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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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der jemanden kannte, der den breitschultrigen Fleischkloß kannte, so daß sie schließlich mit ihm ins Gespräch kam.
    Charlotte und ich saßen auf dem Sofa. Keiner von all den Menschen um uns herum achtete auf uns. Ich fand die ganze Sache zum Sterben öde. Charlotte hatte über jeden etwas zu sagen. »Sieh mal, Lucy, wie der die Arme hängen läßt – ein klassischer anal determinierter Zauderer.« Oder »Sieh mal, Lucy, wie die nach Zuneigung giert – ist wahrscheinlich nie gestillt worden.«
    Ich wiederum murmelte: »Das nennt man Zurückhaltung« und »Der, mit dem sie Händchen hält, ist ihr Mann.«
    Ich kann gar nicht sagen, wie sehr mich der Tag ärgerte, an dem meine psychologischen Werke Charlotte in die Hände gefallen waren.
    Die Langeweile dauerte an, aber immerhin konnte man sich auf den kurzen Spaziergang zum Taxi- und zum Kebab-Stand freuen.
    Karen zog mit dem Steak in Menschengestalt herum. »Darf ich euch Tom vorstellen?«, sagte sie mit ihrer aufgesetzt netten Stimme zu Charlotte und mir. »Er wollte euch kennenlernen – weiß der Geier, warum!«
    Charlotte und ich lachten. Uns war klar, daß es später Ärger geben würde, wenn wir uns zierten.
    »Tom, das ist Charlotte, und das ist Lucy.«
    Aus der Nähe besehen war er gar nicht so schlecht. Braune Augen, braune Haare, ein ziemlich nettes Gesicht. Nur stellte ich ihn mir unwillkürlich in Pfeffersoße vor.
    Die Frau, die neben mir saß, stand vom Sofa auf, weil ihre Freundin im Badezimmer einen Kollaps erlitten hatte, und Tom fragte Karen, ob sie sich setzen wolle. Sie lehnte ab – natürlich wollte sie neben ihm stehen.
    »Bist du sicher?« fragte er verwirrt.
    »Natürlich.« Sie lachte munter zu ihm auf. »Ich steh gern.«
    »In Ordnung«, sagte er. Er schien wirklich verwirrt zu sein. Dann setzte er sich neben mich, woraufhin Karen vor Entsetzen der Kiefer herunterklappte.
    Blitzschnell hockte sie sich, um den Schaden in Grenzen zu halten, neben Charlotte auf die Sofalehne. Eigentlich saß sie auf Charlotte. Dann beugte sie sich, um mit Tom, dem T-Bone-Steak, reden zu können, so weit zu uns herüber, daß Charlotte und ich fast im Dunkeln saßen.
    Aber es war verschwendete Zeit. »Ich freu mich richtig, daß ich Karen kennengelernt habe«, sagte Tom zu mir. Ich lächelte höflich. »Denn dich hab ich schon den ganzen Abend beobachtet«, fuhr er fort. »Ich hätte dich gern angesprochen, hatte aber nicht den Mut dazu.« Erneut lächelte ich höflich. Großer Gott, dachte ich, Karen bringt mich um.
    »Deshalb konnte ich mein Glück nicht fassen, als ich mit deiner Freundin gesprochen hab.«
    »Worum geht’s?« lächelte Karen.
    »Ich sag gerade zu Lucy, wie sehr ich mich freue, daß ich mit dir ins Gespräch gekommen bin«, gab Tom Auskunft. Karen warf ihr Haar mit einer Geste des Triumphs zurück. »Ich hatte schon den ganzen Abend hin und her überlegt, wie ich es anstellen könnte, mit ihr bekannt zu werden«, fuhr er fort. Karen erstarrte mitten in der Bewegung. Sogar ihre Haarsträhnen waren starr.
    Ihre Miene sagte deutlich: Lucy, du Miststück, dafür wirst du sterben.
    Ich zog mich tief in die Polster zurück. Einige Tage später erfuhr ich, daß an jenem Abend alle Pflanzen im Hause verdorrt waren.
    Dabei fand ich Tom nicht einmal von ferne anziehend – schließlich bin ich fast Vegetarierin.
    »Schön, daß ich dir von Nutzen sein konnte, Tom«, sagte Karen mit ätzender Schärfe, stand auf und stolzierte quer durch das Zimmer davon.
    Tom und ich sahen einander an, er entsetzt, ich angstvoll. Dann lachten wir beide laut heraus.
    Es war typisch, daß ich Tom gefiel, denn er gefiel mir nicht. Er war mir nicht einmal aufgefallen. Schon lange hatte ich gemerkt, daß ich am ehesten die Männer dazu bekam, sich für mich zu interessieren, die ich nicht mochte. Aber es mußte mir ernst sein – wenn ich nur so tat als ob, klappte das nie. Männer, die ich hochmütig erhobenen Hauptes übersah, wußten immer sofort, daß ich in Wirklichkeit danach lechzte (ich zitiere).
    Charlotte lief Karen nach – allem Anschein nach von Todessehnsucht getrieben –, also unterhielt ich mich mit Tom, dem Fleischkloß. Sein kleines Geständnis, daß er zu nervös gewesen war, mit mir zu reden usw. usw. rührte mich. Er machte einen netten Eindruck. Verständlich – immerhin wollte er ja mit mir ins Bett gehen. Der Gedanke ließ mich fast erschauern. Er war so riesig, es wäre wie Bumsen mit einem Stier.
    Daniel war anders, zwar auch

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