Lucy
Mensch genug sei.
Lucy reiste mit Amanda und Jenny kreuz und quer durchs Land und kehrte noch einmal nach New York zurück für ein Foto-Shooting für
Teen Vogue
und
Rolling Stone
. Dann waren sie wieder auf dem Flughafen, endlich auf dem Weg nach Hause. Als sie sich in die Schlange vor der Sicherheitskontrolle einreihten, scharten sich Leute um sie und baten Lucy um Autogramme.
Schließlich hatten sie die Sicherheitsschleuse erreicht, und der Mitarbeiter der Flughafensicherung hob lächelnd den Daumen in Richtung Lucy. Er wollte sie schon durchwinken, als ein anderer Mitarbeiter sich einschaltete. »Stockton« stand auf seinem Namensschild.
»Darum kümmere ich mich, Gomez«, sagte er zu seinem Kollegen, der zurücktrat. Offensichtlich war Stockton in der Hierarchie der Ranghöhere, dachte Lucy.
Stockton trat durch die Schleuse auf Jenny zu. »Es tut mir leid, Ma’am«, sagte er, »aber wir können sie nicht durchlassen.« Er zeigte auf Lucy. Der Mann namens Gomez sah mit verlegener Miene zu.
Lucy und Amanda schauten einander an und drehten sich dann um, um zu sehen, ob Stockton auf irgendjemand anderen gezeigt hatte.
Jenny hatte lächelnd mit einem Fan gesprochen und hielt jetzt mit verwirrtem Gesichtsausdruck inne. »Wie meinen Sie das? Stimmt etwas nicht?«
»Ma’am, wir können sie nicht durchlassen. Alle Tiere müssen in einen Käfig gesperrt und im Frachtraum untergebracht werden.«
|229| Jenny lachte, weil sie es für einen Witz hielt. Aber die Miene des Mannes war völlig humorlos. »Sie machen doch Witze, oder?«
»Nein, Ma’am, wir machen hier keine Witze. Ich kann sie nicht durchlassen. Sie müssen sich mit Ihrer Fluglinie in Verbindung setzen und die erforderlichen Vorkehrungen für den Transport eines Tieres einhalten.«
»Chef, nicht doch.«
»Ganz ruhig, Gomez.
Ich
kümmere mich darum.«
Gomez wandte sich ab. »Ich geh dann mal Pause machen.«
Lucy und Amanda stellten sich neben Jenny, während die Umstehenden sich um sie sammelten, um zu sehen, was passieren würde.
Ein Frau Mitte vierzig im Geschäftskostüm trat vor, rot im Gesicht, und herrschte Stockton an: »Sie Schwachkopf! Dieses Mädchen ist sehr viel menschlicher als Sie. Lassen Sie sie sofort durch.«
Stockton hob die Hand und winkte einen Polizisten heran. »Bitte bringen Sie diese Frau hier weg.« Dann drehte er sich zu Lucy um und flüsterte: »Du bist ein Scheusal vor dem Angesicht des Herrn. Dich sollte man einschläfern.« Alles, was Lucy fühlte, war Mitleid, der Mann wirkte so furchtbar unglücklich.
Jetzt stellte der Polizist sich zwischen Stockton und die wütende Frau. »Ich bin Staatsanwältin«, warnte sie ihn. »Wenn Sie es wagen, mich anzufassen, können Sie für den Rest Ihres Lebens Toiletten putzen.«
»Tut mir leid, Ma’am, aber Sie müssen den Flughafen verlassen. Sie dürfen hier keine Unruhe stiften.«
»Ich werde jetzt da durchgehen. Ich fliege erster Klasse.«
»Nein, tut mir leid, das werden Sie nicht. Jedenfalls nicht jetzt«, erwiderte der Polizist. »Wenn Sie kooperativ sind, können Sie vielleicht einen späteren Flug nehmen.«
|230| Mit aufgerissenen Augen verfolgten Lucy, Amanda und Jenny die Szene. Sie konnten kaum glauben, was da vor sich ging. Inzwischen wurden auch die Umstehenden zornig, Rufe des Unmuts wurden laut. Ein paar weitere Sicherheitsleute eilten herbei, einige forderten per Funk Verstärkung an. Jenny machte noch ein Foto von Stockton mit dem Handy, ehe sie sich zu den Mädchen umdrehte und sagte: »Kommt, wir gehen.«
Die Menschenmenge teilte sich vor ihnen. Mittlerweile liefen aus allen Richtungen Polizisten und Sicherheitsleute herbei.
»Was sollen wir jetzt machen?«, fragte Lucy.
»Ich weiß nicht. Aber wir werden uns nicht verhaften lassen«, erwiderte Jenny und führte die Mädchen hinaus in die Abgasschwaden des Taxistandes.
»Alles okay bei dir, Luce?«, fragte Amanda.
»Ich denke schon. Er hat mich ein Tier genannt. Aber ich bin wohl irgendwie auch eins.«
»Quatsch, du bist ein Mensch«, erwiderte Amanda. »Der Typ hatte sie doch nicht alle.«
»Das war einer dieser religiösen Spinner«, sagte Jenny. »Aber diesen Kampf sollten wir besser nicht hier ausfechten.«
»Wie sollen wir jetzt nach Hause kommen?«, fragte Lucy. »Ich will so gern duschen. Und Weintrauben essen.«
Der Bedienstete am Taxistand winkte ihnen einen Wagen heran, und Jenny bat den Fahrer, auf die andere Seite des Flughafens zu fahren, wo die Privatflugzeuge standen. »Wir werden
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