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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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war also einfühlsam und hatte Scharfblick. Wieviel von seinem flatterhaften und durchgeknallten Verhalten mochte Schauspielerei sein? Oder war er einfühlsam und durchgeknallt? Konnte all das in ein und demselben Mann stecken? Und hatte ich genug Kraft dafür?
    »Ich bin normalerweise nicht so ein Widerling, Lucy, ehrlich nicht«, sagte er. »Das müssen die Drogen gewesen sein.«
    »Schon gut«, sagte ich und war fast enttäuscht.
    »Ich muß mich bei ihm entschuldigen«, sagte Gus und sprang vom Bett auf.
    »Nein«, sagte ich. »Später. Für Entschuldigungen ist es zu früh am Tag.«
    Er drückte sich mit besorgtem Gesicht an der Tür herum und öffnete sie nach einer Weile einen Spalt weit. »Er ist weg«, sagte er erleichtert. »Jetzt kann ich mich duschen gehen.« Damit verschwand er.
    Während er fort war, lag ich im Bett und war rundum mit mir zufrieden. Es erleichterte mich, daß es ihm wenigstens ein bißchen peinlich war, mit Daniels Guinness abgehauen zu sein. Er hatte Anstand im Leibe.
    Und obendrein war er scharfsinnig. Er hatte Karen erstaunlich schnell richtig eingeschätzt.
    Er sah sogar noch besser aus als in meiner Erinnerung: fröhlich, anziehend und mit nicht halb so blutunterlaufenen Augen wie die Nacht zuvor.
    Was wohl geschehen würde, wenn er aus dem Bad zurückkam? Würde er sich anziehen und gehen, ohne zu versprechen, daß er anrufen würde? Irgendwie glaubte ich das nicht. Auf jeden Fall hoffte ich, daß es nicht so sein würde.
    Wie auch immer: Hier war nichts von dem ekelhaften Gefühl, das man häufig beim Aufwachen am Sonntag hatte, wenn man entdeckte, daß man einen Wildfremden im Bett hatte oder selbst im Bett eines Wildfremden lag.
    Immerhin hatte mich Gus geweckt und hatte nicht verstohlen das Bett verlassen, sich still im Dunkeln angezogen und sich, die Unterhose in der Hosentasche, fluchtartig aus dem Staub gemacht und in der Eile seine Uhr auf dem Nachttisch vergessen.
    Ich war nicht von dem Knall aufgewacht, mit dem die Wohnungstür hinter ihm ins Schloß gefallen war. Wenn man meine bisherigen Beziehungen zu Männern so bedachte, wäre das eigentlich kein übler Start.
    Das Zusammensein mit Gus erschien mir unverkrampft und gefiel mir. Ich war nicht einmal nervös. Jedenfalls kaum.
    Mit naß glänzendem Haar kam er aus dem Badezimmer, hatte ein rosa Handtuch um die Hüften geschlungen, und war sauber und wohlriechend. Verdächtig wohlriechend.
    Was seine Beine anging, hatte ich richtig vermutet. Er war zwar nicht besonders groß, aber von Kopf bis Fuß ein richtiger Mann.
    Ein Schauer überlief mich. Ich freute mich darauf, mit ihm... äh... besser bekannt zu werden.
    »Du siehst einen praktisch neugeborenen Menschen vor dir, Lucy«, sagte er mit breitem Lächeln. Er schien mit sich ausgesprochen zufrieden zu sein.
    »Säubern, schrubben, scheuern, reinigen, nachspülen, abreiben, massieren, einsalben! Was du willst – all das hab ich in den letzten zehn Minuten mit mir gemacht. Erinnerst du dich an die Zeiten, da man von uns nichts anderes erwartete, als daß wir uns wuschen? So ist es nicht mehr. Wir müssen mit der Zeit gehen, was, Lucy Sullivan?«
    »Ja«, kicherte ich. Er war wirklich lustig.
    »Wir können nicht einfach unter unseren Füßen Gras wachsen lassen, was, Lucy Sullivan?«
    »Nein.«
    »Es würde dir schwerfallen, in ganz London einen saubereren Mann zu finden.«
    »Davon bin ich überzeugt.«
    »Ihr habt eine herrliche Badezimmereinrichtung. Darauf könnt ihr stolz sein.«
    »Äh, ja, vermutlich...«
    Der Zustand unseres Bades gehörte nicht zu den Dingen, die mich besonders beschäftigten.
    »Ich hoffe nur, es macht nichts aus, daß ich ein bißchen von Elizabeths Zeug genommen hab.«
    »Wer ist Elizabeth?«
    »Eigentlich müßte dir klar sein, daß es ziemlich sinnlos ist, mich das zu fragen. Schließlich wohnst du hier. Ist sie etwa keine von deinen Mitbewohnerinnen?«
    »Nein, außer mir leben hier nur Karen und Charlotte.«
    »Na, dann hat die aber Nerven, denn das ganze Badezimmer steht voll von ihren Sachen.«
    »Wovon redest du denn bloß?«
    »Wie heißt sie noch mit Nachnamen? Fängt mit ›G‹ an. Ach nein, jetzt weiß ich wieder: Ardent. Es fällt mir wieder ein, weil ich noch gedacht hab, das wäre ein guter Name für eine Verfasserin von Liebesromanen. Jedenfalls hat sie im Badezimmer ’nen ganzen Haufen Flaschen und Tuben mit ihrem Namen drauf stehen.«
    »Ach je.« Ich mußte lachen. »Es heißt übrigens Arden, nicht Ardent«, fügte

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