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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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erbärmlich sein?« wollte sie wissen. »Such dir ’nen eigenen Kerl und stocher nicht in meinen Abfällen rum.« Bevor ich mich gegen diesen Vorwurf zur Wehr setzen konnte, schleuderte sie mir den nächsten entgegen.
    »Wie kannst du mir überhaupt so in den Rücken fallen. Was würdest du sagen, wenn ich mit Gus ausginge?«
    »Tut mir leid«, sagte ich geknickt. Sie hatte recht, und ich schämte mich, an ihr zur Verräterin geworden zu sein.
    »Ich erlaube nicht, daß du ihn noch mal triffst. Und bring meinen Verflossenen auf gar keinen Fall mit in meine Wohnung.«
    »Das hatte ich überhaupt nicht vor.« Ich war überzeugt gewesen, ihre Gefühle zu achten, und sie stellte mich als selbstsüchtig und dickfellig hin.
    »Wahrscheinlich hat er über nichts anderes geredet als mich...« Ich wußte nicht, was ich darauf sagen sollte, weil ich fürchtete, sie zu kränken, wenn ich ihr reinen Wein einschenkte.
    »... ich will, daß er nichts über mich erfährt. Wie kann ich meine Privatsphäre bewahren, wenn eine Mitbewohnerin mit meinem Ex-Freund geht?«
    »So ist es doch gar nicht.«
    Ich war von Reue und schlechtem Gewissen zerrissen. Ich verabscheute mich, weil ich Karen weh tat, und ich konnte nicht verstehen, wie ich je annehmen konnte, das rechtfertigen zu können.
    Dann kam der Knaller. »Ich verbiete dir, dich mit ihm zu treffen.« Sie sah mir direkt in die Augen.
    Das war mein Stichwort, die Schultern zu straffen, tief durchzuatmen und ihr zu sagen, daß sie mir nicht verbieten könne, mich mit jemandem zu treffen. Aber ich ließ es bleiben.
    Mein Schuldgefühl war zu groß, als daß ich mich ihr hätte widersetzen können. Dazu hatte ich kein Recht. Ich war eine schlechte Freundin, eine schlechte Mitbewohnerin, ein schlechter Mensch. Ich wollte ihr jeden Gefallen tun, ohne darüber nachzudenken, wie es sein würde, wenn ich mich nicht mit Daniel träfe, weil ich sie beschwichtigen wollte.
    »Schön.« Mit gesenktem Kopf trottete ich hinaus.

59
    A m nächsten Abend ging ich mit Daniel aus – ich verstand selbst nicht, was mir geschah. Ich wußte, daß ich ihn nicht sehen durfte, und ich hatte entsetzliche Angst vor Karen.
    Doch als er anrief und mich fragte, ob wir nach Feierabend in ein Restaurant zum Essen gehen könnten, beschloß ich aus irgendeinem Grund zuzusagen. Wahrscheinlich tat ich es einfach deshalb, weil mich schon ewig lange niemand zum Abendessen in ein Restaurant eingeladen hatte.
    Möglicherweise war es aber auch ein verstohlenes Aufbegehren gewesen. Vielleicht wollte ich Karen damit den Stinkefinger zeigen, auch wenn ich, bildlich gesprochen, Topfhandschuhe trug.
    Kurz bevor Daniel mich abholen kam, beschloß ich mein Make-up zu erneuern – auch wenn es nur Daniel war: ein Ausgeh-Abend war ein Ausgeh-Abend, und man weiß ja nie, wen man trifft. Doch während ich mit zittriger Hand meinen Lidstrich nachzog, merkte ich beunruhigt, daß ich ziemlich aufgeregt war. Entsetzt ging es mir durch den Kopf, ich bin doch gar nicht scharf auf Daniel. Dann wurde mir klar, daß es schlicht und einfach die gute alte Angst war: Angst vor Karen und dem, was sie mir antun würde, wenn sie es je erführe. Welche Erleichterung! Ich fühlte mich gleich viel besser, als mir aufging, daß ich krank vor Angst und nicht etwa krank vor Erwartung war.
    Als Daniel um fünf in mein Büro kam (den Besucherausweis in der Hand, denn er würde sich nie so aufführen wie Gus seinerzeit), freute ich mich trotz seines Anzugs so sehr, ihn zu sehen, daß selbstgerechter Zorn auf Karen in mir aufstieg. Ich spielte sogar mit dem Gedanken, mich ihr zu stellen. Allerdings war es mir damit nicht ernst.
    »Bevor wir essen, genehmigen wir uns einen Drink«, sagte ich zu Meredia, Megan und Jed. »Ihr könnt gern mitkommen.«
    Aber sie wollten nicht. Meredia und Jed schmollten erkennbar, weil er nicht Gus war und sahen mißbilligend zu, wie ich mir den Mantel anzog. Mama hatte einen neuen Freund, sie aber wollten, daß Mama wieder mit Papa zusammen war. Blödes Volk.
    Auch Mama wäre gern wieder mit Papa zusammen gewesen  – aber was konnte sie tun? Würde Gus etwa zurückgeeilt kommen, wenn ich Daniels Einladung zum Essen ausschlug?
    Megan faßte ihre Absage in die an Daniel gerichteten Worte: »Vielen Dank, und ich hoffe, meine Ablehnung kränkt dich nicht. Ich habe keine Lust, mit ’nem Lackaffen wie dir wegzugehen; ich bin mit ’nem richtigen Mann verabredet.«
    Wie auch ich empfand sie das Bedürfnis, Daniel dafür zu

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