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Lucy

Lucy

Titel: Lucy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Gonzales
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die miesesten Kerle unter. Wir wohnen in New Mexico. Chicago liegt direkt auf unserem Weg. Wir werden Sie sehr gern mitnehmen.«
    »Das ist äußerst großzügig von Ihnen«, sagte Jenny.
    »Nicht doch«, erwiderte Luke. »Manchmal schämt man sich dieser Tage ja richtig, Amerikaner zu sein. Kommen Sie, ich zeige Ihnen den Saberliner.«
    »Was ist denn ein Saberliner?«, fragte Amanda.
    »Das ist der Jet da.« Luke zeigte nach draußen.
    »Ich gehe nur noch einmal auf die Toilette«, sagte Ruth und ging kraftvoll und kerzengerade durch die helle Lounge. Ihre weißen Tennisschuhe quietschten leicht auf dem glänzenden Terrazzoboden. Ein paar Minuten später kam sie zurück, Luke nahm die beiden Koffer der Mädchen, der Pilot Jennys, und dann ging die kleine Gruppe hinaus in den sonnigen, windigen Tag zu dem wartenden Flugzeug.
    Sie stiegen die Treppe hinauf und fanden sich in einer Kabine wieder, die wirkte wie ein kleines, aber gemütliches Wohnzimmer. Die Innenausstattung war elfenbeinfarben mit Akzenten von dunklem Holz. Die Fenster waren recht groß für ein Flugzeug. Auf beiden Seiten das Gangs befand sich ein Tisch mit je zwei cremeweiße Sesseln. Sogar ein Sofa gab es an der rückwärtigen Stirnseite der Kabine.
    »Das ist ja toll«, rief Lucy.
    »Es ist wirklich sehr freundlich von Ihnen«, sagte Jenny.
    |237| »Ja«, meinte Amanda. »Das ist definitiv der Wahnsinn.«
    »Setzen Sie sich, wohin Sie wollen«, bat Ruth. »Wenn wir abgehoben haben, gibt es einen kleinen Imbiss.«
    Amanda und Lucy setzten sich auf die Steuerbordseite, Jenny und Ruth auf die andere.
    »Wo ist denn Luke?«, fragte Lucy, als sie sah, dass Roy die Treppe einfuhr und die Kabinentür verriegelte.
    »Oh, Luke fliegt das Flugzeug. Luke und Roy.«
    Tatsächlich, die beiden Männer hatten bereits vorn Platz genommen und bereiteten alles für den Abflug vor. Ruth beugte sich über den Gang und tätschelte Lucy die Hand. »Wie mein Mann sagt, lass dir von den Sicherheitsleuten nur nicht die gute Laute verderben. Wir sind Christen, mein Kind, und ich habe immer daran geglaubt, dass es einen Gott gibt und dass er die Menschen gemacht hat, damit sie gut für die Erde und all ihre Geschöpfe sorgen. Seit ich älter werde, bin ich mir über Letzteres allerdings nicht mehr so sicher. Ich meine, sieh dir die Welt an. Und ich habe auch gelernt: Wenn’s geht wie eine Ente und quakt wie eine Ente, dann ist’s wahrscheinlich eine Ente.«
    »Eine Ente?«, fragte Lucy.
    Ruth lachte. »Das ist nur eine Redensart, Kind. Ich meine damit, dass du wie ein wunderbares junges Mädchen auf mich wirkst, und das reicht mir. Ich würde mich nie damit aufhalten, mir deine Gene anzusehen, genauso wenig wie du dir meine ansehen würdest. Ich habe immer daran geglaubt, dass jeder sich die Jeans anzieht, die ihm passt.« Sie alle lachten, und dann saßen sie eine Weile nur da und lauschten auf den Lärm der Motoren.
    »Dürfte ich fragen, was Sie und Ihr Mann machen?«, sagte Amanda schließlich. »Es macht Ihnen hoffentlich nichts aus, dass ich so neugierig bin. Aber ich war vorher noch nie in |238| einem Privatjet. Sie müssen doch bestimmt so was wie ein Filmstar sein oder so.«
    »Es macht mir gar nichts aus, Kind. Wir besitzen eine Einzelhandelskette. Ich sage ›wir‹, aber Luke hat sie gegründet. Ich habe nicht allzu viel beigesteuert. Du kennst sie sicher. Vielleicht hast du sogar schon dort eingekauft. Es gibt unsere Geschäfte überall. Sagt dir Denton’s etwas?«
    »Oh mein Gott«, rief Amanda. »Ihnen gehört Denton’s?«
    Ruth lächelte leicht. »Nun, es ist inzwischen ein börsennotiertes Unternehmen, aber ja, es gehört uns. Luke ist ein bescheidener Mensch und prahlt nicht gern. Er ist schon fast zu genügsam. Oder wie meine Mutter zu sagen pflegte: Er kann einen Penny so lange umdrehen, bis es quietscht.«
    Das Flugzeug rollte jetzt auf die Startbahn zu. Jenny sah Ruth an und spürte, wie stark sie war. Sie trug eine Kette aus ungleichmäßigen Süßwasserperlen und eine dünne Goldkette, die im Halsausschnitt ihres hellblauen Kleids verschwand. Ihr Gesicht war lebhaft und ihre Lippen schien immer ein halbes Lächeln zu umspielen. Ab und zu hielt sie beim Sprechen inne und kaute auf ihrer Unterlippe, während sie nachdachte.
    »Nimm dieses Flugzeug zum Beispiel«, fuhr Ruth fort. »Unser Steuerberater riet Luke, einen dieser 50   Millionen Dollar teuren Gulfstream-Jets zu kaufen. Die haben Betten und Badezimmer an Bord, kannst du dir das

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