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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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säuft?«
    »Du wirst schon sehen.« Sie ließ sich nicht von ihrer Meinung abbringen.
    »Hör mal«, sagte Karen. »Wenn es da ’nen reichen und gutaussehenden Mann gibt, gehört der mir.«
    Unausgesprochen hing der Name »Daniel« zwischen uns in der Luft. Dann sprach die furchtlose Karen ihn aus. »Weißt du noch, wie ich geglaubt hab, zwischen dir und Daniel wär was?« fragte sie mit drohendem Lachen. »Übrigens bin ich immer noch nicht überzeugt, daß du nicht doch hinter ihm her bist. Allerdings würde ich dir das nicht raten«, fuhr sie fort. Abschätzend ließ sie ihren blonden Blick über meine kleine und flachbrüstige Gestalt gleiten. Sogleich schämte ich mich und fühlte mich wertlos. »Dir ist ja hoffentlich klar, daß du nicht sein Typ bist, oder?«
    Da er mir das selbst gesagt hatte, war es sozusagen amtlich. Die Erinnerung an den Abend, an dem er mich verschmäht hatte, hatte sich mir unauslöschlich ins Bewußtsein gebrannt.

81
    A uf der Party sah ich ihn sofort – er war der Mann, für den ich mich in meinem früheren Leben entschieden hätte. Er war jung, sah gut und unzuverlässig aus, und die Länge seines von der Sonne gebleichten Surfer-Haars zeigte überdeutlich, daß er kein Börsenmakler war. Das Leuchten seiner Augen ging vermutlich auf chemische Mittel zurück. Sein bloßer Anblick genügte, um zu erkennen, daß er noch nie im Leben pünktlich gewesen war.
    Seinen Pulli hätte ich früher als individuell und einzigartig bezeichnet, doch war er mit dem Wort entsetzlich hinreichend beschrieben. Gerade erzählte er laut und mit weit ausholenden Gesten eine Geschichte. Die Leute, die ihn umringten, lachten hemmungslos, sahen allerdings alle miteinander aus, als wären sie auf einem Trip. Wahrscheinlich erzählt er denen, wie man ihn wieder mal verhaftet hat, dachte ich unliebenswürdig.
    Ich riß mich zusammen. Wann war ich nur so bitter geworden? Es war nicht in Ordnung, jeden schlecht gekleideten, langhaarigen jungen Mann auf eine Stufe mit Gus zu stellen. Dieser Blonde konnte ohne weiteres ein warmherziger und großzügiger Mensch mit einem Haufen Geld sein. Während ich ihn ansah, dachte ich unwillkürlich, daß er nicht wirklich gut aussah. Er spürte meinen Blick und zwinkerte mir breit grinsend zu. Ich wandte mich ab.
    Einige Minuten später tippte mir jemand auf die Schulter. Ich drehte mich um, und er war es: der gutaussehende, geräuschvolle, sonnengebleichte Knastbruder.
    »Hallo«, sagte er mit lauter Stimme. Seine Augen hatten einen verblüffenden Silberglanz. Das Muster seines Pullovers konnte beim Betrachter ohne weiteres einen epileptischen Anfall auslösen.
    »Hallo«, lächelte ich unwillkürlich. Es kam ganz automatisch.
    »Ich hab dich von da hinten gesehen.« Erneutes Grinsen. »Und ich hab gemerkt, daß du mich auch gesehen hast. Vielleicht hast du Lust, mit mir in den Wintergarten zu gehen und da ’nen Joint oder zwanzig zu rauchen...«
    Seine Stimme versickerte, während ich ihn verständnislos ansah. Ich wollte nicht unhöflich sein, mußte aber in mich hineinhorchen, um zu erkennen, ob ich ihn anziehend fand oder nicht. Nichts geschah. Ich war eiskalt.
    »Äh... muß nicht unbedingt sein. War nur ein Vorschlag.« Er zog sich zurück. An die Stelle seines Lächelns war der Ausdruck nervöser Besorgnis getreten. »Blödsinn. Ich hab gar keinen Stoff dabei und würd das Zeug nie anfassen. Mein Wahlspruch ist ›Sag einfach nein‹...«
    Er eilte zu seinen Kumpeln zurück, und ich hörte, wie er ihnen berichtete, ich sei ein Polizeispitzel. Sie alle wurden grau im Gesicht und verschwanden wie ein Mann aus dem Zimmer.
    Was immer er anfangs an mir wahrgenommen haben mochte – das Signal, das ich früher ausgesandt hatte, um Männer wie ihn anzulocken, war verschwunden. Nur sein Schattenbild war kurz aufgeblitzt und hatte ihn irregeführt. Eigentlich schade, denn er sah wirklich gut aus.
    Als ich später hörte, wie sich jemand beklagte, man könne von keinem Menschen hier Stoff kaufen, besaß ich wenigstens den Anstand, ein schlechtes Gewissen zu bekommen.
    Die Party war eine Katastrophe – die Nachbarn riefen nicht einmal die Polizei. Die Musik war grauenvoll, es gab fast nichts zu trinken und keinen einzigen anziehenden Mann. Jedenfalls keinen, der mir gefallen hätte.
    Karen machte sich wegen eines breitschultrigen Fleischkloßes ins Hemd, von dessen Vater es hieß, er sei schwer reich. Auf ihre übliche zielstrebige Art fand sie einen, der jemanden kannte,

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