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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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nicht... zufällig... Ire, was?«
    »Klar, was denn sonst? Und nicht nur das«, sagte er, wobei er ein kleines Tänzchen aufführte und seinen Akzent so stark betonte wie ein Schauspieler, der im Theater einen Iren gibt, »ich komme sogar aus der Grafschaft Donegal.«
    »Ich bin auch Irin«, sagte ich ganz aufgeregt.
    »Davon hört man aber nichts«, sagte er zweifelnd.
    »Stimmt aber trotzdem«, gab ich zurück. »Jedenfalls stammen meine Eltern beide aus Irland. Mit Nachnamen heiß ich Sullivan.«
    »Tatsächlich, eine Irin, ein Paddy«, räumte er ein. »Fragt sich nur, was für einer. Gehörst du zufällig der Art Paddius, Unterart plasticus, hä?«
    »Wie bitte?«
    »Bist du eine nachgemachte Irin?«
    »Ich bin hier geboren«, gestand ich, »aber ich fühl mich als Irin.«
    »Mir genügt das«, sagte er munter. »Ich heiße Gus. Meine Freunde nennen mich kurz Augustus.«
    »Ach ja?« Ich war wie verzaubert. Es wurde immer besser.
    »Ich bin außerordentlich erfreut, deine Bekanntschaft zu machen, Lucy Sullivan«, sagte er und nahm meine Hand.
    »Ich freue mich, deine Bekanntschaft zu machen, Gus.«
    »Bitte nicht!« sagte er, die Hand abwehrend erhoben. »Ich bestehe auf Augustus.«
    »Falls es dir nichts ausmacht, würde ich dich gerne Gus nennen. Augustus klingt ziemlich geschwollen.«
    »Findest du?« fragte er. Es klang überrascht. »Du hast mich aber doch gerade erst kennengelernt.«
    »Äh, du weißt schon, wie ich das meine...«, sagte ich und überlegte, ob da ein Mißverständnis vorliegen konnte.
    »Das hat noch keine Frau zu mir gesagt«, erklärte er und sah mich nachdenklich an. »Du bist äußerst ungewöhnlich, Lucy Sullivan. Ungewöhnlich einfühlsam, wenn ich das mal so sagen darf. Wenn du also auf Förmlichkeit bestehst, sag ruhig Gus.«
    »Danke.«
    »Es spricht für deine gute Kinderstube.«
    »Meinst du?«
    »Aber ja! Du hast großartige Umgangsformen, bist sanft und höflich. Ich nehme an, du kannst Klavier spielen?«
    »Äh, nein.« Ich fragte mich, was der Grund für den plötzlichen Themenwechsel sein mochte. Ich hätte ihm gern gesagt, daß ich Klavier spielen könne, weil ich ihm unbedingt gefallen wollte, aber ich wagte nicht, direkt zu lügen. Immerhin konnte es ja sein, daß er vorschlug, wir sollten miteinander musizieren. Dann hätte ich ganz schön dumm dagestanden.
    »Aber Geige?«
    »Äh, nein.«
    »Die Querflöte?«
    »Nein.«
    »Zumindest aber Akkordeon?«
    »Nein«, sagte ich. Wenn er doch nur damit aufhörte. Was wollte er mit diesen Fragen nach Musikinstrumenten?
    »Deine Handgelenke sehen zwar nicht wie die einer Bodhrán-Spielerin aus, aber in dem Fall muß du wohl trotzdem eine sein.«
    »Absolut nicht.« Wovon sprach er nur?
    »Dann bin ich mit meiner Weisheit am Ende, Lucy Sullivan. Ich gebe auf. Was für ein Instrument spielst du?«
    »Was für ein Instrument?«
    »Ja.«
    »Keins.«
    »Was! Dann schreibst du sicher Gedichte.«
    »Nein«, sagte ich kurz angebunden und begann zu überlegen, auf welche Weise ich ihm entkommen konnte. Diese Sache war sogar mir zu durchgeknallt, dabei hatte ich wahrhaftig eine hohe Toleranzgrenze, was Durchgeknalltheit anging.
    Gestalten von Flann O’Brian waren in Flann O’Brians Büchern durchaus in Ordnung, aber es war etwas ganz anderes, wenn man mit ihnen Partygeplauder bestreiten sollte.
    Als hätte er meine Gedanken gelesen, legte er mir mit einem Mal eine Hand auf den Arm und wurde erkennbar normaler.
    »Entschuldige, Lucy Sullivan«, sagte er zerknirscht, »ich habe dich wohl verschreckt, was?«
    »Ein bißchen«, gab ich zu.
    »Tut mir leid.«
    »Schon in Ordnung.« Ich lächelte erleichtert. Es machte mir nichts aus, daß jemand schrullig oder vielleicht sogar eine Spur exzentrisch war, aber wenn ein Hang zur Psychose erkennbar wurde, wußte ich, daß es Zeit war, Schluß zu machen.
    »Ich hab vor ’ner Weile ’ne ziemliche Menge erstklassiger Pillen eingeworfen«, erklärte er, »und bin nicht ganz bei mir.«
    »Mhm«, sagte ich matt und wußte nicht recht, was ich denken sollte. Er nahm also Drogen? Bereitete mir die Vorstellung Schwierigkeiten? Eigentlich wohl nicht, solange es nicht Heroin war, denn bei uns in der Wohnung waren Teelöffel ohnehin schon knapp.
    »Was nimmst du denn so?« fragte ich vorsichtig und bemüht, meine Stimme nicht vorwurfsvoll klingen zu lassen.
    »Was hast du da?« Er lachte. Dann hörte er unvermittelt auf. »Jetzt bin ich schon wieder dabei, dir angst zu machen, was?«
    »Nuuuun,

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