Ludlum Robert - Covert 01
auf einige Antworten stoße und dass es euch gelingt, Bill Griffin zu finden und mehr über Sophias Tod herauszubekommen. Die gelöschten Aufzeichnungen der Telefonanrufe könnten von entscheidender Bedeutung sein.«
Während sie weiterfuhren, schaltete Howell das Radio ein, das Nachrichten aus einer nichts ahnenden Welt sendete, während die hereinbrechende Dämmerung lange, unheilvolle Schatten über die schneebedeckten Gipfel der Sierra warf.
Dritter Teil
25
Dienstag, 21. Oktober, 20 Uhr Das Weiße Haus, Washington, D. C.
Die Titelseite der Washington Post, die der Präsident auf den ovalen Tisch im Sitzungssaal des Kabinetts geworfen hatte, wirkte wie eine Anklage. Wenngleich keines der Kabinettsmitglieder, die um den polierten Tisch herumsaßen, und keiner ihrer Ministerialdirektoren, die an den Wänden standen, auf die fette Schlagzeile blickte, waren sie sich ihrer doch alle schmerzlich bewusst. Nach dem Aufstehen hatten sie vor ihrer Haustür ihr Exemplar der Zeitung gefunden, genau wie Millionen andere Amerikaner, auf die die entsetzlichen Schlagzeilen gewartet hatten. Den ganzen Tag über hatte das Radio die Neuigkeiten gesendet und im Fernsehen gab es kaum ein anderes Thema.
Seit Tagen hatten die Wissenschaftler und Militärs den Präsidenten und hohe Regierungsbeamte informiert. Aber erst jetzt, als die so genannte zivilisierte Welt durch die Neuigkeiten aufgeschreckt wurde, begriff man die ganze Tragweite der sich ausweitenden Epidemie.
UNBEKANNTER VIRUS LÖST WELTWEIT TÖDLICHE PANDEMIE AUS
In dem vollen Sitzungssaal des Kabinetts setzte Außenminister Norman Knight seine Nickelbrille auf. »Siebenundzwanzig Länder haben über durch den Virus verursachte Todesfälle berichtet. Insgesamt sind bis jetzt über eine halbe Million Menschen ums Leben gekommen«, stellte er nüchtern fest. »Immer begann es für etwa zwei Wochen mit den Symptomen einer schweren Erkältung oder einer leichten Grippe, bis die Erkrankten innerhalb weniger Stunden an respiratorischer Insuffizienz mit anschließendem akutem Lungenversagen starben. Manchmal ging es noch schneller.« Er seufzte unglücklich. »Zweiundvierzig weitere Nationen berichten von plötzlich auftretenden Fällen, bei denen es sich um eine leichte Grippe zu handeln scheint. Bisher wissen wir noch nicht, ob auch diese Menschen mit dem Virus infiziert sind. Wir haben gerade erst begonnen, diese Fälle zu zählen - aber es sind Millionen.«
Die Zahlen des Außenministers wurden von den Anwesenden mit einem geschockten Schweigen aufgenommen. Alle schienen vor Entsetzen zu erstarren.
Präsident Samuel Adams Castillas durchbohrender Blick glitt langsam über die Gesichter seiner Mitarbeiter. Er suchte nach Anhaltspunkten auf die seelische Verfassung seiner Kabinettsmitglieder, weil er wissen musste, bei wem er darauf zählen konnte, dass er standhaft blieb und Wissen, Weisheit und Entschlusskraft einbrachte. Wer würde in Panik verfallen, wen würde der Schock lahmen? Wissen ohne Handlungswillen war ohnmächtig und Handlungswille ohne Wissen blind und leichtsinnig. Alle, die über keine dieser Eigenschaften verfügten, mussten entlassen werden.
»Okay, Norman«, sagte er schließlich ruhig. »Wie viele Fälle gibt es in den Vereinigten Staaten«
Das längliche Gesicht des Außenministers wurde durch einen ungebändigten Schöpf dichten weißen Haars gekrönt. »Zu den neun Fällen, von denen wir zu Beginn der letzten Woche erfahren haben, kommen laut Information der CDC ungefähr fünfzig weitere Todesfälle und mindestens tausend grippeähnliche Erkrankungen, bei denen zurzeit untersucht wird, ob sie auf den Virus zurückzuführen sind.«
»Sieht so aus, als ob wir noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen wären«, meinte Admiral Stevens Brose, der Vorsitzende der Vereinigten Stabschefs. Seine Stimme klang vorsichtig hoffnungsvoll.
Zu vorsichtig und zu hoffnungsvoll, dachte Präsident Castilla. Es war seltsam, aber ihm war aufgefallen, dass Militärs oft als Letzte bereit waren, sofort zu handeln. Andererseits mussten sie auch öfter als die meisten anderen die Konsequenzen schlecht geplanter Aktionen mit ansehen.
»Bis jetzt zumindest«, bemerkte Gesundheitsministerin Nancy Petrelli düster. »Das heißt nicht, dass es morgen keine Katastrophe geben kann.«
»Ganz meine Meinung«, stimmte der Präsident zu, etwas überrascht, weil ihn der negative Tenor der Äußerung seiner Gesundheitsministerin verwunderte. Er hatte sie immer für eine Optimistin
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