Ludlum Robert - Covert 01
aufgetreten war und welcher Bastard die Iraker und Sophia damit infiziert hatte.
Mit angespannten Nerven blieb er vor einer Werkstatt stehen, wo zu beiden Seiten einer niedrigen Tür an Ketten abgefahrene Autoreifen baumelten. Domalewski hatte ihn zu diesem düsteren Laden geschickt und gesagt, dass der Inhaber ein ehemals erfolgreicher Geschäftsmann sei, der verbittert war, weil sein blühendes Geschäft durch Saddam Husseins überflüssigen Krieg ruiniert worden war.
Die Schäbigkeit der Werkstatt trug nicht dazu bei, Jons Misstrauen zu vertreiben. Er blickte auf die Uhr und sah, dass er pünktlich war. Nachdem er sich ein letztes Mal umgeblickt hatte, betrat er den Laden.
Ein kleiner, kahlköpfiger Mann mit dem üblichen dichten schwarzen Schnurrbart stand hinter einem ramponierten Ladentisch und studierte ein Blatt Papier. Seine dicken Finger waren vom Nikotin verfärbt. Daneben sah sich eine Frau in der schwarzen Tracht der Fundamentalisten die Autoreifen an.
»Ghassan?«, fragte Jon.
»Der ist nicht hier«, antworte der Iraker gleichgültig in einem Englisch mit starkem Akzent, aber der Blick, mit dem er Jon musterte, war intelligent.
Nachdem Jon zu der Frau hinübergeblickt hatte, die offenbar näher gekommen war, um andere Reifen zu betrachten, sprach er leise weiter. »Ich muss mit ihm reden. Farouk al-Dubq hat mir erzählt, dass er neue Pirelli-Reifen bekommen hat.« Der Name der Reifenfirma war laut Domalewski das geheime Erkennungssignal. Er würde kein Aufsehen erregen, weil sich Ghassans boomendes Geschäft auf den Verkauf der weltweit besten Neureifen spezialisiert hatte, und jeder wusste, dass er ein Kenner war.
Ghassan hob die Augenbrauen und lächelte kurz. Dann zerknüllte er mit seinen schwieligen Händen das Blatt Papier. Plötzlich war sein Englisch sehr viel besser. »Ah, Pirelli«, sagte er lebhaft. »Eine exzellente Wahl. Die Reifen sind hinten. Kommen Sie mit.« Als er sich umwandte, um Jon in den Hinterraum zu führen, murmelte er etwas auf Arabisch.
Plötzlich standen Jon die Nackenhaare zu Berge. Er wirbelte gerade noch rechtzeitig herum, um zu sehen, wie die Frau in dem langen schwarzen abaya durch die Vordertür hinausschlüpfte.
Er runzelte die Stirn und sein Instinkt sagte ihm, dass irgendetwas nicht stimmte. »Wer…?«
»Beeilen Sie sich bitte«, sagte Ghassan eindringlich. »Hier entlang.«
Sie rannten aus dem leeren Laden durch eine mit einem dicken Vorhang verhängte Türöffnung in einen höhlenartigen Lagerraum, wo so viele Stapel abgenutzter Reifen standen, dass sie fast den Hintereingang versperrten. Ein Stapel reichte bis zur Decke und auf dem niedrigsten in der Nähe der Tür saß eine Irakerin mittleren Alters, die ein Baby in ihren Armen wiegte. Kleine Fältchen bedeckten ihre Wangen und ihre hohe Stirn und ihre dunkelgrauen Augen blickten Jon neugierig an. Sie trug ein bedrucktes Kleid, eine schwarze Cardigan-Strickjacke und eine weißes Tuch um den Kopf. Aber Jon blickte auf das verschwitzte, fiebrige Gesicht des wimmernden Babys und eilte zu ihm. Das Kind war ganz offensichtlich krank und das ärztliche Ethos verlangte von ihm, dass er half, gleichgültig, ob es sich um eine Falle handelte oder nicht.
Ghassan redete auf Arabisch hastig auf die Frau ein und Jon hörte, wie sein Deckname erwähnt wurde. Sie runzelte die Stirn und schien Fragen zu stellen. Noch bevor Jon bei dem Kind war, hörten sie aus dem Laden ein heftiges Krachen. Jon erstarrte, als er donnernde Stiefelschritte hörte und eine Stimme auf Arabisch brüllte.
Er wurde von einem Adrenalinstoß erfasst. Man hatte sie verraten! Mit gezückter Beretta wirbelte er herum.
Zugleich zog Ghassan aus einem Stapel von abgefahrenen Goodyear-Reifen ein AK-47-Sturmgewehr. »Die Republikanische Garde!«, brüllte er. Er handhabte das Gewehr mit einer Erfahrung, die Jon verriet, dass er sein Leben oder seinen Laden damit nicht zum erstenmal verteidigte.
Als Jon gerade auf die Quelle des Lärms zurennen wollte, lief Ghassan vor, um ihm den Weg abzuschneiden. Wütend wies er mit dem Kopf auf die Frau mit dem kranken Baby. »Bringen Sie sie raus und überlassen Sie den Rest mir. Das hier ist meine Sache.«
Der resolute Iraker wartete nicht, um zu sehen, was Jon tun würde. Entschlossen sprang er auf die Türöffnung zu, schob die Mündung der AK-47 durch den Vorhang und eröffnete mit einer Reihe von kurzen Salven das Feuer.
Das Donnern der Schüsse ließ die Sperrholzwände erzittern.
Hinter Smith schrie die
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