Ludlum Robert - Covert 01
auf unheimliche Weise den Innenraum, wo Jon und Randi lauschten. Die Männer sprachen Arabisch.
»Was sagen sie?«, fragte Smith.
»Wir haben Besuch gekriegt.« Randi lauschte den Stimmen. »Und unsere freundlichen Polizisten sind darüber gar nicht glücklich.«
»Wer ist es diesmal?«
»Ich bin mir nicht sicher. Es könnte wieder die Republikanische Garde sein. Vielleicht hat ihnen in ihrem Checkpoint etwas keine Ruhe gelassen und sie haben noch ein paar Fragen.«
»Na toll. Dann haben wir noch mehr Ärger.«
»Die letzte Stimme!«, flüsterte Randi plötzlich eindringlich. »Sie spricht gut Arabisch, aber es war kein irakisches Arabisch.«
Im Laderaum des Lastwagens hatten sich die beiden Polizisten wachsam niedergekauert, ihre AK-47-Gewehre im Anschlag. Irgendetwas da draußen verängstigte sie. Sie sprachen leise miteinander und griffen nach der Plane, wobei sie Jon und Randi den Rücken zuwandten.
»Also los«, flüsterte Jon, ohne weitere Zeit zu verlieren.
Er stürzte nach vorne und vertraute darauf, dass Randi seinem Beispiel folgte. Dann riss er den links kauernden Polizisten zurück und rammte ihm die Faust gegen die rechte Schläfe. Während der Mann zu Boden ging, entwand Jon ihm dieAK-47.
Gleichzeitig zog Randi das Messer unter ihrem Rock hervor und sprang auf den zweiten Mann zu. Als dieser in der Hocke herumwirbelte, um seinem Freund zu helfen, stieß Randi ihm das Messer in den Arm. Schreiend ließ der Mann das Gewehr fallen und betastete seine Wunde.
Da traf Randi ihn mit dem Knie am Kinn. Der Kopf des Polizisten wurde nach hinten geschleudert, dann fiel er - alle Viere von sich streckend - auf den anderen Uniformierten.
Als Randi nach der AK-47 griff, erklang von draußen automatisches Gewehrfeuer, so laut und überraschend wie Donner. Gebrüll und Geschrei hallten durch die Wüstennacht. Dann hörten sie das Geräusch rennender Schritte und erneutes Gewehrfeuer. Dort draußen tobte eine Auseinandersetzung. Die Geräusche kamen näher und bald würden sie in den Kampf verwickelt sein.
35
18 Uhr 32
Long Lake Village, New York
Victor Tremont saß in seinem Büro am Schreibtisch und schob den Bericht zur Seite, an dem er gerade gearbeitet hatte. Er rieb sich die Augen und schaute zum wiederholten Mal auf seine Rolex. Seine Finger trommelten auf der Schreibtischplatte herum. Er war angespannt und nervös. Von Nancy Petrelli oder dem Generalstabsarzt hatte er nichts gehört und auch al-Hassan hatte sich seit mehr als neun Stunden nicht gemeldet. Nach über einem Dutzend Jahren riskanter Arbeit näherte sich das HadesProjekt seinem triumphalen Höhepunkt und er stand kurz davor, einer der reichsten Männer der Welt zu werden. Jetzt durfte nichts mehr schiefgehen.
Ruhelos stand er auf, verschränkte die Finger hinter dem Rücken und ging über den dicken Teppich auf das riesige Panoramafenster zu. Im letzten Sonnenlicht verlor sich der See wie ein silberner Krater in der Ferne. Fast konnte Tremont den Duft der dicken Kiefern riechen, die sich erst bläulich, dann purpurn gefärbt hatten und jetzt schwarz waren. Wie verstreute Sterne blinkten in den Häusern die Lichter auf. Zu beiden Seiten sah er den verzweigten, in die Landschaft eingebetteten Gebäudekomplex von Blanchard Pharmaceuticals. Er blickte darauf hinab, als ob er sich vergewissern wollte, dass alles an seinem Platz war. Dass es Wirklichkeit war. Dass es ihm gehörte.
Die Gegensprechanlage summte. »Mr. al-Hassan ist eingetroffen, Dr. Tremont.«
»Gut.« Er kehrte an seinen Schreibtisch zurück und setzte einen beherrschten Gesichtsausdruck auf. »Schicken Sie ihn herein.«
Nadal al-Hassans Miene war triumphierend. »Wir haben Smith«, sagte der pockennarbige Araber.
»Wo haben Sie ihn gefunden?«, fragte Tremont aufgeregt.
Der bis auf die Knochen abgemagerte al-Hassan blieb vor dem Schreibtisch stehen und beugte sich wie ein Windhund vor, der ein Kaninchen packen wollte. »In Bagdad«, antwortete er lächelnd. »Die Polizisten, die ich bestochen habe, haben sie ‹verhaftet¤ .«
»Sie?« Das war ja noch besser, als er gehofft hatte. »Sind Zellerbach und der Engländer auch im Irak?«
Al-Hassans Lächeln verschwand. »Unglücklicherweise nicht. Smith war in Begleitung einer CIA-Agentin, von der wir annehmen, dass sie dort im Untergrund gearbeitet hat.«
Innerlich fluchte Tremont - eine zusätzliche Komplikation. »Was immer Smith herausgefunden haben mag, mittlerweile wird sie es wissen. Lassen Sie sie eliminieren. Was ist mit den
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