Ludlum Robert - Covert 01
alte Zeit plaudern, aber irgendjemand könnte die Schüsse gehört haben. Wir sollten uns besser schnell aus dem Staub machen.« Er blickte Smith abwägend an. »So, so, ein medizinischer Auftrag für die Vereinten Nationen?«
»Aha, die CIA.« Smith gab Donoso lächelnd die Hand. »Mein Respekt für die CIA wächst.«
Donoso nickte teilnahmsvoll. »Sieht so aus, als ob Sie beide eine harte Zeit hinter sich hätten.«
Als Donoso um den Lastwagen herum vorging, sah Jon einen alten sowjetischen BMP-I-Truppentransporter, dessen Seitenwände durch eine Schablone mit dem Emblem der Republikanischen Garde besprüht worden waren. Die Fahrspuren ließen erkennen, wo der Wagen gewendet worden war, um die Straße zu blockieren. Jetzt beleuchteten die Scheinwerfer den Polizeilastwagen mit der Plane. Auf dem hellen Wüstenboden saßen die sechs überlebenden Bagdader Polizisten und ihr Anführer, der aus einer Schulterwunde blutete und jetzt nicht mehr mit seiner tariq -Pistole herumfuchtelte. Zwei CIA-Agenten, die auch als Irakis durchgehen konnten, bewachten sie.
»Wissen Sie, was die mit uns vorhatten?«, fragte Jon Donoso.
»Sie wollten Sie ins Niemandsland bringen, töten und Ihre Leichen da verbuddeln, wo selbst Beduinen nicht nachsehen würden.«
Jon hob die Augenbrauen und tauschte dann einen Blick mit Randi. Es war keine Überraschung.
»Ich brauche die Kalaschnikows, Mr. Bonnet«, sagte Donoso. »Und zwar beide, meine Kleine.«
»Donoso ist ein chauvinistisches Schwein«, erklärte Randi Jon, als sie ihm ihre Waffen reichten. »Er weiß es besser, aber das kümmert ihn nicht. Deshalb nennt er mich ‹meine Kleine¤ , ‹Girlie¤ oder ‹Torte¤ und bemüht jedes andere Klischee, das er aus seinem ziemlich ordinären, proletarischen Milieu kennt.«
Donoso grinste breit. »Und sie nennt mich ‹kleines Ferkel¤ . Ihre Beine sind erste Sahne, aber ihr Einfallsreichtum ist eher unterentwickelt. Kommt, wir hauen ab. Rein in den Mannschaftswagen.«
»Unterentwickelter Einfallsreichtum? In Riad habe ich Ihren Arsch gerettet. Wo bleibt der Respekt?«
Jetzt grinste Donoso absichtlich einfältig. »Das muss mir entfallen sein.« Er warf die AK-47-Gewehre auf einen Haufen von Waffen, die den irakischen Polizisten abgenommen worden waren. »Sehen Sie Ihre Knarren da?«
Schnell erkannte Jon seine Beretta, während Randi in dem Haufen herumwühlte, bis sie ihre Uzi gefunden hatte. Donoso nickte, dann kletterten sie in den Wagen.
Nachdem sie sich gesetzt hatten, wies Jon mit dem Kopf auf die Gefangenen. »Was werden Sie mit den Irakis machen?«
»Nichts«, antwortete Donoso. »Wenn sie auch nur andeuten, dass sie auf eigene Faust mit einem Polizeiwagen hierher gefahren sind, werden sie ganz schnell an einem von Saddam Husseins Galgen enden. Sie werden kein Sterbenswörtchen darüber sagen, was passiert ist.«
Smith verstand. »Und das heißt, dass sie besser ihre Waffen tragen, wenn sie in ihr Polizeiquartier zurückkehren.«
Donoso nickte. »Sie sagen es.«
Während die Gefangenen düster dreinblickten, setzte sich der alte Mannschaftswagen auf dem harten Wüstenboden in Bewegung. Der Fahrer lenkte ihn in die Mitte der engen Straße, die weiter in die raue Wüste führte. Im Westen sank der Mond, während die Sterne hoch am Himmel schimmerten. Weit vor ihnen lagen am Horizont sandige Hügel, die sich kaum vom schwarzen Nachthimmel abhoben.
Aber Jon blickte nach hinten. Jetzt rannten die Irakis erst auf die Waffen zu, dann zu ihrem Lastwagen. Weil der Truppentransporter mittlerweile außer Schussweite war, konnten sie ungehindert fliehen. Sekunden später verschwand der Lastwagen mit der Plane, pilzförmige Sandwolken aufwirbelnd. Die Polizisten waren nach Bagdad unterwegs. Vielleicht würden sie ihren Ausflug sogar überleben.
»Wohin fahren wir?«, wollte Randi wissen.
»Zu einem alten Außenposten, den die Briten im Ersten Weltkrieg errichtet haben«, antwortete Donoso. »Jetzt gibt es dort nur noch Ruinen. Ein paar zerbröckelte Wände und Wüstengeister. Dort wird Sie im Morgengrauen ein Harrier abholen und in die Türkei ausfliegen.«
»Sie wollen nicht, dass ich im Irak bleibe, kleines Ferkel?«, fragte Randi.
Donoso schüttelte den Kopf. »Keine Chance, meine Kleine. Dieser clevere Spion hat Sie und fast auch die ganze Operation gefährdet.« Seine Stimme wurde lauter. Er sah Jon mit funkelndem Blick an. »Hoffentlich war es das wert.«
»Allerdings«, beruhigte ihn Jon. »Haben Sie eine Familie?«
»Ja. Warum?«
»Deshalb
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