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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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mochte ihn so sehr und hatte so große Hoffnungen auf ihn gesetzt.
    Aber eine leise Stimme flüsterte mir zu, daß ich ihn am Haupteingang warten lassen und durch die Hintertür verschwinden könnte. Einen Augenblick erfüllte mich diese Vorstellung mit ungeheurer Erleichterung, bis mir der Gedanke kam, daß er wahrscheinlich den ganzen Abend da warten und dann am nächsten Morgen zurückkommen und bis in alle Ewigkeit warten würde, bis ich endlich auftauchte.
    Was soll ich nur tun? überlegte ich.
    Ich beschloß, den Stier bei den Hörnern zu packen. Ich würde zum Haupteingang gehen, nett zu ihm sein und so tun, als wäre nichts vorgefallen.
    Als ich meine vierte und letzte Schicht Wimperntusche aufgetragen hatte, war ich bedeutend beherrschter. Das Auftragen von Lippenstift, Grundierung und Lidstrich scheint enorm beruhigend zu wirken.
    Die Beziehung zwischen Gus und mir machte einfach ihre Kinderkrankheiten durch, das war alles. Wir waren beide ein bißchen nervös. So was ist am Anfang völlig normal.
    Ich erinnerte mich an Samstag abend und an mein Glücksgefühl, als ich ihn kennenlernte. Ich erinnerte mich an den herrlichen Sonntag, daran, daß wir so vieles gemeinsam hatten, daß er alles war, was ich mir je gewünscht hatte, daran, wie er mich zum Lachen gebracht hatte und mich zu verstehen schien.
    Wie kann ich auch nur im Traum daran denken, ihn sitzenzulassen? fragte ich mich. Noch dazu, wo es ihm wider Erwarten gelungen war, (mehr oder weniger) zur rechten Stunde am rechten Tag und am rechten Ort zu erscheinen. Mitgefühl und Vergebungsbereitschaft traten an die Stelle meiner Wut. Armer Gus, dachte ich. Er konnte nichts dafür. Er war wie ein Kind – woher sollte er die im Palast der Firma Metall- und Kunststoffgroßhandel geltenden Spielregeln und Vorschriften kennen?
    Wahrscheinlich war das Ganze auch für ihn schrecklich gewesen. Es hatte ihn vermutlich entsetzlich mitgenommen. Harry und Winston waren vierschrötig und kräftig und dürften Gus einen gehörigen Schrecken eingejagt haben.
    Als ich ihn schließlich abholte, war nicht nur ich sehr viel ruhiger, auch er schien wie ausgewechselt. Er wirkte viel normaler, viel vernünftiger, viel erwachsener und so, als ob er die Situation im Griff habe.
    Er stand auf, als er mich kommen sah. Die unschickliche Kürze meines Kleides war mir ebenso bewußt wie die aufmerksamen Blicke der anderen Angestellten, die sich um den Ausgang drängten, um das Gebäude so rasch wie möglich zu verlassen.
    Gus ließ kurz seinen Blick anerkennend auf mir ruhen, dann sagte er mit Trauermiene: »Du bist also zurückgekommen, Lucy? Ich hatte schon Angst, daß du dich durch den Hinterausgang davonschleichst.« Sein Gesicht war weiß und besorgt.
    »Der Gedanke ist mir kurz gekommen«, gab ich zu.
    »Ich kann dir das nicht übelnehmen«, sagte er kläglich.
    Dann räusperte er sich und ließ eine Entschuldigungsszene vom Stapel, die er offensichtlich einstudiert hatte, während ich in der Damentoilette wutschnaubend und rasch Schicht um Schicht Make-up aufgetragen hatte.
    »Lucy, ich kann dich nur aus tiefstem Herzen um Entschuldigung bitten«, sagte er. »Ich hatte nicht die Absicht, was falsch zu machen und hoffe, daß du es über dich bringst, mir zu verzeihen und...« So fuhr er endlos fort und sagte, selbst, wenn ich ihm verzeihen könnte, sei er nicht sicher, ob er sich selbst je verzeihen werde usw. usw.
    Ich wartete das Ende seiner Litanei ab. Seine Selbstzerfleischung ereichte ungeahnte Höhen, seine Miene wurde immer leidender. Er wirkte ein wenig zu geknickt und peinlich berührt. Auf einmal fand ich den ganzen Vorfall urkomisch.
    Was ist daran eigentlich so wild? fragte ich mich und war außerstande, ein Lächeln zu unterdrücken, als mir klar wurde, wie lachhaft das Ganze war.
    »He!« sagte Gus mitten in seiner übertriebenen Selbstzerfleischung. »Was ist daran so lustig?«
    »Nichts«, lachte ich. »Aber du sahst aus, als würde man dich zu deiner Hinrichtung schleppen, und Harry und Winston haben sich aufgeführt, als wärst du eine Art gefährlicher Gewaltverbrecher...«
    »Ich konnte das nicht lustig finden«, sagte Gus gekränkt. »Mir ist das Ganze vorgekommen wie in Zwölf Uhr nachts. Ich hab gedacht, die lochen mich ein und foltern mich, und ich hatte Angst, nicht heil zu bleiben.«
    »Aber Harry und Winston würden keiner Fliege was zuleide tun«, beruhigte ich ihn.
    »Was die mit Insekten machen, geht mich nichts an«, sagte er entrüstet. »Ihr

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