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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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herumgerutscht war und über meine Schulter hinweg junge Männer in enganliegenden weißen T-Shirts beobachtet hatte. Ich hatte kaum ein Wort aus ihm herausbekommen. Als er sich dann doch dazu herabgelassen hatte, mit mir zu sprechen, hatte sich das Gespräch ausschließlich um Daniel gedreht. Das war äußerst verantwortungslos von Dennis – er förderte meine Sucht, statt mich von ihr zu entwöhnen.
    Megan litt nach wie vor an ihrer jahreszeitlich bedingten Gemütsstörung, und als ich vorschlug, wir könnten gemeinsam ausgehen, uns betrinken und Kerle anquatschen, seufzte sie lediglich und sagte, sie sei zu müde.
    Damit blieben nur noch Charlotte und Karen. Aber Mitbewohnerinnen kommen ehrlich gesagt nur in Frage, wenn alle Stricke reißen, denn mit denen kann man sich ja jederzeit betrinken.
    »Fällt dir nichts Besseres ein, als ins Dog’s Bollix zu gehen, wo uns schottische Bauarbeiter Bier über die Klamotten schütten?« klagte ich. »Nicht, daß du glaubst, ich hätte was gegen schottische Bauarbeiter«, fügte ich rasch hinzu, als ich sah, wie sich Karens Gesicht verfinsterte.
    »Überlaß das nur mir.« Geheimnisvoll klopfte Charlotte mit dem Finger auf ihren Nasenflügel. Mit der Fertigkeit eines Zauberers, der ein Kaninchen aus dem Hut zieht, zauberte sie eine Party am Samstag abend hervor, die der Cousin des Kollegen eines Bruders des Freundes einer Mitbewohnerin von einer ihrer Kolleginnen gab, weil er schon ewig keine Frau aufgerissen hatte. Genau aus diesem Grund waren Charlotte, Karen und ich dort hoch willkommen.
    Am Samstag abend verliefen die Vorbereitungen ganz wie in alten Zeiten. Charlotte und ich machten eine Flasche Wein auf und richteten uns gemeinsam in meinem Zimmer her. »Ob es da irgendwelche netten Jungs gibt?« sagte Charlotte, während sie sich mit leicht zitternder Hand bemühte, Wimperntusche aufzutragen.
    »Ich frage mich, ob da überhaupt Jungs sein werden«, sagte ich zweifelnd. »Vor allem, wenn der Heini die Party nur gibt, damit er sich ’ne Tussi an Land ziehen kann.«
    »Keine Sorge«, sagte Charlotte und machte eine unsichere Handbewegung. »Da müssen welche sein, und bestimmt ist der eine oder andere von denen nett.«
    »Mir egal, solange sie nicht wie Gus sind«, sagte ich.
    Karen kam herein und öffnete meinen Kleiderschrank.
    »Soll das heißen, daß die Tage vorbei sind, an denen du betrunkene, mittellose Verrückte mit nach Hause gebracht hast, die unsere Tequila-Flaschen klauen?« fragte sie, während sie suchend einen meiner Kleiderbügel nach dem anderen beiseite schob.
    »Ja.«
    »Ach Scheiße!« rief Charlotte aus. »Gib mir mal jemand ’n Tempo, ich hab mir das ganze Gesicht beschmiert.«
    »Und alles nur wegen der Sache mit deinem Vater?« fragte Karen, ohne auf Charlotte zu achten.
    »Wer weiß? Vielleicht wäre ich eines Tages auch so über mittellose Musiker hinausgewachsen«, sagte ich.
    »Das halte ich für unwahrscheinlich«, sagte Charlotte, während sie ein Papiertaschentuch beleckte und damit die Wimperntuschestreifen von ihren Wangenknochen wegtupfte. Sie war nicht ohne weiteres bereit, ihre Theorie aufzugeben. »Sei doch ehrlich, Lucy, du wirst auch nicht jünger. Sigmund Freud sagt...«
    »Halt bloß die Klappe«, blaffte Karen sie an, »und lies wieder Enid Blyton. Lucy, wo ist deine Wildlederjacke? Ich würde sie heute abend gern anziehen.« Widerwillig gab ich sie ihr.
    Irgendwann wurden wir fertig. »Lucy, du siehst wunderschön aus«, sagte Charlotte.
    »Ach was.«
    »Doch . Seh ich aus, als hätte ich graues Rouge aufgelegt?«
    »Eigentlich nicht. Und du siehst großartig aus.«
    Tatsächlich ließ sich an einigen Stellen noch undeutlich erkennen, wo sie sich die Wimperntusche ins Gesicht gerieben hatte, aber das Taxi war schon unterwegs, und die Zeit reichte nicht für ein neues Make-up. Ich konnte Charlotte immer noch ins Badezimmer schicken, wenn wir auf der Party waren.
    »Karen, wir müssen Lucy heute abend unbedingt zusehen«, sagte sie. »Bestimmt schnappt sie sich den am besten aussehenden und reichsten Mann, der da ist, und zieht mit ihm los.«
    »Bestimmt nicht.« Ich wollte Charlotte nicht enttäuschen. Meine Verwandlung konnte nicht so schlagartig und wunderbar sein, wie sie das erwartete. »Es gibt sowieso kaum Männer, mit denen man was Vernünftiges anfangen kann – wieso sollte ich da auf einmal den Traummann kennenlernen, der den Boden anbetet, über den ich gehe, nur, weil ich gemerkt hab, daß mein Vater

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