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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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ausgleichende Gerechtigkeit her. Man kann sich nicht darauf verlassen, daß das Karma tut, was es soll, da muß man schon selbst anpacken, wenn man möchte, daß was erledigt wird.«
    »Aber Meredia«, wandte ich ein. »Daß eine Frau verheiratet ist, bedeutet doch nicht automatisch, daß sie auch glücklich ist. Vielleicht verprügelt ihr Alter sie, hat Verhältnisse oder ist ein richtig öder Langweiler. Außerdem könnte sie Witwe oder geschieden sein oder von ihrem Mann getrennt leben.«
    »Mir egal«, schnaubte Meredia. »Jedenfalls hatten die alle ihren großen Tag und konnten im Brautkleid zum Altar marschieren.«
    »Aber falls du denen ihr Glück nicht gönnst, kannst du sie doch am besten damit unglücklich machen, daß du einer von ihnen die Stelle zuschanzt. Sieh doch nur, wie elend es uns allen hier geht.«
    »Versuch nicht, mich rumzukriegen, Lucy«, sagte sie und musterte aufmerksam eine weitere Bewerbung. »Was meinst du: Ist diese Ms. L. Rogers verheiratet oder unverheiratet?«
    »Keine Ahnung. Weil man nicht wissen soll, ob sie Miss oder Mrs. ist, hat sie ja ›Ms.‹ geschrieben.«
    »Todsicher unverheiratet«, fuhr Meredia fort, ohne auf mich zu achten. »Sie hat das nur geschrieben, damit niemand merkt, daß sie keinen abgekriegt hat. Die darf sich von mir aus vorstellen kommen.«
    »Sieh es doch mal so«, regte ich an. »Was ist, wenn wir noch ’ne ledige Kollegin kriegen? Heizt das nicht die Konkurrenz um die paar Männer an, die draußen frei rumlaufen?«
    Das sollte zwar nur ein Scherz sein, doch trat ein Anflug von Entsetzen auf Meredias Gesicht.
    »Großer Gott, du hast recht«, sagte sie. »Daran hatte ich überhaupt noch nicht gedacht.«
    »Es wäre also viel besser«, fuhr ich boshaft fort, »du würdest alle Bewerbungen von Frauen aussortieren und nur die von Männern behalten.«
    Das schien ihr einzuleuchten.
    »Großartig!« rief sie und umarmte mich. »Wirklich großartig!« Ich war richtig froh – alles, womit man den eigentlichen Aufgaben in der Arbeit aus dem Weg gehen konnte, machte die Langeweile erträglicher.
    Meredia sichtete also eifrig den ganzen Stapel und sortierte sämtliche Bewerbungen von Frauen aus, bevor Ivor ins Büro kam.
    Das aber war noch nicht das Ende der Säuberungsaktion. Offenkundig war ihr die Macht über Leben und Tod von Menschen zu Kopf gestiegen.
    »Warum sollten wir uns mit irgendeinem alten Knacker rumschlagen?« fragte sie und ließ ihren Worten Taten folgen: alle Männer über fünfunddreißig kamen rigoros in den Reißwolf.
    Inzwischen war der anfänglich recht hohe Stapel deutlich geschrumpft, und sie dezimierte ihn noch mehr dadurch, daß sie eine Auswahl nach Freizeitinteressen und Hobbys traf.
    »Hm, der hier arbeitet gern im Garten.« Mit den Worten »Und tschüs!« warf sie die Bewerbung beiseite. »Und der hier ist beim Heimatschutz« – zack, flog der nächste Kandidat aus dem Rennen. Zum Schluß waren nur noch vier Männer zwischen einundzwanzig und siebenundzwanzig übrig, die als Freizeitinteressen »Parties«, »Fitneß«, »Mit Freunden ausgehen«, »Urlaub auf den griechischen Inseln« und »Trinken« angegeben hatten. Ich mußte zugeben, daß das vielversprechend aussah.
    Wäre ich zu jenem Zeitpunkt nicht im siebten Himmel und überzeugt gewesen, daß mit Gus alles einfach herrlich sei, hätte mich diese Aussicht begeistert.
    Alle vier stellten sich im Laufe der Woche vor. Um die Zeit, die für die Vorstellungsgespräche angesetzt war, hingen Meredia, Megan und ich am Empfang herum, um sie zu mustern, bevor sie ins Personalbüro geholt wurden, damit Blandina sie fragen konnte, wo sie sich ihrer Einschätzung nach in fünf Jahren befinden würden. (Die richtige Antwort lautete »Am unteren Ende eines Stricks, wenn ich dann hier noch arbeite«, aber das konnten sie nicht wissen. Es war auch unwichtig – wer die Stelle bekam, würde das früh genug merken.)
    Auf einer Skala von null bis zehn gaben wir ihnen Punkte für gutes Aussehen, Knackigkeit des Hinterns, sonstigen Hoseninhalt usw.
    Auch wenn Meredia, Megan und ich selbstverständlich keinerlei Einfluß darauf hatten, ob der Betreffende eingestellt würde oder nicht, hinderte uns das nicht an leidenschaftlichen Meinungsäußerungen. »Mir würde Nummer zwei gefallen«, sagte Megan. »Was meinst du, Louise?«
    »Ich heiße Meredia«, kam die hitzige Antwort. »Ich finde Nummer drei mit Abstand am niedlichsten.«
    »Mir hat zwei besser gefallen«, sagte ich. »Er sieht

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