Lucy & Olivia - Die Vampirprüfung
Daniels schnell. »Das war nur Teil deines kleinen Spiels.«
»G … ganz schön blühende Fantasie«, stammelte Mr Daniels und kam herein.
Plötzlich begannen Bethany die Tränen übers Gesicht
zu laufen und ihre Schnurrhaare zu verschmieren. »Werd ich jetzt verurteilt?«, heulte sie.
Mrs Daniels beugte sich herab, um sie zu trösten, während alle anderen den Blick abwandten. Olivia fühlte sich furchtbar. Bethany würde ihres Lebens nicht mehr froh werden, wenn Olivia sie nicht heraushaute. Sie rückte näher und nahm die Hand des kleinen Mädchens.
»Es gibt gar keine Vampire, ich schwör’s!«, schluchzte Bethany. Sie schüttelte heftig den Kopf und sah Olivia mit tränennassem Gesicht an.
»Schon gut, Bethany«, erwiderte Olivia sanft. »Ich wusste sowieso Bescheid.«
Wir werden gepfählt!, befürchtete Lucy, und das Herz sank ihr in die Hose. Sie wartete nur noch darauf, dass sich Entsetzen auf den Gesichtern von Brendans Eltern ausbreitete. Stattdessen wechselten Mr und Mrs Daniels einen wissenden Blick.
Mr Daniels ging vor seiner Tochter in die Knie. »Meine Nachtigall«, sagte er, »du darfst nie, wirklich niemals über Vampire sprechen!« Er warf Olivia einen Blick zu. »Erst recht nicht, wenn jemand dabei ist, von dem du nicht absolut sicher bist, dass es einer von uns ist. Hast du das verstanden?«
Bethany nickte und wischte sich die Nase mit dem Ärmel ab.
Mr und Mrs Daniels wandten sich an Lucy.
Brendans Eltern werden mich auf ewig hassen! , war sie sich sicher. »Ich wollte das Oberste Gesetz nicht brechen!« , platzte sie heraus.
»Natürlich nicht«, reagierte Mrs Daniels verständnisvoll. »Aber wie hättest du das vermeiden können? Olivia ist immerhin deine Zwillingsschwester.«
Brendan tauchte hinter Lucy auf und drückte ermutigend ihre Schulter.
»Das ist ein Sonderfall«, pflichtete Mr Daniels seiner Frau bei.
Lucy merkte, wie sich Erleichterung in ihr breitmachte. Es war, als würde sie aus der heißen Sonne in den kühlen Schatten treten.
»Weißt du noch, als das Geheimnis das letzte Mal an einen Menschen verraten wurde, Marc?«, fragte Mrs Daniels.
»Und ich dachte, ich wäre die Einzige«, sagte Olivia nervös.
»Es kommt zwar sehr selten vor«, räumte Mr Daniels ein, »aber eine Handvoll Menschen sind in das Blutgeheimnis eingeweiht worden.«
»Es gab natürlich eine Zeit, als jeder, der von der Existenz von Vampiren erfuhr, umgebracht wurde«, fuhr Mrs Daniels fort. Lucy merkte, wie ihre Schwester blass wurde. »Aber das hat sich inzwischen geändert.«
»Wie war das denn beim letzten Mal?«, fragte Lucy nach.
»Er hieß Karl Lazar«, sagte Mr Daniels und strich sich übers Kinn. »Die Geschichte verursachte einen ziemlichen Skandal in der schwarzen Presse, weil er der Sohn eines Vampirgrafen war. Und Karl hat nicht nur das Oberste Gesetz gebrochen, sondern auch das Zweite.«
»Er hat sich in einen Menschen verliebt«, erklärte Mrs Daniels.
Das muss auch unseren Eltern passiert sein, dachte Lucy.
»Igitt!«, rief Bethany aus.
»Und was ist mit ihm passiert?«, fragte Lucy unbehaglich.
»Der Lazar-Clan gehörte zu denjenigen, die sich ganz vehement für eine Trennung zwischen Vampiren und Menschen aussprachen«, sagte Mr Daniels. »Etwas Schlimmeres konnten sie sich also gar nicht vorstellen.«
Lucy musste an ihren Vater denken und daran, dass er sich weigerte, Olivia kennenzulernen.
»Karl tauchte schließlich unter und lebte mit seiner menschlichen Lebensgefährtin zusammen. Zu seiner Gemeinschaft und seiner Familie brach der Kontakt völlig ab«, schloss Mrs Daniels.
Lucy hatte das Gefühl, als sei ein kleiner Stein in ihrem Magen bis auf den finsteren Grund geplumpst.
Werde ich wegen der Beziehung zu meiner Schwester auch als Außenseiterin enden? , überlegte sie.
Mrs Daniels sah ihre Kinder zärtlich an. »Ich weiß nicht, wie Eltern es ertragen können, sich so von ihren eigenen Kindern loszusagen.«
Ein paar Minuten später winkte Mr Daniels Lucy unauffällig zu sich nach draußen an den Grill. Sie eilte hinaus. Mr Daniels wendete gerade Steaks. Mit seiner Zange deutete er auf eine unappetitliche braune Scheibe in einer Ecke.
»Hast du eine Ahnung, wie man diese vegetarischen Hamburger brät?«, fragte er leise.
Lucy zuckte entschuldigend mit den Schultern.
»Was die Menschen so für appetitlich halten«, murmelte Mr Daniels. »Unvorstellbar!« Der Rauch, der um seinen Kopf herum aufstieg, ließ seine wilde graue Mähne noch länger
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