Lucy und Olivia 04 - Die Vampirverschwoerung
wollte sie wissen.
»In erster Linie darauf, ob sie genug Eisen aufnimmt«, erwiderte Mr Daniels. »Aber wenn man von einer ausgewogenen Ernährung ausgeht, gibt es keinen Grund, warum eine menschliche Mutter nicht als Leihmutter für ein Vampirkind dienen könnte. Warum fragt ihr?«
»Weil wir herausgefunden haben, dass unsere Mutter im Wochenbett gestorben ist«, erklärte Olivia geradeheraus. Sie sah zu ihrer Schwester hinüber. Es war klar, dass Lucy immer noch nicht überzeugt war. »Ist es möglich, dass sie an Eisenmangel oder so was gestorben ist?«
»Nein, nein, das kann in eurem Fall nicht sein«, erwiderte
Mr Daniels und schüttelte seine wilde graue Mähne.
Lucy sah auf. »Warum nicht?«
»Weil Eisenmangel der Mutter fast zwangsläufig zu schweren Mangelerscheinungen bei dem Vampirsäugling geführt hätte, und du bist gesund wie eine Fledermaus. Wahrscheinlich waren die normalen, menschlichen Komplikationen, die bei einer Geburt auftreten können, der Grund für den Tod eurer Mutter.«
»Es lag also nicht daran, dass sie mich bekommen hat?«, fragte Lucy leise.
Mr Daniels drückte liebevoll Lucys Schulter. »Nein«, sagte er. »Ganz bestimmt nicht«, fügte er noch eindringlicher hinzu.
Olivia sah, wie sich Erleichterung auf Lucys Gesicht breitmachte. »Danke, Mr Daniels«, sagte sie triumphierend.
Lucy fühlte sich, als hätte sie gerade eine Bluttransfusion bekommen. »Wären Sie bereit, meinem Vater zu sagen, was Sie uns gerade erklärt haben?«, fragte sie.
Er sah verwirrt aus. »Ich denke schon, aber warum?«
Lucy und Olivia wechselten einen Blick.
Wir müssen Brendans Vater die Wahrheit sagen, dachte Lucy, wobei sie ihn noch weiter in die Ecke neben der Speisekammer führte, damit niemand sie hören konnte. »Wenn wir Ihnen ein Geheimnis verraten«, sagte Lucy, »versprechen Sie, es für sich zu behalten?«
Mr Daniels schwieg und musterte Lucys und Olivias ernste Mienen. »Ja«, versprach er schließlich.
»Wissen Sie noch, wie Sie uns von Karl Lazar erzählt haben«, sagte Lucy, »dem Vampir, der sich in eine Menschenfrau verliebt hat und dann untergetaucht ist?«
»Ja«, stimmte Mr Daniels zu.
»Wir haben ihn gefunden«, flüsterte Olivia.
»Wirklich?« Mr Daniels bekam große Augen. »Wo denn?«
»In Franklin Grove«, antwortete Lucy. »Er hat seinen Namen in Charles Vega geändert.«
»Unglaublich!«, keuchte Mr Daniels.
»Aber wahr«, sagte Lucy. »Mein Vater ist unser leiblicher Vater. Und er glaubt, unsere Mutter sei gestorben, weil sie ein Vampirbaby ausgetragen hat.«
Glücklicherweise verstand Mr Daniels sofort, warum die Mädchen wollten, dass er mit ihrem Vater sprach.
»Geht ihr voraus!«, sagte er.
Lucy klopfte leicht an die Tür zum Arbeitszimmer. »Dad?«
»Komm rein«, war seine Stimme schwach zu vernehmen.
»Dad, hier ist Mr Daniels.« Brendans Vater folgte ihr in den Raum und Olivia kam hinter ihm herein. »Er will dir etwas sagen.«
»Du bist nicht schuld am Tod deiner Frau, Charles«, sagte Mr Daniels einfach.
Ihr Vater wurde ärgerlich. »Danke für dein Interesse, Marc, aber…«
Mr Daniels hob die Hand. »Lass mich ausreden. Ich forsche jetzt seit fast einem Jahrzehnt über Mensch-Vampir-Fortpflanzung und seit zwei Wochen untersuche
ich rund um die Uhr den besonderen Fall deiner Töchter. Als die Mutter der Mädchen schwanger wurde, trennten sich die menschlichen Zellen und die Vampirzellen und bildeten zwei komplett verschiedene Embryos aus. Von diesem Augenblick an muss die Schwangerschaft völlig normal verlaufen sein. All meine Forschungsergebnisse bestätigen das. Die Vampir-DNS hat keine negativen Auswirkungen auf die Gebärmutter deiner Frau gehabt.«
»Woran ist sie dann gestorben?«, wollte Lucys Vater wissen.
»Die Medizin und die Wissenschaft der Menschen haben große Fortschritte gemacht«, sagte Mr Daniels. »Aber sogar in unserer heutigen Zeit kann es unvorhersehbare Todesfälle bei einer Geburt geben. Das ist der Lauf der Natur. Der menschlichen Natur, Charles.« Mr Daniels breitete die Arme aus. »Es hat nichts mit uns Vampiren zu tun.«
In Mr Vegas Augen veränderte sich etwas. »Bist du sicher?«, fragte er mit stockender Stimme.
»So sicher, wie ein Genetiker nur sein kann«, sagte Mr Daniels sanft.
Charles Vega stand langsam auf und kam um den Schreibtisch herum auf Mr Daniels zu. Dann schlang er zu Lucys Erstaunen die Arme um Brendans Vater.
»Danke«, sagte er atemlos. »Danke.«
»Mehr als gern geschehen«, erwiderte
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