Ludlum Robert - Covert 01
ganzen Welt hin und her geschickt, aber daran hatte der Erpresser kein Interesse gezeigt.
Was immer er auch beabsichtigte - sie hatte ihre Aufgabe erfolgreich bewältigt. Weil sie nicht entdeckt worden war und keine Spuren hinterlassen hatte, würde sie bald keine finanziellen Probleme mehr haben. Sie nahm sich vor, nie wieder so tief in die Patsche zu geraten. Mit fünfzigtausend Dollar in bar konnte sie in Las Vegas oder Atlantic City einen Coup landen und ihre Verluste wieder hereinholen. Mit einem sorglosen Lächeln auf den Lippen entschloss sie sich, zunächst einen Tausender beim Pferderennen zu setzen.
Fast hätte sie laut aufgelacht, als sie das Restaurant verließ und um eine Straßenecke bog, um sich zu einer Bar aufzumachen, in der ihr bevorzugter Buchmacher sein privates »Büro« hatte. Sie spürte, dass sie einfach nicht verlieren konnte. Jetzt nicht mehr.
Selbst als sie hinter sich Schreie und quietschende Reifen hörte, sich umwandte und den großen schwarzen Lastwagen bemerkte, der auf dem Bürgersteig auf sie zukam, hatte sie noch ein Lächeln auf den Lippen. Und sie lächelte auch noch, als sie von dem Wagen erfasst wurde und tot auf dem Bürgersteig lag.
15 Uhr 16 Fort Detrick, Maryland
Smith wandte sich von dem Monitor ab. Es gab fünf Berichte des Prinz-Leopold-Instituts, aber keiner war gestern oder heute früh eingetroffen. Sie enthielten alle die Nachricht, dass es nicht gelungen sei, den unbekannten Virus zu klassifizieren.
Aber es musste einen Bericht mit einer neuen Information geben. Zumindest mit einem Detail, das Sophia für so wichtig befunden hatte, dass sie vergangene Nacht eine ganze Seite ihres Journals beschrieben hatte. Aber Smith hatte die Datenbanken von Detrick und der Centers for Disease Control - kurz CDC durchsucht und mit Hilfe des Supercomputers der Armee alle anderen Stufe-Vier-Labors der Welt überprüft, zu denen auch das Prinz-Leopold-Institut zählte.
Er hatte nichts gefunden.
Frustriert starrte er auf den Computer, der ihm nicht weitergeholfen hatte. Vielleicht war Sophia ein Fehler unterlaufen und sie hatte den falschen Code niedergeschrieben - dann hatte der Bericht nie existiert. Oder…
Oder er war aus allen entsprechenden Datenbanken der Welt gelöscht worden, einschließlich der ursprünglichen Quelle des Berichts.
Das war nur schwer zu glauben. Unmöglich war es nicht, aber man konnte sich kaum vorstellen, dass jemand sich so viel Arbeit wegen eines Virus machte, der im Interesse aller untersucht werden musste. Kopfschüttelnd versuchte Smith, den Gedanken loszuwerden, dass auf der fehlenden Seite etwas Entscheidendes gestanden hatte, aber es gelang ihm nicht. Die Seite war aus dem Buch herausgeschnitten worden.
Und zwar von jemandem, der den Militärstützpunkt ungesehen betreten und verlassen hatte. Oder waren es mehrere Leute gewesen?
Erneut griff er zum Telefonhörer. Er wollte herausfinden, wer in der letzten Nacht sonst noch im Labor gewesen war. Aber nachdem er mit der ganzen Belegschaft und Sergeant Major Daugherty gesprochen hatte, war er einer Antwort keinen Schritt näher gekommen. Daughertys Leute waren um sechs Uhr abends nach Hause gegangen, während die Wissenschaftler bis zwei Uhr morgens arbeiteten, selbst Kielburger. Nur Sophia blieb länger.
Grasso, der Sicherheitsbeamte von der Pforte, hatte nichts gesehen, nicht einmal, dass Sophia das Gelände verließ. Das wusste Smith bereits. Die Wachposten vom Haupttor schworen, dass sie nach zwei Uhr morgens niemanden gesehen hätten - aber sie hatten offensichtlich auch nicht mitgekriegt, dass Sophia aus dem Gebäude taumelte. Ihre Aussage war also nicht viel wert. Außerdem bezweifelte er, dass jemand, der so geschickt war, eine Seite aus dem Journal herauszuschneiden, ohne dass man die Schnittkante mit bloßem Auge erkannte, beim Betreten oder Verlassen des Geländes Aufmerksamkeit geweckt hatte.
Er steckte in einer Sackgasse.
Plötzlich hörte er in Gedanken Sophias Keuchen. Er schloss die Augen und sah ihr wunderschönes Gesicht vor sich, dessen Züge durch die peinigenden Schmerzen verzerrt waren. Sie fiel in seine Arme, rang nach Atem und konnte doch noch stammeln: »Im Labor… Irgendjemand hat…«
17 Uhr 27
Frederick, Maryland
Dr. Lutfallah war verärgert. »Ich wüsste nicht, was wir sonst noch herausfinden könnten, Colonel Smith. Der Befund der Autopsie ist klar und endgültig. Sollten Sie nicht besser mal eine Pause einlegen? Ich bin überrascht, dass Sie sich überhaupt noch
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