Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
Vom Netzwerk:
müssen.«
    »Aha.«
    Es war also kein Zobel. Und auch kein Hobel. Nicht mal Kamin. Aber das war egal. Und es hatte den Vorteil, daß ich vor militanten Tierschützern und ihren Eimern voll roter Farbe sicher war.
    »Vielen Dank, Gus«, sagte ich überwältigt. »Vielen Dank für all die wunderbaren Geschenke.«
    »Nichts zu danken, Lucy«, sagte er.
    Dann zwinkerte er mir bedeutungsvoll zu. »Möglicherweise ist das noch nicht alles – vergiß nicht, daß der Abend noch jung ist«, grinste er.
    »Ah, ja«, murmelte ich errötend.
    Vielleicht passiert es heute abend, dachte ich und spürte ein Kribbeln in der Magengrube.
    »Sag mal«, kicherte ich – ich wollte das Thema wechseln –, »was zum Teufel hast du eigentlich mit Mr. Balfours Sessel angestellt?«
    »Mich reingesetzt, wie der Kerl gesagt hat«, antwortete Gus. »Die tun ja gerade so, als hätte ich damit einen heiligen Schrein entweiht.«
    »Immerhin ist Mr. Balfour unser Generaldirektor«, versuchte ich zu erklären.
    »Ja und?« fragte Gus. »Es ist nur ein Sessel, und Mr. Balfour ist auch nur ein Mensch, auch wenn er zehnmal euer Oberbonze ist. Ich versteh nicht, was das ganze Affentheater soll. Ist es nicht schön, daß sie sonst keine Sorgen haben?«
    Da hat er recht, dachte ich. Eine wirklich souveräne Einstellung.
    »Schick die beiden Burschen für ein paar Wochen nach Bosnien, dann werden wir sehen, wie wichtig ihnen der Sessel von Mr. Balfour ist, wenn sie zurückkommen«, fügte er hinzu. »Diesen Mr. Balfour sollte man bei der Gelegenheit am besten gleich mitschicken. Trink aus, Lucy, ich will mit dir Essen gehen.«
    »Mensch, Gus, ich will nicht, daß du dein ganzes Geld für mich ausgibst«, wandte ich ein. »Mein schlechtes Gewissen würde mich umbringen.«
    »Lucy, sei ruhig, du ißt, was du kriegst. Ich spendier es dir, und damit ist der Fall erledigt.«
    »Nein, Gus, das kann ich wirklich nicht annehmen. Du hast mir all diese Sachen geschenkt und für mich den Drink bezahlt. Laß mich bitte wenigstens das Essen übernehmen.«
    »Nein, Lucy. Ich will nichts davon hören.«
    »Ich bestehe darauf, ich bestehe wirklich darauf.«
    »Tu das«, sagte er. »Es wird dir nichts nützen.«
    »Schluß jetzt, Gus«, sagte ich. »Ich zahle, und damit basta.«
    »Aber Lucy...«
    »Nein«, sagte ich. »Kein Wort mehr.«
    »Wenn du meinst«, sagte er zögernd.
    »Ich meine es«, sagte ich entschlossen. »Wohin wollen wir gehen?«
    »Eigentlich ist mir das gleich. Ich hab da keine hohen Ansprüche. Solange es was zu essen ist, soll’s mir recht sein...«
    »Gut«, sagte ich und ging im Kopf die Möglichkeiten durch. Da gab es dieses wunderbare malaysische Restaurant in der Nähe von...
    »... aber vor allem mag ich Pizza«, fuhr Gus fort.
    »Ach«, sagte ich und pfiff meine Gedanken aus Südostasien zurück. (»Kommt zurück, wir haben es uns anders überlegt.«)
    »Okay, Gus, dann also Pizza.«
    Es war ein vollkommener Abend. Wir hatten einander so viel zu erzählen, daß wir einander mitten im Satz unterbrachen und unsere Worte mit unserer Begeisterung kaum Schritt halten konnten.
    Jeder zweite Satz begann mit »Genau, genau, das denk ich auch« und »Ich kann es nicht glauben – siehst du das auch so?« und »Ich bin ganz und gar deiner Meinung.«
    Gus erzählte von seiner Musik, von all den Instrumenten, die er spielte, und dann, was für Sachen er gern komponierte.
    Es war alles herrlich. Zwar hatten wir schon am Samstag abend viel miteinander geredet und den ganzen Sonntag zusammen verbracht, aber das hier war etwas ganz anderes. Es war unsere erste Verabredung.
    Wir blieben Stunden um Stunden im Restaurant, redeten und hielten über dem Korb mit dem Knoblauchbrot Händchen.
    Wir redeten darüber, wie wir als Kinder gewesen waren und über unsere Gegenwart, und ich hatte den Eindruck, daß Gus alles verstand, ganz gleich, was ich ihm über mich oder irgend etwas sonst sagte. Er würde mich verstehen, wie noch niemand zuvor.
    Ich fing an zu träumen, wie es sein würde, mit ihm verheiratet zu sein. Es wäre zwar nicht gerade eine konventionelle Ehe, aber was für eine Rolle spielte das? Längst waren die Zeiten vorbei, in denen die Frau das Heimchen am Herd spielte und das Haus in Ordnung hielt, um dessen Tür herum die Rosen wuchsen, während der Mann sich dem feindlichen Leben stellte und vom frühen Morgen bis zum späten Abend schuftete.
    Gus und ich würden einander die besten Freunde sein. Ich würde ihn in seinem musikalischen Schaffen

Weitere Kostenlose Bücher