Ludlum Robert - Covert 01
glauben. Wie konnte Sophia tot sein?
»Ich glaube Ihnen nicht«, sagte sie mit hölzerner Stimme.
»Es tut mir Leid, aber es ist die Wahrheit. Ich weiß, wie sehr ihr euch geliebt habt.«
Jetzt wurde sie von Schuldgefühlen überwältigt. Seine Worte glichen Hammerschlägen. Ich weiß, wie sehr ihr euch geliebt habt.
Seit Monaten hatte Randi Sophia nicht mehr gesehen. Sie war zu sehr durch ihren Job in Anspruch genommen und hatte gedacht, dass andere Menschen sie mehr brauchten. Später, hatte sie geglaubt, hätten sie genug Zeit, wieder eine enge Beziehung zueinander zu haben. Später, wenn sie beide erledigt hatten, was getan werden musste.
Wenn Jon Smith nicht mehr so viel von Sophias Zeit in Anspruch nehmen würde.
Es war, als ob ihr das Herz bräche. Wütend wischte sie sich die Tränen mit beiden Händen ab.
»Randi?«
Sie hörte Jons Stimme… hörte das Fahrgeräusch des Lastwagens… das mit einem Mal merkwürdig hohl klang. Ihr Verstand schaltete schnell um, als ob sie aus großer Entfernung wahrgenommen hätte, dass sie über eine lange Brücke fuhren. Das Wasser warf des Motorengeräusch des Lastwagens hallend zurück. Sie hörte das Geräusch des Windes, die Rufe von Fischern und den Schrei eines Esels.
Und dann erinnerte sie sich wieder. Sophia. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte, sich zusammenzureißen, während sie Jon anblickte. In seinem Gesicht stand Verzweiflung. Seine Trauer schien so tief zu sein, als ob sie nie mehr auszulöschen wäre.
Dieses Gesicht log nicht - Sophia war tot.
Sophia war tot.
Randi atmete tief durch und versuchte, nicht die Kontrolle über sich zu verlieren. Vor ihrem geistigen Auge sah sie weiterhin das Bild ihrer Schwester, aber zugleich blickte sie Jon Smith an. Gerade hatte sie angefangen, ihm zu vertrauen. Sie wollte glauben, dass er nichts damit zu tun hatte, aber sie konnte ihr Misstrauen nicht unterdrücken.
Wieder dachte sie an die blinde Arroganz, die er damals an den Tag gelegt hatte, als Mike durch seine fehlerhafte Behandlung ums Leben gekommen war. Hatte er auch ihre Schwester umgebracht?
»Wie ist es passiert?«, fragte sie. »Was haben Sie ihr angetan?«
»Ich war nicht bei ihr, als es passierte. Ich war in London.« Er erzählte ihr alles über sein Treffen mit Bill Griffin, die fehlende Seite und den Einstich an Sophias Fußknöchel. »Sophia hat versucht, den Virus zu identifizieren, zu klassifizieren und seine Herkunft zu lokalisieren. Den Virus, dessen Spur ich hier im Irak gesucht habe. Aber ihr Tod war kein Arbeitsunfall - so ansteckend ist der Virus nicht. In diesem Fall hätte sie auf sehr sorglose Art und Weise einen Fehler begehen müssen. Nein - sie ist vorsätzlich infiziert worden, weil sie etwas entdeckt hat. Man hat sie ermordet und ich werde herausfinden, wer es war. Sie werden nicht ungeschoren davonkommen…«
Während er weiterredete, schloss Randi die Augen. Sie dachte daran, wie sehr Sophia vor ihrem Tod gelitten haben musste, und kämpfte gegen ein Schluchzen an.
Mit leiser und ernster Stimme sagte Jon: »Auch den Direktor vom USAMRIID und seine Sekretärin haben sie ermordet, weil ich ihnen erzählt hatte, dass jemand im Besitz des Virus ist und ihn an Menschen ausprobiert. Jetzt gibt es eine weltweite Epidemie. Ich weiß nicht, wie sich die Erkrankten infiziert haben oder wie es diesen Leuten gelungen ist, die Krankheit in ein paar Fällen zu heilen. Aber ich werde es herausfinden…«
Der Lastwagen fuhr jetzt schneller und die Geräusche der Stadt waren nicht mehr zu hören. Offenbar befanden sie sich auf dem Land. Nur gelegentlich hörte man das Motorengeräusch eines Wagens auf der anderen Fahrspur.
Erneut wurde Randi von Tränen überwältigt. Smith legte einen Arm um ihre Schulter, aber sie stieß ihn weg. Mit dem Ärmel ihres Jacketts wischte sie sich die Tränen ab.
Sie würde nicht mehr weinen. Nicht hier und jetzt.
»Sie sind mächtig«, fuhr Jon fort. »Offensichtlich waren sie im Irak und vielleicht sind sie immer noch hier. Das ist ein Grund mehr für die Annahme, dass sie diese ‹Polizisten¤ geschickt haben. Die Leute, die hinter der Sache mit dem Virus stecken, scheinen einen langen Arm zu haben. Selbst auf die Regierung, die Armee und die hohen Tiere im Pentagon haben sie offenbar Einfluss.«
»Die Armee? Und das Pentagon?« Sie starrte ihn ungläubig an.
»Es gibt keine andere Erklärung dafür, dass man dem USAMRIID die Sache aus der Hand genommen hat und der Deckel darauf gehalten wird und dass
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