Lucy Sullivan wird heiraten
ich hinzu. Offenbar hatte sich Gus an Karens Duschgel und Körperlotion von Elizabeth Arden vergriffen, die ein Vermögen kosteten. Charlotte und ich beneideten Karen schon lange darum und hätten gern einmal darin geschwelgt, wagten aber nicht, ihre Schätze anzurühren.
Nicht einmal Karen tat das. Es waren Schaustücke, deren ausschließlicher Zweck es war, Daniel und seinesgleichen zu beeindrucken. Dabei fiel dem so etwas gar nicht auf, schließlich war er ein Mann. Bisher hatte ich geargwöhnt, die Flakons enthielten ohnehin nur gefärbtes Wasser.
Da würden Köpfe rollen.
»Ach«, sagte Gus nervös, »ich hätte das Zeug wohl besser nicht verwendet? Da hab ich wohl mal wieder ins Fettnäpfchen getreten. Was das angeht, hab ich mein Soll bestimmt schon übererfüllt.«
»Na, das ist kein Beinbruch«, tröstete ich ihn. Es war sinnlos, sich jetzt noch den Kopf darüber zu zerbrechen, wo das Kind schon in den Brunnen gefallen war. Sofern Karen Krach schlug – womit zu rechnen war –, würde ich mich bereit erklären, ihr die Kostbarkeiten zu ersetzen.
»Aber in Zukunft solltest du besser die Finger von Karens Sachen lassen.«
»Wieso Karen? Ich verstehe – der gehört das Zeug von Elizabeth? Die Arme, da kriegt sie was mit dem Namen von einer anderen drauf hingestellt. So war das bei mir früher auch immer. In all meinen Schulbüchern stand der Name von jemand anders, weil ich so viele ältere Brüder hab... Beim nächsten Mal nehm ich jedenfalls im Bad deine Sachen.«
»Gut«, lächelte ich, und war von der Aussicht begeistert, daß es ein nächstes Mal geben würde.
»Aber was sind deine?« fragte er. »Auf den einzigen anderen, die ich sehen konnte, steht Galileo. Die können ja wohl unmöglich dir gehören. Ist dieser Galileo nicht sowieso schon lange tot?«
»Ach, Gus«, sagte ich, verzaubert und geradezu gebannt von der Achterbahn, über die mich seine Unterhaltung auf und ab führte. »Das, wo Galileo drauf steht, gehört tatsächlich mir.«
»Hoffentlich ist dir klar, daß man dir wegen Falschdeklarierung einen Strick drehen könnte.« Er grinste. »Jammerschade wäre das, einer schönen Frau wie dir«, bemerkte er wie nebenbei.
Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg. Aus seinem Mund klangen die Komplimente besonders sinnlich, vor allem wegen seines irischen Akzents.
»Danke«, stammelte ich. Er kam um das Bett herum, setzte sich neben mich und hielt meine Hand, die neben der seinen schmal und zierlich wirkte. Sie war glatt und warm.
Ich wirkte neben Männern gern schmal und zierlich. Ein paar von meinen Verflossenen waren klapperdürr gewesen, und nichts stimmte mich schwermütiger, als mit einem Mann ins Bett zu gehen, der einen kleineren Hintern und dünnere Schenkel hatte als ich.
»Es tut mir aufrichtig leid«, sagte Gus ernsthaft und fuhr mit dem Daumen in Kreisen über meinen Handrücken, was mir leichte Schauer über den Rücken jagte. Ich konnte mich kaum auf seine Worte konzentrieren.
»Du bist sehr nett, und ich mag dich wirklich«, fuhr er befangen fort. »Ich hab schon so viel verkehrt gemacht, und dabei haben wir uns gerade erst kennengelernt. Manchmal reiß ich im falschen Augenblick Witze, und wenn mir was wichtig ist, hau ich noch mehr daneben. Bitte entschuldige.«
Mein Herz schmolz dahin. Ich war ihm ohnehin nicht böse, und nach diesen Worten erfüllte mich Zärtlichkeit, ja, ich empfand geradezu Hingabe für ihn.
»Und das Zeug im Bad... Vielleicht, wenn ich zu Elizabeth geh und es ihr erklär...?«
»Karen!« erinnerte ich ihn, »sie heißt Karen, nicht Elizabeth ...« Ich gab es auf, als ich seine Augen zwinkern sah.
»Ein Witz, Lucy. Ich weiß, daß sie Karen heißt und daß hier keine Elizabeth wohnt.«
»Ach ja?« sagte ich ein bißchen verwirrt.
»Du darfst mich nicht für einen Dummkopf halten«, sagte er, »es ist aber lieb von dir, daß du Geduld mit mir hast.«
»Ich dachte nur... weißt du...« versuchte ich eine lahme Erklärung.
»Ist schon in Ordnung«, sagte er.
Wir lächelten einander wissend zu – das würde unser kleiner Privatscherz sein. Schon teilten wir Geheimnisse miteinander, private Scherze, mündliche Kurzschrift!
»Dann ist es ja gut«, sagte ich. »Könnte nicht besser sein.«
»Wenn du meinst. Und jetzt gehen wir spazieren, Lucy.«
Zwar hatte er mich schon mit vielem zum Lachen gebracht, aber über nichts mußte ich so herzlich lachen wie über diesen Vorschlag.
»Was ist daran so komisch, Lucy?«
»Ich soll
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