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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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konnte nicht erwarten, es zu erfahren.
    »Es ist was passiert, was du wissen mußt«, sagte Meredia und flüsterte theatralisch. Sie war sichtlich darauf erpicht, eine Atmosphäre der Spannung zu erzeugen.
    »Warum sagst du es dann nicht einfach?« fragte ich.
    »Es geht um Hetty«, sagte Megan feierlich und sprach mit der Seite ihres Mundes, die nicht verletzt war.
    »Hetty?« stieß ich ungläubig hervor. »Aber was hat sie mit Ivor dem Schrecklichen zu tun? Oder mit mir? Großer Gott – die beiden haben doch nicht etwa ein Verhältnis?«
    »Aber nein«, sagte Meredia erschauernd. »Es ist was Gutes. Aber sie kommt erst in ein paar Tagen wieder, weil ihr was passiert ist.«
    »Könntet ihr mir nicht endlich sagen, was?« sagte ich ziemlich wütend. »Oder muß ich den ganzen Tag hier sitzen, während ihr das auseinanderdröselt?«
    »Mann, sei doch nicht so ungeduldig«, sagte Meredia ungnädig.
    »Sag’s ihr schon«, forderte Megan mit dem Gangstermund sie auf.
    »Was soll sie mir sagen?« fragte ich – ganz, wie es vermutlich von mir erwartet wurde.
    »Hetty«, begann Meredia. Dann ließ sie eine Pause eintreten  – großer Gott, die reinste Schikane.
    »Hetty«, sagte sie wieder. Erneute Pause. Ich unterdrückte das Bedürfnis herauszuschreien.
    »Hetty hat ihre große Liebe kennengelernt«, erklärte Meredia schließlich mit feierlicher Stimme. Danach herrschte Schweigen. Man hätte einen Tropfen Säure fallen hören können.
    »Tatsächlich?« brachte ich mit heiserer Stimme heraus.
    »Du hast es doch gehört«, sagte Meredia mit süffisantem Lächeln. In der Hoffnung auf etwas Vernunft und Normalität sah ich zu Megan hinüber. Sie aber nickte nur und lächelte ebenso süffisant.
    »Sie hat ihre große Liebe kennengelernt, ihren Dick verlassen und zieht sofort bei Roger ein.«
    »Und Ivor dem Schrecklichen hat es das Herz gebrochen«, lachte Megan laut heraus und schlug sich auf die gebräunten schlanken Schenkel.
    »So ein Blödsinn«, sagte ich abwesend. »Er hat doch gar keins.«
    Meredias und Megans glucksendes Lachen antwortete mir, doch ich brachte es nicht fertig einzustimmen.
    »Er muß richtig in sie verschossen gewesen sein«, sagte Megan. »Gott, die arme Hetty. Wie entsetzlich. Überlegt doch nur! Wahrscheinlich ist er pausenlos mit ’nem Steifen rumgelaufen.«
    »Hör auf, Megan«, flehte ich. »Sonst kommt’s mir hoch.«
    »Mir auch«, sagte Meredia.
    »Hab ich das richtig verstanden?« fragte ich schwach. »Der andere heißt Roger?«
    »Ja«, lächelte Megan.
    »Aber Hetty tut so was nicht«, sagte ich. Ich war unsicher und verwirrt. Es kam mir alles falsch vor. Eine solche Handlungsweise entsprach wirklich nicht Hettys Art. Es paßte nicht zu ihr. Sie war die Beständigkeit, Standhaftigkeit, Unerschütterlichkeit, Zuverlässigkeit und alles andere, was auf -keit endet, in Person. Sie war nicht die Art Frau, die vor ihrer Ehe und allem, was damit zusammenhängt, davonläuft, nur, weil ihr die große Liebe begegnet. So etwas tat sie einfach nicht.
    Ich wäre ebenso verstört und fassungslos gewesen, wenn die Erde ihren Lauf geändert hätte und die Sonne im Westen statt im Osten aufgegangen oder eine zu Boden gefallene Scheibe Toast mit der Butterseite nach oben liegengeblieben wäre.
    Daß Hetty ihren Dick verlassen hatte, widersprach allem, was ich für wahr hielt. Meine Welt war in ihren Grundfesten erschüttert.
    »Freust du dich nicht für sie?« fragte Meredia.
    »Wer ist ihre große Liebe?« stieß ich hervor.
    »Warte, du wirst es erfahren«, sagte Meredia und ließ sich dabei jede Sekunde auf der Zunge zergehen.
    »Ja, paß nur auf.« Auch Megan kostete jeden Augenblick aus.
    »Ihre große Liebe ist niemand anders als Dicks Bruder«, sagte Meredia schließlich triumphierend.
    »Sein Bruder?« flüsterte ich. Die Sache wurde immer sonderbarer. »Was ist da passiert? Sie kennt den Burschen seit Jahren und beschließt mit einem Mal, daß sie ihn liebt?«
    »Aber nein«, sagte Meredia und lächelte mir zu wie einem ungezogenen Kind. »Es ist schrecklich romantisch. Sie hat ihn erst vor drei Tagen kennengelernt. Kaum hatten sie sich gesehen, ging es ›voilà, Liebe auf den ersten Blick, coup de foudre, toujours l’amour, je t’adore, äh... hm... la plume de ma tante‹.« Sie verstummte, weil ihr keine weiteren französischen Brokken zur neuen Situation einfielen.
    »Und wieso hat sie ihn nicht früher getroffen?« fragte ich. »Sie ist doch schon seit Jahren verheiratet?« Aber

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