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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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wirklich nett aus.«
    Megans Favorit war ursprünglich Nummer vier gewesen, der als eins seiner Hobbys »Fitneß« angegeben hatte, doch als er hereinkam, sahen wir auf den ersten Blick und zu unserer großen Betrübnis, daß er unheilbar homosexuell war. Natürlich bekam er die Stelle nicht, denn Ivor war ein ausgesprochener Schwulenfresser. Als er nach dem Vorstellungsgespräch wieder in unser Büro kam, spulte er eine ganze Reihe von Witzen herunter in der Richtung: »Wenn mir ein Geldstück runtergefallen wär – ich hätte mich nicht danach gebückt« oder »Immer schön mit dem Rücken zur Wand, was? Ha, ha«.
    »Aber ernsthaft, Mädels«, fuhr er fort, »’nen Schwulibert können wir hier nicht brauchen.«
    »Warum nicht?« wollte ich wissen.
    Verschämt sagte er: »Und wenn er... und wenn er... scharf auf mich wäre?«
    »Auf Sie?« platzte ich heraus.
    »Ja, auf mich«, sagte er und strich sich die wenigen verbliebenen Haare zurück.
    »Aber der hat gar nicht ausgesehen, als ob er geistig unterbelichtet wär«, sagte ich, was Megan und Meredia mit Kichern quittierten.
    Ivors Augen wurden zu schmalen Schlitzen, aber das war mir egal. Ich war wütend.
    »Was wollen Sie damit sagen, Miss Sullivan?« fragte er kalt.
    »Daß er nicht zwangsläufig scharf auf Sie sein muß, bloß weil er schwul ist und Sie ein Mann sind.«
    Es war eine maßlose Frechheit von ihm, anzunehmen, irgendein Lebewesen, ob Mann, Frau, Kind oder Tier auf dem Bauernhof, könnte sich zu ihm hingezogen fühlen.
    »Aber er wäre scharf auf mich«, murrte Ivor. »Sie wissen doch, wie die sind. Treiben es mit jedem.«
    Wie aus einem Munde ertönte Meredias, Megans und mein Protestgeschrei: »Wie können Sie so was sagen!«, »Faschist!« und »Woher zum Teufel wollen Sie das wissen?«
    »Und wenn er schon einen Freund hat?« fragte Megan. »Wenn er in jemand verliebt ist?«
    »Seien Sie nicht albern«, stotterte Ivor. »Und Sie können alle aufhören, durcheinander zu reden, weil er die Stelle ohnehin nicht bekommt. Er soll sich was in ’nem Frisiersalon oder in einem von diesen neumodischen Designer-Restaurants suchen. Da paßt er viel besser hin.«
    Er ging in sein Büro, knallte die Tür hinter sich zu und ließ uns drei wutschnaubend zurück.
    Nummer zwei, der freundlich lächelnde Siebenundzwanzigjährige, hatte Pech. Man bot ihm die Stelle an, und er verschlimmerte sein Los dadurch, daß er sie annahm.
    Er hieß Jed, und obwohl er nicht am besten von allen aussah, hatte ich, was ihn anging, ein gutes Gefühl. Er strahlte unaufhörlich. Seine Mundwinkel verschwanden in seinem Haaransatz, und seine Augen waren praktisch unsichtbar. Es wäre interessant zu sehen, wie schnell die Arbeit in unserem Büro das herrliche breite Lächeln von seinem Gesicht wischen würde.
    Mr. Simmonds war ganz aufgeregt. »Wunderbar, daß wir noch einen Mann hier haben«, sagte er immer wieder und rieb sich voll Vorfreude die Hände. Wahrscheinlich dachte er an Männergespräche über Autos, stellte sich vor, wie sie mittags gemeinsam ein Bier trinken gingen und er eine mitfühlende Reaktion auslösen konnte, indem er den Blick zum Himmel richtete und »Weiber!« schnaubte.
    Jed fing am Montag nach dem Wochenende an, an dem Gus aus meinem Leben verschwunden war.
    An jenem Morgen erstaunte mich meine Unverwüstlichkeit. Ich stand auf, duschte, zog mich an, ging zur Arbeit, überlegte, was ich bei Gus falsch gemacht hatte. Im großen und ganzen aber ging es mir nicht besonders schlecht, wenn ich mich auch innerlich wie abgestorben fühlte.
    Megan, die gerade von einem Wochenende in Schottland zurückgekehrt war, saß schon auf ihrem Platz. Sie hatte die Reise ganz in australischer Manier bewältigt: warum fliegen, wenn man zwölf Stunden in einem klapprigen alten Bus fahren und dabei fünf Pfund sparen kann? Sie hatte in den achtundvierzig Stunden ihres Aufenthalts etwa zehn Städte besucht, einige Berge bestiegen, ein paar Neuseeländer kennengelernt, sich gemeinsam mit ihnen in einer Kneipe in Glasgow vollaufen lassen, in deren Unterkunft auf dem Fußboden übernachtet und noch Zeit gefunden, jedem, dem sie je im Leben begegnet war, eine Postkarte zu schreiben. Obwohl sie so gut wie nicht geschlafen hatte, sah sie fabelhaft aus und war voller Tatendrang. Sie hatte sogar ein Mitbringsel für uns, eine Riesentafel schottischen Karamels von der guten alten Sorte, die härter ist als Diamant und einem die Zähne so verklebt, daß man kein Wort herausbringt.
    Als

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