Ludlum Robert - Covert 01
möglich, dass er sich immer noch wie der alte Cowboy verhielt, der achtlos durchs Leben galoppierte und nur an seine eigenen Interessen dachte.
Aber im Augenblick spielte das keine Rolle. »Ich habe Ihnen einen Vorschlag zu machen.«
Stirnrunzelnd verschränkte Jon die Arme über der Decke. »Okay. Schießen Sie los.«
»Sie wollen herausfinden, wer Sophia umgebracht hat. Ich auch. Um die Leute zu finden, die hinter dieser Sache mit dem Virus stecken, bin ich auf Ihr wissenschaftliches Wissen angewiesen. Sie brauchen meine Beziehungen und meine sonstigen Fähigkeiten. Gemeinsam sind wir ein gutes Team.«
Smith betrachtete ihr Gesicht, das dem Sophias so ähnelte. Auch ihre Stimme glich der Sophias, abgesehen von der Härte darin. Die Zusammenarbeit mit ihr war reizvoll, aber auch gefährlich. Er konnte sie nicht ansehen, ohne an Sophia denken zu müssen und einen überwältigenden Schmerz zu empfinden. Ihm war klar, dass er ein neues Leben beginnen musste, aber würde er dazu in der Lage sein, wenn er mit Randi zusammenarbeitete? Sie glich ihrer Schwester so, dass sie eineiige Zwillinge hätten sein können. Sophia hatte er geliebt, Randi liebte er nicht. Die Kooperation mit ihr konnte für ihn endlose Trauer bedeuten.
»Sie können nichts für mich tun«, sagte er. »Das ist keine gute Idee. Danke, aber ich lehne ab.«
»Hier geht’s nicht um Sie oder um mich«, erwiderte sie rau. »Sondern um Sophia und um Millionen von Menschen, die sterben werden.«
»Hier geht’s um Sie und mich «, korrigierte er. »Wenn eine Zusammenarbeit unmöglich ist, wird keiner von uns etwas erreichen. Was für eine Chance ich auch immer haben mag, dieser Sache auf den Grund zu kommen, es wird Streit und böses Blut geben«, knurrte er. »Verstehen Sie doch. Es ist mir verdammt egal, was Sie von mir denken. Ich bin nur daran interessiert, Sophias Mörder zu finden und ihnen Einhalt zu gebieten. Wenn Sie wollen, können Sie sich von mir aus für den Rest Ihres Lebens mit Ihrer kostbaren Wut beschäftigen. Mir bleibt keine Zeit - ich habe etwas weitaus Wichtigeres zu erledigen. Ich werde diesem Leiden ein Ende bereiten und auf Ihre Hilfe bin ich dabei nicht angewiesen.«
Randi verschlug es den Atem. Sie schwieg, weil sie verdutzt war, dass ihre Wut auf ihn eine solche Reaktion provozierte. Außerdem empfand sie ein Schuldgefühl, das einzugestehen sie nicht bereit war. »Ich könnte Sie ans Messer liefern. Es reicht, wenn ich jetzt zu Donoso gehe und ihm etwas ins Ohr flüstere. Dann wird er dafür sorgen, dass nach unserer Landung in der Türkei die Militärpolizei auf Sie wartet. Sehen Sie mich nicht so an, Jon. Ich habe nur gesagt, wie für Sie die Alternative aussehen würde. Sie behaupten, dass Sie mich nicht brauchen, und ich sage, dass Sie sehr wohl auf mich angewiesen sind. Aber bei Menschen, die ich respektiere, wende ich keine schmutzigen Tricks an und nach allem, was ich mit Ihnen im Irak erlebt habe, respektiere ich Sie tatsächlich. Selbst wenn wir nicht zusammenarbeiten, werde ich Donoso nichts sagen.« Sie zögerte. »Sophia hat Sie geliebt - auch das ist wichtig. Vielleicht werde ich über Mikes Tod nie hinwegkommen, aber das wird mich nicht davon abhalten zu versuchen, kooperativ mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Haben Sie zum Beispiel irgendeine Idee, was Sie tun werden, wenn ich dafür gesorgt habe, dass wir wieder in den Vereinigten Staaten sind?«
Smith kratzte sich am Kinn. Plötzlich hatte sich alles geändert. »Sie können mich in die Vereinigten Staaten einschmuggeln?«
»Na klar. Kein Problem. Man wird mir anbieten, mich mit einer Militärmaschine nach Hause zu bringen. Ich werde Sie mitnehmen. Ihre Papiere von den Vereinten Nationen sind perfekt.«
Er nickte. »Glauben Sie, dass wir vor unserer Ankunft an einen Computer mit Modem herankommen können?«
»Kommt drauf an. Für wie lange?«
»Für eine halbe Stunde, wenn ich Glück habe. Es gibt da eine Website, die ich einsehen muss, um herauszufinden, wo ich mich mit meinen Freunden treffen kann. Während ich nicht in den Staaten war, haben sie bestimmte Spuren verfolgt. Vorausgesetzt natürlich, sie sind noch am Leben.«
»Natürlich.«
Randi starrte Smith an, erleichtert und von seinem Pragmatismus überrascht. Er war eine sehr viel kompliziertere Persönlichkeit, als sie vermutet hatte. Aber auch sehr viel entschlussfreudiger.
Fast wäre sie schon so weit gewesen, sich bei ihm zu entschuldigen, als er sagte: »Man sieht, dass Sie müde sind. Versuchen Sie,
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