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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Scham bedecken.«
    Rasch richtete ich mich auf und stützte mich auf den Ellbogen, um einen möglichst unbehinderten Blick auf seine noch unbedeckte Scham zu erhaschen. Dabei sah ich, daß er sich irgendwann im Verlauf der Nacht bis auf seine Boxershorts ausgezogen hatte. Er war wirklich gut gebaut, hatte einen flachen Bauch, eine schmale Taille, kräftige Arme und eine schöne glatte Haut. Da er fast auf mir lag, konnte ich seine Beine nicht richtig sehen, aber wenn sie nur annähernd so waren wie der Rest, mußten sie einfach überwältigend sein.
    »Nimm meinen Morgenmantel; er hängt an der Tür.«
    »Und wenn ich eine von deinen Mitbewohnerinnen treffe?« fragte er in gespielter Furcht.
    »Was dann?« kicherte ich.
    »Ich bin so schüchtern. Und die... die werden Sachen von mir denken.« Kläglich und verlegen ließ er den Kopf hängen.
    »Was für Sachen?« fragte ich mit einem Lachen.
    »Die werden sich fragen, wo ich geschlafen hab, und dann ist mein Ruf dahin.«
    »Geh nur. Ich werde deine Ehre verteidigen, wenn jemand was sagt.«
    Seine Stimme und sein irischer Akzent waren so wunderschön, daß ich ihm endlos hätte zuhören können.
    Er zog meinen weißen Frotteemantel an, setzte sich die Kapuze auf und umtänzelte schattenboxend mein Bett. Dazu sagte er: »Schönes Stück!« Während er sich im Spiegel betrachtete, fragte er: »Bist du im Ku-Klux-Klan, Lucy Sullivan? Hast du irgendwelche brennenden Kreuze unterm Bett?«
    »Nein.«
    »Falls du je bei denen Mitglied werden willst, mußt du dir keine Uniform mehr zulegen: Zieh einfach deinen Morgenmantel an, setz die Kapuze auf, und fertig ist die Laube.«
    Von meinem Kopfkissen aus lächelte ich ihn an. Ich war selig.
    »Schön«, sagte er, »ich verschwinde jetzt.«
    Kaum hatte er die Zimmertür geöffnet, warf er sie wieder ins Schloß, so daß ich hochfuhr.
    »Was ist los?«
    »Da ist schon wieder der Kerl!« sagte Gus entsetzt.
    »Was für ein Kerl?«
    »Der große, der meinen Wein und das Bier von deinem Freund geklaut hat. Er steht genau vor deiner Tür!«
    Also war Daniel über Nacht geblieben – wie amüsant.
    »Nein, nein, hör mir zu«, versuchte ich ihn zu beschwichtigen.
    »Er ist es, Lucy, ich schwör’s dir.« beharrte Gus. »Oder ich seh schon wieder Gespenster.«
    »Nein, du siehst keine Gespenster«, beruhigte ich ihn.
    »Dann sorg dafür, daß der Kerl verschwindet! Sonst hast du hinterher kein einziges Möbelstück mehr – ehrlich! Ich hatte schon mal mit solchen Burschen zu tun. Das sind Profis...«
    »Gus, hör mir bitte zu«, sagte ich, bemüht, ernst zu bleiben. »Es ist ein guter Bekannter. Er stiehlt unsere Möbel bestimmt nicht.«
    »Im Ernst? Du und ich kennen uns kaum, ich hab also kein Recht, was zu sagen und es geht mich auch nichts an, aber – ein gemeiner Verbrecher, damit hätte ich wirklich nicht gerechnet ... Ich versteh überhaupt nicht, was du daran komisch findest. Bestimmt vergeht dir das Lachen, wenn die mit einem Mal dein Bett auf dem Straßenmarkt von Camden verhökern und du auf dem Fußboden schlafen mußt. Ich jedenfalls finde das nicht zum Lachen...«
    »Hör doch mal zu, Gus«, brachte ich schließlich heraus. »Der Große draußen vor der Tür ist Daniel. Er hat niemandem das Bier gestohlen.«
    »Aber ich hab ihn doch gesehen...«
    »Es war sein eigenes.«
    »Nein, es gehörte Donal.«
    »Er ist Donal, und er heißt Daniel.« Es dauerte einen Augenblick, bis Gus diese Mitteilung verdaut hatte.
    »Ach du meine Güte«, stöhnte er. Er schleppte sich zu meinem Bett, warf sich darauf und verbarg das Gesicht in den Händen.
    »Ach du meine Güte«, wiederholte er im gleichen Ton.
    »Es ist schon in Ordnung«, sagte ich freundlich.
    »Gott der Gerechte.« Gus sah zwischen den Fingern zu mir her.
    »Gott der Gerechte«, sagte er noch einmal mit schmerzerfülltem Gesicht.
    »Es ist in Ordnung.«
    »Ist es nicht.«
    »Doch.«
    »Nein, bestimmt nicht. Ich hab ihn beschuldigt, daß er sein eigenes Bier gestohlen hätte und es ihm dann weggetrunken. Anschließend hab ich die Flasche Wein von seiner Freundin genommen...«
    »Sie ist nicht seine Freundin...« sagte ich, als ob das von Bedeutung wäre. »Das heißt, jetzt vielleicht schon...«
    »Die gruselige Blondine?«
    »Äh, ja.« So konnte man Karen beschreiben.
    »Glaub mir«, beharrte Gus, »sie ist bestimmt seine Freundin, jedenfalls, wenn sie dabei mitzureden hat.«
    »Da hast du vermutlich recht«, pflichtete ich ihm bei.
    Interessant, dachte ich. Gus

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