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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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für unser Essen hier mehr ausgeb, als du in der Woche verdienst, aber wenn du uns die Freude daran verdirbst, macht dich das auch nicht reicher. Wie wär’s mit der Abendschule? Probier noch mal ’n paar Prüfungen zu machen, dann könntest du vielleicht auch ’nen anständigen Job kriegen.«
    Aber da Daniel Geburtstag hatte und ich wollte, daß alles angenehm ablief, sagte ich bescheiden: »Ja. Auf den Namen Sullivan.«
    Aber ich sprach gegen die Wand. Er war hinter seinem kleinen Pult hervorgekommen und warf einer Frau in einer ausgestellten Gucci-Hose, die nach uns hereingekommen war, eine Kußhand zu.
    »Hallöchen, Kiki«, katzbuckelte er. »Wie war’s auf Barbados?«
    »Na ja, wie’s auf Barbados so ist.« Sie schob sich an mir vorbei. »Wir sind gerade erst gelandet. David kommt gleich. Er sucht gerade ’nen Parkplatz für den BMW.«
    Sie ließ den Blick durch das Restaurant schweifen. Daniel und ich drückten uns zuvorkommend an die Wand.
    »Ein Tisch am Fenster wäre schön«, sagte sie. »Nur für uns beide.«
    »Haben Sie... äh... reserviert?« Er hüstelte diskret.
    »Ach, wie unartig von mir.« Sie lächelte eisig. »Ich hätte vom Auto aus kurz anrufen sollen. Aber ich verlaß mich ganz auf Sie, Raymond.«
    »Äh, Maurice«, sagte Raymond. Bestimmt hieß er Morris und sprach den Namen nur französisch aus.
    »Ist ja auch egal.« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Besorgen Sie uns einfach einen Tisch, und zwar schnell. David stirbt vor Hunger.«
    »Keine Sorge, wir quetschen Sie schon irgendwo rein«, sagte er mit affektiertem Lachen. »Überlassen Sie das nur Maurice.«
    Er warf einen Blick auf seinen Tischplan. Daniel und ich verschmolzen mit der Tapete – dabei gab es an der Wand gar keine.
    »Mal sehen, was sich machen läßt«, murmelte Maurice diensteifrig. »Die Leute an Tisch zehn gehen jeden Augenblick...«
    Er übersah Daniel und mich nach wie vor. Ich hasse dich, dachte ich.
    Wenn ich allein gewesen wäre, hätte ich ewig so weiter gewartet. Da wir aber gekommen waren, um Daniels Geburtstag zu feiern und weil ich wollte, daß es ihm gefiel, beschloß ich, die Dinge in die Hand zu nehmen. »Entschuldigung, Morris«, sagte ich, »Daniel stirbt vor Hunger, fast so wie David. Wir würden gern an unseren Tisch gehen. An den, den wir reserviert haben.«
    Daniel platzte vor Lachen heraus. Maurice warf mir einen wütenden Blick zu, nahm zwei Speisekarten in die Hand und warf Kiki einen Blick zu, der soviel bedeutete wie »Großer Gott, sollte man das für möglich halten?« Er eilte mit schnellen Schritten durch das Restaurant vor uns her. Aus irgendeinem Grund schien er sich ein Geldstück zwischen die winzigen Hinterbacken geklemmt zu haben, das er auf keinen Fall verlieren wollte. Er wirkte sehr verkniffen.
    Er pfefferte die Speisekarten auf ein Tischchen und verschwand, so schnell ihn seine Füße trugen. Proleten, pfui Teufel!
    Daniel und ich setzten uns. Er konnte nicht aufhören zu lachen.
    »Das war großartig, Lucy«, sagte er.
    »Tut mir leid.« Ich war den Tränen nahe. »Ich möchte, daß dir das richtig gefällt, weil du Geburtstag hast und immer so gut zu mir warst, weil ich dir für so vieles zu danken habe – und was hast du gestern abend getan?«
    »Wie bitte?« Er sah verwirrt drein. »Hast du gefragt, was ich gestern abend getan hab?«
    »Hm, ja«, sagte ich. Ich wollte eigentlich nicht so damit herauszuplatzen.
    »Ich hab mit Chris ’n paar Bier getrunken.«
    »Und wer war noch dabei?«
    »Niemand.«
    Meine Erleichterung dauerte etwa eine halbe Minute. Dann fiel mir ein, daß in der Zukunft Tausende weiterer Samstagabende drohten, eine endlose Folge, und an jedem von ihnen konnte er eine Frau kennenlernen.
    Diese Vorstellung bedrückte mich so sehr, daß ich ihm kaum zuhören konnte. Er sprach davon, daß er und ich am Abend miteinander ins Kabarett gehen könnten.
    »Augenblick, Daniel«, sagte ich rasch. »Heute abend kann ich nicht.«
    »Nein?«
    Ob er enttäuscht ist? fragte ich mich hoffnungsvoll und fuhr fort: »Ich hab ’ne heiße Verabredung.«
    »Tatsächlich? Super.«
    Mußte er das unbedingt so sagen, als freute er sich für mich?
    »Stimmt.« Ich war wütend und glaubte mich verteidigen zu müssen. »Es ist kein betrunkener, mittelloser Herumlungerer. Er hat eine Stelle, ein Auto, und Karen war scharf auf ihn.«
    »Super«, sagte er – wieder! Ich nickte knapp.
    »Gut gemacht«, lobte er mich begeistert.
    Gut gemacht? dachte ich wütend. Hab ich

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