Ludlum Robert - Covert 01
dann durch verschiedene Eingänge das Landhaus.
Victor Tremont und seine vier Gäste verspeisten an dem langen norwegischen Tisch ein Festmahl, das direkt aus Walhalla hätte stammen können: Es gab süßen Entenbraten mit Shitaki-Pilzen, Forellen aus dem See und Wildbret mit geschmortem Brüsseler Chicorée, Dauphin-Kartoffeln und einer Rhone-Hermitage-Sauce. Anschließend nahmen die Männer in den dick gepolsterten Sesseln um den Kamin herum Platz. Sie tranken Kognak - Remy Martin Cordon Bleu - und rauchten kubanische Maduros-Zigarren, die exklusiv für Tremont hergestellt wurden. Der Gastgeber beendete gerade den Lagebericht über das Projekt, das während der letzten zwölf Jahre ihre Fantasie, ihre Hoffnungen und ihr Leben beherrscht hatte.
»… Wir sind ja immer von der Hypothese ausgegangen, dass die Mutation bei Amerikanern erst ungefähr ein Jahr später auftritt als bei bestimmten Ausländern. Da spielen auch Faktoren wie die allgemeine Volksgesundheit, die Ernährung, die körperliche Fitness und genetische Voraussetzungen eine Rolle. Nun…«
Tremont schwieg einen Augenblick lang, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen und den Gesichtsausdruck seiner Gäste zu studieren. Sie waren alle von Anfang an dabei gewesen, seit damals, ein Jahr nachdem er mit dem seltsamen Virus und dem Affenblut aus Peru zurückgekehrt war. Zu seiner Rechten saß George Hyem, der groß war und eine gesunde rötliche Gesichtsfarbe hatte. Damals war er ein junger Buchhalter gewesen und hatte das finanzielle Potenzial des Hades-Projekts sofort erkannt. Jetzt war er Chefbuchhalter von Blanchard Pharmaceuticals, während er tatsächlich für Tremont arbeitete. Neben ihm hatte das dicke Computergenie Xavier Becker Platz genommen, der die Forschungen hinsichtlich des Virus und der Verbesserung des Serums um fünf Jahre verkürzt hatte. Gegenüber von Tremont saß Adam Cain, ein promovierter Virologe, der Georges Zahlen gesehen und beschlossen hatte, dass er nicht zu den Centers for Disease Control gehen, sondern seine Zukunft Blanchard Pharmaceuticals und Tremont widmen wollte. Er hatte eine Methode gefunden, den aktivierten, tödlichen Virus für eine Woche stabil zu halten. Auf der anderen Seite von Becker befand sich Jack McGraw, der Sicherheitschef von Blanchard Pharmaceuticals, der von Anfang an alle ihre Aktivitäten vertuscht hatte.
Seine vier Verbündeten erwarteten, dass sich die Sache bald in barer Münze auszahlte.
Tremont schwieg noch einen Augenblick, bevor er fortfuhr: »Jetzt ist der Virus in den Vereinigten Staaten aufgetreten und bald wird das weltweit der Fall sein, in einem Land nach dem anderen. Eine Epidemie. Noch weiß die Presse nichts davon, aber das wird sich bald ändern. Es wird keine Möglichkeit geben, die Journalisten oder den Virus aufzuhalten. Den Regierungen wird keine andere Alternative bleiben, als unseren Preis zu zahlen.«
Die vier Männer grinsten und in ihren Augen schienen Dollarzeichen aufzuleuchten. Aber in ihren Blicken lag noch mehr: Triumph, Stolz, Erwartung und Gier. Beruflich waren sie bereits erfolgreich und jetzt wollten sie abkassieren, extrem reich werden und den Gipfel des amerikanischen Traums erklimmen.
»George?«, fragte Tremont.
Plötzlich änderte sich Georges Gesichtsausdruck - er wirkte traurig und niedergeschlagen. »Die Profit-Prognose für die Aktionäre ist bald fertig.« Er zögerte. »Es tut mir Leid, dass unsere Hoffnungen sich nicht zu erfüllen scheinen. Der Profit wird vielleicht nur fünf, bestenfalls sechs… Milliarden Dollar erreichen.« Er lachte schallend über seinen Witz.
Xavier Becker, der angesichts von Georges Ausgelassenheit ernst die Stirn runzelte, wartete nicht, bis Tremont sich an ihn wandte. »Was ist mit der geheimen Wirtschaftsprüfung, die ich entdeckt habe?«
»Laut Jack hat sie nur Haldane gesehen«, erwiderte Tremont. »Ich werde ihn mir vor dem Abendessen während des jährlichen Vorstandstreffens vorknöpfen. Sonst noch was, Xavier?« Mercer Haldane war der Präsident von Blanchard Pharmaceuticals.
»Ich habe die Computeraufzeichnungen so manipuliert, dass jetzt darin steht, dass wir die ganzen letzten zehn Jahre lang an einem Cocktail von Rekombinations-Antikörpern gearbeitet haben, die ein Serum produzieren. Seit wir das Patent bekommen haben, haben wir demnach das Produkt verbessert, unsere abschließenden Tests beendet und das Produkt der Food and Drug Administration zur Genehmigung vorgelegt. Zudem steht jetzt in den
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