Ludlum Robert - Covert 01
Howell tat so, als ob er sich zurückziehen würde. Ermutigt rannten die Gangster in einem engeren Halbkreis auf ihn zu, während er nach den beiden Behältern griff und den Verfolgern dann auf dem Bauch entgegenrobbte. Als sie bis auf etwa zehn Meter an ihn herangekommen waren, richtete er den Oberkörper auf und warf den ersten Behälter. Die Magnesium-Blendgranate explodierte blitzend und krachend direkt in der Mitte des von seinen Gegnern gebildeten Halbkreises, nur ein paar Zentimeter vor ihren Füßen.
Die Killer gingen zu Boden. Einige schrien auf und fassten sich an den Kopf, andere waren vor Überraschung für den Augenblick handlungsunfähig. Und genau darauf hatte Howell gebaut.
Sofort war er wieder auf den Beinen und raste um ihre linke Flanke herum. Tausende von Magazinen hatte er bei Schießübungen für den SAS geleert und so seine Fähigkeit perfektioniert, aus vollem Lauf Kopftreffer zu landen. Das war ihm in Fleisch und Blut übergegangen. Mit zwei schnellen Schüssen zerstörte er die Scheinwerfer des Lastwagens und warf dann die zweite Blendgranate, die mitten zwischen seinen Widersachern landete. Da sie sich noch nicht von der ersten Explosion erholt hatten, war die zweite nicht nur in physischer, sondern auch in psychologischer Hinsicht von verheerender Wirkung. Kurz darauf, während seine Verfolger noch versuchten, den Schock zu überwinden, war Peter schon etwa hundert Meter weiter und auf dem Weg zur Schnellstraße nach Syracuse.
Kurz vor der Stadt verringerte Marty die Geschwindigkeit, um nach einem Platz zu suchen, wo er sich und das Wohnmobil verbergen konnte. Aber wo konnte man ein so großes und auffälliges Fahrzeug verstecken, besonders jetzt, wo man die herausgeschossenen Fenster und die Einschusslöcher sah? Hinter Marty bildete sich eine Autoschlange und einige Fahrer hupten. Zusehends nervöser hielt er nach einem sicheren Ort Ausschau.
Schließlich fuhr er an den Straßenrand und die Autos und Lastwagen rasten mit wütendem Dröhnen an ihm vorbei. Verunsichert fuhr er wieder los und setzte seine Suche fort. Dann sah er eine interessante Stelle. Zu beiden Seiten der Schnellstraße befanden sich Autohandlungen mit hell erleuchteten Ausstellungshallen und Parkplätzen. Von leicht erschwinglichen Kleinwagen bis hin zu Luxuslimousinen und Sportwagen war hier alles zu haben. Da kam ihm eine Idee. Er reckte den Hals und guckte nach vorne. Würde er…?
Ja! Wie durch ein Wunder tauchte zu seiner Rechten ein großer, hell beleuchteter Platz auf.
Er dachte an das alte Kinderrätsel: Wo versteckt man einen Elefanten?
Natürlich in einer Elefantenherde.
Fröhlich lachend steuerte Marty durch das Tor und fuhr hinten auf einen leeren Parkplatz. Dort schaltete er den Motor ab. Es war schon spät und der Autohändler würde sein Geschäft bald schließen. Wenn Marty Glück hatte, würde ihn hier heute Nacht niemand finden.
22 Uhr 27
Syracuse, New York
Der emeritierte Professor Richard Johns wohnte in einem renovierten Haus aus der Viktorianischen Ära in der South Grouse Avenue, unterhalb des Hügels, auf dem die Universität lag. Das Wohnzimmer, in dem die beiden Männer saßen, hatte seine Frau liebevoll mit Antiquitäten ausgestattet, die aus derselben Epoche wie das Haus stammten. Der Professor betrachtete den Mann, der so spät abends geklingelt hatte und etwas über Sophia Russel wissen wollte. Irgendetwas an dem Fremden verängstigte Johns - vielleicht seine Härte und die unterdrückte Gewaltbereitschaft. Er wünschte, er hätte dem Fremden die Türe nicht geöffnet.
»Ich bin nicht sicher, was ich Ihnen sonst noch erzählen könnte, Mr….«
»Louden. Gregory Louden«, sagte Peter Howell lächelnd, während er den Professor an den falschen Namen erinnerte, den er ihm an der Haustür genannt hatte. »Dr. Sophia Russel hat Sie sehr geschätzt.« Er trug einen Overall und einen Trenchcoat, die er einem neugierigen Lastwagenfahrer abgekauft hatte, der ihn nach Syracuse mitgenommen hatte. Dann war er mit einem Taxi zum Haus des Professors in der Nähe der Universität gefahren. Bisher hatte sich dieses Unternehmen als Zeitverschwendung herausgestellt. Johns war nervös und erinnerte sich nur daran, dass Sophia eine hervorragende Studentin gewesen war und einige wenige enge Freunde gehabt hatte, deren Namen ihm aber nicht mehr einfielen.
»Ich hatte damals einen Lehrstuhl an der Fakultät, wo sie im Hauptfach studierte, und sie hat an einigen meiner Seminare teilgenommen«,
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