine Finger kalt an seiner Haut. „Auf Tante Boggy.“ Wir stoßen an.
    „Auf Boggy.“ Dann probiere ich den Wein. Rotwein, Cabernet, glaube ich, er könnte einen ausgewogenen Körper haben und einen komplexen, vollen Geschmack, aber so genau weiß ich das nicht, weil ich das Glas mit einem Schluck hinunterschütte. Ich stoße den Atem aus.
    Ethan hebt die Augenbrauen. „Musst du dir Mut antrinken?“ Seine Mundwinkel springen nach oben.
    „Vielleicht.“ Ich setze mich auf seine Couch. Es ist eine hübsche Couch. Braunes Leder. Ethan hat seine Wohnung bei einem einzigen Besuch bei Restoration Hardware komplett eingerichtet. Überwiegend dunkle Möbel, sehr hübsch, sehr stabil. Von den vielen Fotos abgesehen (überwiegend Nicky, ein paar mit Nicky und Parker, und sogar eines, wo sie alle drei zu sehen sind) wirkt die Wohnung wie direkt aus einem Katalog. Er setzt sich in den gegenüberstehenden Sessel.
    „Du hast gar kein Foto von Jimmy“, stelle ich fest. Das habe ich natürlich schon früher bemerkt und auch kommentiert.
    „Ich werde mal meine Mom um eines bitten. Jetzt, wo ich wieder richtig hier wohne.“
    „Du musst ihn vermissen.“
    Ethan schaut mich einen Moment lang an. „Ja.“ Er stellt das Weinglas auf dem Couchtisch ab. „Möchtest du über Jimmy reden? Oder lieber über dich und mich?“
    Mein Herz macht einen abscheulichen Salto. „Das hängt irgendwie miteinander zusammen, oder nicht?“
    Ethan nickt. „Ich schätze schon.“
    „Ich bin die Frau deines Bruders, Ethan. Bist du sicher, dass du mit mir zusammen sein willst? Wir schleppen da ganz klar eine Menge Gepäck mit uns herum.“
    „Du bist die Witwe meines Bruders, Lucy“, korrigiert er mich, und seine Stimme klingt etwas scharf. „Wir begehen hier keinen Ehebruch.“
    „Ich weiß , Ethan„, erwidere ich ähnlich scharf. “Aber trotzdem ist das auch keine normale Situation.“
    Einen Moment lang rührt er sich nicht, dann setzt er sich so neben mich, dass er mir ins Gesicht schauen kann, und legt eine Hand in meinen Nacken. „Wie soll das also laufen, diese Sache zwischen uns?“, fragt er sanft.
    Ich will überhaupt nicht, dass da etwas läuft, Ethan, ich bin starr vor Angst . Ich riskiere einen Blick in seine liebevollen braunen Augen. „Du musst mir schwören, dass wir Freunde

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