Lucy & Olivia - Das Vampirgeheimnis
tränenverhangenen Augen zur Decke hoch. »Da steht nur, dass mich jemand anonym bei der Adoptionsagentur ausgesetzt hat.«
»Mit einem Zettel, auf dem dein Name und dein Geburtsdatum standen«, fügte ihre Mom hinzu. Dann lächelte sie und drückte Olivias Hand. »Du weißt, dass mir dein Name immer ausgesprochen gut gefallen hat.«
»Vergiss den Ring nicht«, sagte Olivia, wackelte mit ihrem Finger und zwang sich zu einem Lächeln.
»Und der Ring«, pflichtete ihre Mutter ihr bei, stand auf und kam um den Tisch herum, um Olivia fest in den Arm zu nehmen. Olivia vergrub ihr Gesicht an ihrer Schulter.
»Ich hab dich so lieb, mein Schatz«, flüsterte ihre Mom, und Olivia fühlte sich ein kleines bisschen besser. Dann warf ihre Mutter einen Blick auf die Uhr über dem Herd. »Der Mom-Express zur Schule fährt in exakt 15 Minuten ab«, sagte sie neckisch. »Und du hast dir noch nicht die Haare gerichtet.«
Olivia grinste unter Tränen.
»Warum machst du dich nicht fertig, während ich Ednas Sachen wegräume?«, schlug Mrs Abbott vor.
»Danke, Mom«, willigte Olivia ein und trottete die Treppe hoch, um sich die Haare zu stylen.
Zwanzig Minuten später starrte Olivia aus dem Autofenster, als ihre Mutter sie zur Schule fuhr. Ihr Kopf summte immer noch vor Fragen über ihre leiblichen Eltern: Wer waren sie? Warum haben sie uns weggegeben? Haben sie sich geliebt, so wie Edna und der Herzog?
Zwei Häuserblocks von der Schule entfernt, fiel Olivia eine schwarz gekleidete Person auf, die weiter vorne auf dem Bürgersteig ging. Sogar von hinten erkannte Olivia ihre Zwillingsschwester Lucy.
»Ich steig hier aus«, platzte Olivia heraus.
Sie wollte unbedingt mit ihrer Schwester reden, aber sie durfte auf keinen Fall riskieren, dass ihre Mom Lucy aus der Nähe sah. Sonst wäre ihr womöglich die Ähnlichkeit aufgefallen.
»Warum?«, fragte ihre Mutter.
Olivia zögerte. »Wegen der frischen Luft …«, versuchte sie es.
Zu ihrer großen Erleichterung fuhr ihre Mutter, ohne weitere Fragen zu stellen, rechts ran. Olivia umarmte sie zum Abschied und stieg aus. Sie wartete, bis ihre Mom weggefahren war, dann rief sie: »Lucy! Warte auf mich!«
Lucy drehte sich mit mürrischem Gesichtsausdruck um und schüttelte Dreck von ihrem Schuh, als sie darauf wartete, dass Olivia sie einholte.
»Du siehst ja nicht gerade glücklich aus«, bemerkte Olivia.
»Bin ich auch nicht«, erwiderte Lucy ausdruckslos.
»Was ist denn los?«
»Ich hab immer noch kein Zitat für Serena Star«, erklärte Lucy. »Aber reden wir nicht von mir. Was ist mit dir los?« Olivia sah sie fragend an, und Lucy sagte: »Nur, weil du immer so strahlst, heißt das nicht, dass ich nicht merke, wenn du Trübsal bläst.«
Olivia lächelte, während sie und ihre Schwester begannen, langsam nebeneinanderher zu gehen.
»Camilla und ich drehen einen Dokumentarfilm für Medienkunde«, hob Olivia an.
»Ich hab die Bluthunde an ihrem arbeiten sehen«, sagte Lucy und nickte. »Offenbar will Garrick aus Charlotte Brown einen Filmstar machen.«
»Ja.« Olivia seufzte. »Na ja, Camilla und ich machen unseren Film über diese Verwandte meiner Mutter, von der ich bisher nicht mal wusste, dass es sie gab: ihre Großtante Edna. Sie ist vor Kurzem gestorben, und es
hat sich rausgestellt, dass sie meiner Mutter ihre Liebesbriefe und noch ein paar andere Sachen vermacht hat. Unter anderem ein Collier mit Diamanten und Rubinen, das dir bestimmt gefallen würde.«
»Echt?«, freute sich Lucy, und ihre Augen leuchteten auf. »Das klingt doch genial.«
»Ist es auch«, stimmte Olivia ihr zu.
»Und was ist dann nicht in Ordnung?«
Olivia seufzte. »Denkst du manchmal an unsere leiblichen Eltern, Lucy?«
»Jedes Mal wenn mein Vater mich wahnsinnig macht«, sagte Lucy und lächelte.
»Ich mein’s ernst«, entgegnete Olivia. »Dieser ganze Kram mit Großtante Edna hat mich zum Nachdenken gebracht – über unsere Familie und unsere Geschichte und das alles. Ich liebe meine Mom und meinen Dad wirklich. Und ich bin total glücklich, dass sie mich adoptiert haben, aber ich würde mir so sehr wünschen, etwas über unsere leiblichen Eltern zu erfahren. Wer weiß: Vielleicht haben wir irgendwo noch Großeltern oder Tanten und Onkel, Cousins und Cousinen. Wir könnten eine Riesenfamilie haben, von der wir gar nichts wissen!«
»Ich hab viel über unsere Eltern nachgedacht, als wir uns begegnet sind«, gestand Lucy. »Ich bin froh, dass mein Vater wirklich großartig ist und
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