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Ludlum Robert - Covert 01

Ludlum Robert - Covert 01

Titel: Ludlum Robert - Covert 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Hades-Faktor
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sein Sommerhaus zu einer Siedlung gehört, die reiche Leute gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts hier errichtet hatten. Es hatte dasselbe mit Schindeln gedeckte Holzdach wie das Landhaus am Great Camp Sagamore am nahen Raquette Lake und sein großzügig gebautes Versteck war das letzte Überbleibsel aus den alten Tagen. Weil sich über dem Haus ein dichtes Laubdach und an der Seeseite ein ebenso dichter Wald befand, war es für Fremde praktisch unsichtbar. Tremont hatte das während der Restaurierung des Gebäudes so geplant und es zugelassen, dass die Vegetation frei und wild wuchs. Weder ein Namensschild an der Straße noch ein Anlegesteg am See verrieten seine Anwesenheit. Hier waren Publikum oder Besuche von Unternehmensmitarbeitern nicht erwünscht. Von diesem Landhaus wussten nur Victor Tremont, einige Partner seines Hades-Projekts, die sein Vertrauen genossen, und die loyalen Wissenschaftler und Techniker, die in dem privaten Hightech-Labor im zweiten Stock arbeiteten.
    Während die Oktobersonne weiter sank, spürte Victor Tremont, wie die kühle Abendluft durch den Stoff seiner Jacke und Hose drang. Dennoch hatte er es nicht eilig, ins Haus zu gehen. Er genoss seine dicke Zigarre und den Geschmack des fünfzig Jahre alten Langavulin-Whiskys. Er wärmte ihn und erfreute seine Kehle mit einem befriedigenden Brennen. Langavulin war vielleicht der weltweit beste Whisky, doch sein schweres Torfrauch-Bouquet und sein unglaublich ausgewogener Geschmack waren außerhalb Schottlands kaum bekannt, weil Tremont jedes Jahr die gesamte Produktion der Brennerei auf der Hebrideninsel Islay aufkaufte.
    Doch während er im Licht der letzten goldenen Sonnenstrahlen auf seiner Veranda stand, ließ ihn eher die Wildnis als der Whisky lächeln. Der makellose See war nur eine kurze Kanufahrt von dem übervölkerten Raquette entfernt. Die großen Kiefern wiegten sich sanft im Wind und ihr beissender Geruch erfüllte die Luft. In der Ferne glänzte der nackte Gipfel des 1829 Meter hohen Mount Marcy wie ein Finger, der auf Gott zeigte.
    Seit der Zeit, als Tremont noch ein aufsässiger Teenager aus Syracuse gewesen war, faszinierte ihn dieser Berg. Sein Vater, ein an der Universität lehrender Wirtschaftsprofessor, hatte ihn damals genauso wenig kontrollieren können wie heute der fette Präsident von Blanchard Pharmaceuticals. Beide vertraten die Ansicht, dass manches eben nicht zu schaffen sei und dass niemand alles tun könne, wozu er Lust habe. Diese Engstirnigkeit hatte er nie verstanden. Was für Grenzen gab es denn, von denen der eigenen Fantasie einmal abgesehen? Die der eigenen Fähigkeiten? Des Wagemuts? Das Hades-Projekt war ein gutes Beispiel. Wenn sie gewusst hätten, was er plante, hätten ihm beide erklärt, dass das Ganze unrealistisch sei. Das könne niemand schaffen.
    Innerlich schnaubte er angewidert. Beide waren unbedeutende, schwache Männer. In ein paar Wochen würde sein Projekt ein totaler Erfolg sein. Hätte er Erfolg. Und würde jahrzehntelang die Gewinne einstreichen.
    Vielleicht lag es daran, dass sich das Hades-Projekt im Endstadium befand - er ertappte sich gelegentlich dabei, dass er sich Träumereien hingab und an seinen längst verstorbenen Vater dachte. Auf eine seltsame Art und Weise war sein Vater der einzige Mensch gewesen, der ihn je respektiert hatte. Der alte Mann hatte seinen Sohn zwar nicht verstanden, aber zu ihm gehalten. Als Teenager faszinierte der Film Jeremiah Johnson Tremont. Er sah ihn ein Dutzend Mal. Dann machte er sich in einem eiskalten Winter in die Berge auf, weil er - genau wie Johnson - entschlossen war, von den Früchten des Landes zu leben. Er wollte Beeren pflücken, Wurzeln ausgraben und jagen, wenn er Fleisch brauchte. Gegen Indianer kämpfen. Er wollte sich in einer heroischen Kraftanstrengung, für die nur Wenige den Mut und die notwendige Fantasie hatten, gegen die Naturgewalten stemmen.
    Aber er machte kaum großartige Erfahrungen. Mit dem Remington-Gewehr seines Vaters erlegte er außerhalb der Jagdsaison zwei Hirsche und schoss versehentlich ein paar Wanderer an, die beinahe starben. Weil er giftige Beeren aß, wurde er sehr krank und einmal erfror er fast. Da das Gewehr, sein Parka und sein Rucksack verschwunden waren und er ununterbrochen von dem Film geredet hatte, vermutete sein Vater glücklicherweise, wohin er sich aufgemacht hatte. Als die Waldhüter die Suche nach ihm aufgeben wollten, wurde sein Vater wütend und setzte mit Hilfe seiner Beziehungen zu

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