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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Privatleben geht nur sie was an, aber ich war sicher, daß sie drauf und dran waren, mich umzubringen, Lucy.«
    »Aber getan haben sie es nicht, oder?« fragte ich freundlich.
    »Nein, anscheinend nicht.«
    Mit einem Mal entspannte er sich.
    »Hast recht.« Er grinste. »Großer Gott, ich dachte, du würdest nie mehr ein Wort mit mir sprechen. Es ist mir ja so peinlich ...«
    »Dir ist es peinlich...« schnaubte ich.
    Dann lachte ich, und er mit. Vielleicht war das ja eine jener Geschichten, die wir unseren Enkeln erzählen würden (»Opa, Opa, erzähl uns, wie sie dich mal aus Omas Büro geschmissen haben...«). Eigentlich ein historischer Augenblick.
    »Hoffentlich hab ich dir nicht ziemliche Schwierigkeiten gemacht«, sagte Gus besorgt. »Könntest du jetzt deinen Job verlieren?«
    »Nein«, sagte ich. »Da besteht keine Gefahr.«
    »Bist du sicher?«
    »Ganz sicher.«
    »Wie kannst du so sicher sein?«
    »Weil ich nie Glück hab.« Darüber lachten wir beide ein bißchen.
    »Dann komm.« Lächelnd legte er mir den Arm um die Taille und schob mich die Treppe hinunter. »Jetzt gehen wir irgendwo hin, wo es nett ist, und ich hau ordentlich Geld für dich auf den Kopf.«

34
    E s war ein großartiger Abend. Zuerst ging er mit mir in eine Kneipe und besorgte mir etwas zu trinken. Er bezahlte es sogar.
    Als er vom Tresen zurück war und sich neben mich gesetzt hatte, angelte er etwas aus seiner Plastiktüte und schenkte mir einen kleinen Strauß zerquetschter Blumen. Obwohl sie nicht mehr besonders frisch aussahen, war zu erkennen, daß er sie in einem Laden gekauft und nicht aus jemandes Vorgarten gestohlen hatte, was mich natürlich sehr freute.
    »Danke, Gus«, sagte ich. »Sie sind wunderschön.« Das waren sie auf ihre zerzauste Art tatsächlich.
    »Aber das wäre doch nicht nötig gewesen«, fuhr ich fort.
    »Doch, natürlich war das nötig«, widersprach er. »Bei einer wunderschönen Frau wie dir.«
    Er lächelte mich an und sah dabei so gut aus, daß mein Herz zu klopfen begann. Eine Welle des Glücks durchströmte mich, und alles schien plötzlich zu stimmen. Ich war richtig froh, daß ich mich nicht durch die Hintertür verdrückt hatte.
    »Das ist noch nicht alles«, sagte er, fuhr wieder mit der Hand in die Tasche und zog wie der Weihnachtsmann ein Päckchen heraus. Das Einwickelpapier war mit Säuglingen, Windeln und Störchen bedruckt.
    »Das mit dem Papier tut mir leid, Lucy«, sagte er betreten. »Ich hab im Laden gar nicht gemerkt, was da drauf ist.«
    »Äh... ist schon okay«, beruhigte ich ihn und riß es auf. Es war eine Schachtel Pralinen.
    »Dank dir«, sagte ich entzückt. Ich war begeistert, daß er sich solche Mühe gemacht hatte.
    »Da kommt noch mehr«, kündigte er an und begann erneut, in der Tasche zu kramen. Dabei verschwand sein Arm bis zum Ellbogen, so daß ich unwillkürlich an eine Szene aus einem Film denken mußte, in der sich der Tierarzt an einer Kuh zu schaffen macht.
    Wenn das der kleine Fusselsauger für das Sofa ist, sterb ich vor Lachen, dachte ich. Daß Gus aufgrund unserer Unterhaltung im Pizza-Lokal am Sonntag abend so aufmerksam Geschenke ausgesucht hatte, rührte mich wirklich.
    Bestimmt mag er mich, dachte ich. Er mag mich sicher, wenn er sich so ins Zeug legt. Ich schwebte vor Glück im siebten Himmel.
    Schließlich zog er ein kleines Päckchen heraus, das ebenfalls in Storchenpapier eingewickelt war.
    Es war so groß wie eine Streichholzschachtel, der Fusselsauger konnte schon mal nicht darin sein.
    Schade. Meredia wäre ziemlich beeindruckt gewesen, aber das ließ sich jetzt auch nicht ändern. Aber was war’s?
    »Ich konnte mir den Mantel nicht am Stück leisten«, sagte er, als ob das irgendwas erklärt hätte, »deshalb kauf ich ihn dir ratenweise.«
    Er lachte, als ich ihn verwirrt ansah, und sagte: »Mach’s nur auf.«
    Ich öffnete das Päckchen. Es war ein kleiner Schlüsselanhänger mit einem Stück Fell daran.
    Wie lieb! Er hatte sich an den Pelzmantel erinnert.
    »Hoffentlich bringt er dir Glück«, sagte er. »Ich glaub, es ist Hobel.«
    »Vielleicht meinst du Zobel«, sagte ich freundlich.
    »Ja, möglich«, sagte er. »Es könnte aber auch Kamin sein. Aber mach dir jedenfalls keine Sorgen, Lucy. Ich weiß, daß sich manche Leute über Pelze aufregen, weil dafür Tiere umgebracht werden – ich denke anders darüber, schließlich komm ich vom Land –, aber für diesen kleinen Schlüsselanhänger hat kein Tier sein Leben lassen

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