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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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sagen, daß es in Ordnung ist, wenn du ihn verläßt. Mich führst du nicht hinters Licht.«
    »Lucy, er trinkt schon seit Ewigkeiten. Wahrscheinlich hat er es schon vor unserer Hochzeit getan, aber damals konnte ich die Zeichen nicht deuten«, sagte sie.
    »Unsinn«, schnaubte ich. »Er ist kein Trinker. Du hältst mich wohl für eine Vollidiotin? Trinker sind Männer, die in verdreckten Mänteln und mit wirren Bärten in der Gosse liegen und mit sich selbst reden.«
    »Trinker gibt es in allen Größen und Spielarten, und die Männer auf der Straße sind genau wie dein Dad, nur hatten sie ein bißchen mehr Pech.«
    »Sie hätten kein größeres Pech haben können, als mit dir verheiratet zu sein«, schleuderte ich ihr entgegen.
    »Bestreitest du etwa, daß dein Vater viel trinkt?«
    »Er trinkt ein bißchen«, räumte ich ein. »Und warum auch nicht? Du hast ihm in all den Jahren das Leben schwergemacht. Meine früheste Erinnerung ist, wie du ihn angebrüllt hast. Das weiß ich noch ganz genau.«
    »Es tut mir leid, mein Kind«, sagte sie, und Tränen liefen ihr über das Gesicht. »Es war alles so schwer. Wir hatten nie Geld, und er bekam keine Arbeit und vertrank das Geld, das ich beiseite gelegt hatte, um für dich und deine Brüder Lebensmittel zu kaufen. Ich mußte dann in den Laden gehen und mir eine Geschichte aus den Fingern saugen, daß ich es nicht rechtzeitig zur Bank geschafft hätte, und sie bitten, es anzuschreiben. Die wußten natürlich Bescheid, aber ich hatte einen Rest von Stolz, mein Kind. Es ist mir nicht leichtgefallen. Meine Eltern hatten mich so aufgezogen, daß ich mehr als das vom Leben erwartete.«
    Jetzt weinte sie wie ein Schloßhund, was mich aber nicht im geringsten beeindruckte.
    »Und ich hab ihn so sehr geliebt«, schluchzte sie. »Ich war zweiundzwanzig und fand ihn wunderbar. Er hat mir immer wieder versprochen, er würde aufhören, und ich hab gehofft, daß es besser würde. Jedesmal hab ich ihm geglaubt, und jedesmal hat er mich enttäuscht.«
    So fuhr sie endlos fort mit ihrer Litanei von Beschuldigungen. Wie er sich am Hochzeitsmorgen betrunken hatte, wie sie allein ins Krankenhaus gehen mußte, als bei Chris’ Geburt die Wehen einsetzten, weil Dad nicht zu finden war und wahrscheinlich irgendwo betrunken herumhing, wie er bei Peters Kommunion hinten in der Kirche gestanden und ein weltliches Lied gegrölt hatte...
    Ich hörte nicht einmal zu. Ich beschloß, daß es Zeit für mich war, an meinen Arbeitsplatz zurückzukehren.
    Als ich aufstand, sagte ich: »Mach dir keine Sorgen. Ich kümmere mich um ihn, und wahrscheinlich viel besser, als du es je gekonnt hast.«
    »Meinst du, Lucy?« Es klang nicht so, als ob sie beeindruckt gewesen wäre.
    »Ja.«
    »Ich wünsche dir Glück«, sagte sie. »Du wirst es brauchen.«
    »Was meinst du damit?«
    »Hast du Übung im Waschen von Laken?« fragte sie geheimnisvoll.
    »Wovon redest du?«
    »Wart’s ab«, sagte sie müde. »Du wirst es schon sehen.«

63
    W ie vor den Kopf geschlagen kehrte ich ins Büro zurück.
    Als erstes rief ich Dad an, um zu sehen, wie es ihm ging. Er sprach unzusammenhängend und wirkte benommen, was mir große Sorgen machte.
    »Ich komm heute abend gleich nach Feierabend bei dir vorbei«, versprach ich. »Mach dir bitte keine Sorgen. Alles wird wieder gut.«
    »Und wer kümmert sich um mich, Lucy?« fragte er. Seine Stimme klang entsetzlich alt. Ich hätte meine Mutter umbringen können.
    »Ich«, versprach ich mit Nachdruck. »Ich werde mich immer um dich kümmern, mach dir keine Sorgen.«
    »Und du verläßt mich auch nicht?« fragte er kläglich.
    »Nie«, sagte ich, und es war mir so ernst wie noch nie etwas im Leben.
    »Bleibst du über Nacht?« fragte er.
    »Natürlich. Ich bleib für immer bei dir.«
    Dann rief ich Peter an. Er war nicht in der Arbeit. Vermutlich hatte ihm Mum die Neuigkeit bereits mitgeteilt, und der ödipuskomplexbeladene Trottel war nach Hause gegangen, hatte sich in ein abgedunkeltes Zimmer gelegt und wartete dort auf seinen Tod. So ähnlich mußte es gewesen sein, denn als ich ihn zu Hause anrief, meldete er sich mit belegter und von Kummer triefender Stimme. Auch er sagte, er hasse unsere Mutter. Aber mir war klar, daß das einen ganz anderen Grund hatte und ihn nichts mit mir verband. Peter war nicht am Boden zerstört, weil meine Mutter Dad verlassen hatte, sondern weil sie ihn nicht um seinetwillen verlassen hatte.
    Dann rief ich Chris an und erfuhr, daß Mum ihn schon am

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