Lucy & Olivia - Allerliebste Vampirschwester: Band 1 (German Edition)
Schließfächern, als Sophia sie mit dem Ellbogen anstieß und sagte: »Sieht so aus, als würde das neue Häschen gleich plattgemacht.«
Olivia Abbott stand am Ende des Gangs neben dem Eingang zu den Toiletten. Sie war von vier Jungen in schwarzen Heavy-Metal-T-Shirts umringt.
Oh nein , dachte Lucy.
Es waren die Bluthunde. Bevor sie wusste, was sie tat, rauschte Lucy auf die Gruppe zu.
»Frischfleisch«, hörte sie einen der Jungen sagen.
»Jo, Alter«, gluckste ein anderer. »Mit Ketchup. Ob sie wohl Horrorstorys mag?« Sie grölten alle vier.
Lucy sah, dass Olivia zum ersten Mal kein Lächeln auf den Lippen hatte. Ihre Blicke trafen sich über den Schultern der Jungen hinweg. Olivia sah teils verwirrt, teils verängstigt aus.
Lucy biss die Zähne zusammen. Die Nacht war ihr Zeuge, sie würde auf keinen Fall zulassen, dass dieses Mädchen von den größten Grufti-Losern der Stadt lebendig verspeist würde.
»Verpisst euch und fahrt zur Hölle, ihr Bluthunde!«, knurrte sie, wobei sie die Jungen zur Seite schob und vor Olivia trat. »Warum spukt ihr nicht auf einem Supermarktparkplatz rum?«
»Hast du ein Problem, Vega?«
»Du bist mein Problem, du Ratte! Und jetzt haut ab!« Lucy schoss ihren Todesblick ab. »Ich hab gesagt, ihr sollt euch verpissen!«
Die Bluthunde lachten unbehaglich, bevor sie durch den Gang davonschlichen.
»Ich bin ja so froh, dass du aufgetaucht bist«, platzte Olivia heraus. »Ich weiß noch nicht mal, wie du heißt, aber du bist schon jetzt meine Lieblingsmitschülerin!«
Lucy stellte sich vor.
»Und mach dir keine Sorgen wegen der Bluthunde«, sagte sie. »Die sind harmlos. Sie tun zwar gefährlich, aber sie riechen gruseliger als sie sind.«
»Du scheinst jedenfalls zu wissen, wie man mit ihnen umgehen muss«, bemerkte Olivia.
»Ja, zum Glück«, sagte Lucy. »Nachdem ich für immer und ewig mit ihnen zu tun haben werde.«
Olivia lachte. »Wie auch immer, danke schon zum zweiten Mal heute, Lucy Vega. Du hast mir wirklich sehr geholfen.«
Das seltsame Gefühl überkam Lucy erneut so heftig, dass sie beinahe stolperte. Ganz plötzlich ging ihr auf, warum ihr das neue Mädchen so bekannt vorkam.
Sie sieht mir unheimlich ähnlich , dachte Lucy. Mehr als ähnlich – sie sieht fast so aus wie ich!
Übelkeit stieg in ihr hoch und ihre Knie zitterten. Gleich würde sie sich entweder übergeben oder mitten auf dem Gang ohnmächtig werden. Brendan würde sie auf dem Linoleumboden ausgestreckt daliegen sehen, ihr Gesicht leichenblass, ihre schwarzbestrumpften Beine verdreht wie die einer Puppe.
Olivia redete immer noch, aber das Dröhnen in Lucys Kopf war so laut, dass sie nichts anderes mehr hörte.
»Bis später«, krächzte Lucy. Und schnell wie eine Fledermaus huschte sie ins Mädchenklo.
Na, großartig , dachte Olivia. Ich hab’s übertrieben. Warum musste sie auch immer so viel reden, wenn sie neue Leute kennenlernte? Diese Lucy bemühte sich ganz offensichtlich, nett zu ihr zu sein, und sie quatschte ihr gleich die Ohren voll. Die Arme hatte so ausgesehen, als müsste sie sich gleich übergeben.
Trotzdem fragte sich Olivia, warum Lucy Vega sich die Mühe gemacht hatte, ihr zu helfen. Schließlich war Lucy ein waschechter Grufti. Dass jemand wie sie gleich zweimal an einem Morgen nett zu jemandem wie Olivia war, war zumindest ungewöhnlich.
Wie auch immer… als Nächstes hatte Olivia Sport. Sie musste den Umkleideraum finden und sich so schnell wie möglich umziehen. Der Schulleiter hatte gesagt, dass Mrs Barnett, ihre Sportlehrerin, auch die Trainerin des Cheerleading-Teams war, und Olivia wollte einen tollen ersten Eindruck hinterlassen.
»Du hast keine Socken an, Olivia Abbott«, sagte Mrs Barnett weniger als sieben Minuten später streng. Olivia hatte kaum Gelegenheit gehabt, sich vorzustellen. »Du
bist hier im Sportunterricht, junge Dame. Wie willst du vernünftig Sport treiben, wenn deine Füße nicht richtig geschützt sind?«
Olivia versuchte, weiterhin zu lächeln. Das war gar nicht so einfach, wenn man gleichzeitig eifrig nickte.
»Ich bin ganz Ihrer Meinung«, sagte sie aufrichtig. »Seit meinem achten Lebensjahr bin ich bei den Cheerleadern und kenne genau die Gefahren von schmerzhaften Blasen und unerwünschtem Fußpilz. Ich verspreche Ihnen, dass ich meine Socken nicht mehr vergessen werde, Madam.«
Mrs Barnett nickte widerwillig.
Es gibt keine Sportlehrerin auf der ganzen Welt, die nicht gerne Madam genannt wird , dachte Olivia.
Nachdem
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