Lucy Sullivan wird heiraten
»Und hier geht es also ab?« fragte ich.
»Ich weiß nicht, wovon du redest«, murmelte er. »Es sei denn, du sprichst vom Schlafen.«
»Was ist denn das?« fragte ich und zupfte an seiner Daunendecke. »Die sieht verdächtig nach Habitat aus – ich dachte immer, Bumsmaschinen wie du hätten Felldecken auf dem Bett.«
»Doch, natürlich, aber nur als Tagesdecke, und ich hab sie abgenommen, als du gesagt hast, daß du kommen würdest. Außerdem hab ich den Spiegel von der Decke abmontiert. Leider hat die Zeit nicht gereicht, die Videokamera abzuschalten.«
»Du bist widerlich«, sagte ich lässig. Er lächelte ein wenig.
»Das muß man sich mal vorstellen«, sagte ich und sah von seinem Bett zu ihm auf. »Ich bin in Daniel Watsons Bett, na ja, auf seinem Bett, und das muß auch genügen. Hunderte von Frauen beneiden mich darum. Auf jeden Fall zwei«, fügte ich hinzu und dachte an Karen und Charlotte.
Dann tat ich, was ich immer tat, wenn ich in Daniels Schlafzimmer war.
»Rate, wer ich bin«, sagte ich, wälzte mich auf seinem Bett herum und gab Laute gespielter Verzückung von mir. Ich wartete darauf, daß er lachte, wie er das sonst tat, aber es kam nichts.
»Hast du es erraten?« fragte ich.
»Nein.«
»Dennis«, sagte ich triumphierend.
Er lächelte matt. Vielleicht hatte ich es einmal zu viel vorgeführt.
»Und wer ist gegenwärtig dein Betthäschen?« fragte ich, das Thema wechselnd.
»Das brauchst du nicht zu wissen.«
»Gibt es eins?«
»Nicht unbedingt.«
»Was? Willst du etwa sagen, daß du seit über vier Stunden auf eine Frau scharf bist und es noch nicht geschafft hast, sie mit deinem keuschen und knabenhaften Charme zu verführen? Du läßt nach«, rief ich aus.
»Muß wohl so sein.« Er lächelte nicht wie sonst, sondern ging einfach aus dem Zimmer. Das beunruhigte mich, und so sprang ich auf und lief ihm nach.
»Wie kommt es eigentlich, daß deine Wohnung so sauber und aufgeräumt ist?« fragte ich voll Mißtrauen, als wir wieder im Wohnzimmer waren.
Ich schämte mich, denn unsere Wohnung sah, trotz zahlreicher Aufräum- und Putzpläne, die Charlotte, Karen und ich aufstellten, wie eine Müllkippe aus.
Stets begannen wir voll guter Vorsätze, aber nach einem oder zwei Tagen erlahmte unser Eifer, und wir sagten beispielsweise: »Charlotte, wenn du für mich das Badezimmer putzt, leih ich dir am Freitag abend mein Wildlederkleid für die Party, zu der du eingeladen bist.« Oder »Verzieh dich, Karen, ich hab geputzt... Ja, wie soll ich ein Scheuerkissen nehmen, wenn Charlotte sie alle verbraucht hat, um sich abzuschrubben, nachdem sie mit dem dämlichen Dänen geschlafen hatte... Was kann ich dazu, daß nicht alles runtergegangen ist, ich hab mir jedenfalls Mühe gegeben.« Oder »Ich weiß, daß wir Sonntagabend haben und wir alle auf dem Sofa liegen und fernsehen wollen und so entspannt sind, daß wir fast im Koma sind, aber ich muß jetzt leider Staub saugen und deswegen müßt ihr beide aufstehen. Außerdem müssen wir den Fernseher abschalten, weil ich die Steckdose brauch... He, schrei mich nicht an! Schrei mich bloß nicht an! Wenn es euch zu sehr stört, kann ich es ja lassen. Ich würde zwar gern Staub saugen, aber wenn ihr unbedingt meint, ich soll nicht...«
Was wir wirklich gebraucht hätten, wäre jemand gewesen, der für ein paar Stunden pro Woche gegen Bezahlung zum Putzen gekommen wäre, aber Karen stimmte den Vorschlag jedesmal nieder. »Warum sollen wir fremde Leute für was bezahlen, was wir ebensogut selbst machen können?« wollte sie wissen. »Wir sind jung und gesund und können das ohne weiteres.« Nur taten wir es nicht.
»Hältst du dir eine arme philippinische Sklavin, die von ihren Eltern schon in der Wiege verheiratet worden ist und der du einen Hungerlohn zahlst, damit sie dir die Hausarbeit macht?« fragte ich Daniel.
»Nein«, sagte er und war schwer beleidigt.
»Nicht mal eine von den Frauen, wie man sie in den Fernsehserien sieht, mit Kopftuch und Schürze, kaputtem Kreuz und roten Knien, die zum Staubsaugen, Teetrinken und Jammern kommt?«
»Nein«, sagte Daniel. »Ich mach alles selbst, wenn du es genau wissen willst.«
»Klar«, sagte ich ungläubig. »Ich möchte wetten, daß dir deine gegenwärtige Freundin, das arme Geschöpf, die Hemden bügeln und das Badezimmer putzen muß.«
»Nein.«
»Warum nicht?« wollte ich wissen. »Das täten die sicher gern. Wenn mir jemand anbieten würde, im Tausch gegen sexuelle Gefälligkeiten für
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