Ludlum Robert - Covert 01
Unternehmenschef von Blanchard Pharmaceuticals wegen des grellen Scheinwerferlichts ständig den Schweiß von der Stirn wischen. In der angespannten Atmosphäre war niemandem nach einer Plauderei zumute.
An der Eingangstür des Fernsehstudios hatte Peter Howell aufgehört, den Korridor zu beobachten oder zu lauschen. Jetzt nahm er nur noch die scheinbar endlose Stille im Studio wahr. Er wusste nicht, was in Long Lake Village vor sich ging, aber die Reden dort mussten vor mindestens zehn Minuten begonnen haben. Hoffentlich näherten sich Jon und Randi mittlerweile der Bühne, damit sie dem Präsidenten, den Zuschauern, dem Secret Service, Tremont und dem weltweiten Fernsehpublikum bald die Wahrheit ins Gesicht schreien konnten.
Aber sie würden ihre Anschuldigen nicht beweisen können, wenn es Marty nicht gelang, in den nächsten paar Sekunden in die laufende TV-Übertragung einzubrechen.
17 Uhr 17
Long Lake Village
Jon und Randi hatten die zweite Zuschauerreihe erreicht. Direkt vor ihnen befand sich die erhöhte Bühne mit dem farbenprächtigen patriotischen Flaggenschmuck. Das Publikum, die Würdenträger, Victor Tremont und der Präsident starrten auf die Leinwand, auf der das überdimensional große Gesicht des britischen Premierministers zu sehen war, der ein Loblied auf Tremont sang und ihm seinen Dank aussprach.
Nachdem er tief durchgeatmet und Randi zugenickt hatte, brach Jon durch die erste Zuschauerreihe und brüllte dem Präsidenten, der ihm den Rücken zuwandte, zu: »Tremont ist ein Betrüger und Massenmörder!« Er fuchtelte mit den Ausdrucken der geheimen Unterlagen herum. »Er hat die Pandemie selbst verursacht, um abzukassieren! Um die ganze Welt um Milliarden zu erpressen!«
Schockiert wandte sich der Präsident um.
Victor Tremont tat es ihm gleich. »Sie haben Waffen!«, schrie er. »Dieser Mann ist ein Deserteur, ein unlauterer
Wissenschaftler und ein Killer! Erschießen Sie ihn!«
Die Männer vom Secret Service sprangen von der Bühne herab und rannten auf Jon zu.
Jetzt übernahm Randi. »Tremont infiziert noch immer Millionen von Menschen! Er verbreitet den Virus über seine Antibiotika! Jeden Tag liefert er verseuchte Medikamente aus! Selbst jetzt noch!«
Nadal al-Hassan und seine Männer kämpften sich durch die Menschenmenge zu ihnen vor und Jack McGraw brüllte seinen Leuten Befehle zu.
Jon versuchte, sich dem Griff der Agenten zu entwinden, und schaffte es, erneut mit den Papieren herumzuwedeln. »Hier habe ich den Beweis! Ich bin im Besitz ihrer Aufzeichnungen! Ich…«
Doch jetzt rangen ihn die Männer zu Boden.
Andere Agenten von Secret Service und FBI stürzten sich auf Randi. Durch ihre Schultern schoss ein heftiger Scherz. Rasch entdeckten sie die Uzi. »Sie ist bewaffnet!«
Nadal al-Hassan war jetzt fast bei ihnen, hatte seine Waffe aber noch nicht gezogen.
17 Uhr 18
Lake Magua
»Wir sind drin!«, brüllte Marty ins Mikrofon.
»Los!«, schrie Peter.
Mercer Haldane starrte in die Kamera, holte tief Luft und
begann zu sprechen.
17 Uhr 18
Lake Magua
Auf der Bühne ergriffen die Geheimdienstleute den Präsidenten, um ihn in Sicherheit zu bringen.
Die gigantische Leinwand über den Köpfen des Publikums wurde einen Augenblick lang dunkel und dann erschien Mercer Haldanes würdevolles, von dem wilden weißen Haarschopf gekröntes Gesicht. Er stand in dem Geheimlabor und hinter ihm hielten die vier Laborarbeiter riesige Vergrößerungen der Ausdrucke mit den schlimmsten Beweisen hoch. Das Publikum schwieg überrascht.
»Mein Name ist Mercer Haldane«, verkündete der einstige Unternehmenschef mit dröhnendem Organ. Irgendwie musste Marty es geschafft haben, die Lautstärke zu erhöhen. »Bis letzte Woche war ich Präsident und CEO von Blanchard Pharmaceuticals. Ich habe Neuigkeiten über den Virus und Sie sollten alle aufmerksam zuhören, weil Ihr Leben davon abhängt. Durch Victor Tremonts Schuld ist ein großes Unglück über uns gekommen.« Durch diese schockierenden Enthüllungen hatte Haldane die Aufmerksamkeit aller auf sich gezogen, selbst die der Agenten. »Vor zehn Jahren hat Victor Tremont einen ungeheuerlichen, geheimen Plan konzipiert. Er hat ihn auf den Namen ‹Hades-Projekt¤ getauft und im Golfkrieg vorsätzlich zwölf Soldaten - jeweils sechs auf beiden Seiten - mit einem einzigartigen und tödlichen Virus infiziert, den er im peruanischen Urwald entdeckt hatte. Dann hat er damit die Antibiotika von Blanchard kontaminiert und die verseuchten Medikamente
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