Ludlum Robert - Covert 01
wissen über ihn und seine Herkunft Bescheid, weil sie ihn sich besorgt haben.«
Das massige Gesicht des Generals lief purpurrot an. »Weil sie ihn… Aber…«
Smith schlug mit der Faust auf den Schreibtisch. »Wir haben es hier mit Leuten zu tun, die andere Menschen vorsätzlich mit dem Virus infiziert haben! Sophia zum Beispiel. Sie sind bereit, den Virus wie eine Waffe einzusetzen!«
»Mein Gott.« Kielburger starrte ihn an. »Aber warum?«
»Das müssen wir herausfinden!«
Kielburgers stämmiger Körper schien wie in einem Schock zu zittern. Dann stand er plötzlich auf und sein zuvor gerötetes Gesicht war wieder blass wie eh und je. »Ich werde im Pentagon anrufen. Schreiben Sie auf, was Sie mir gerade erzählt haben und was Sie in Zukunft unternehmen wollen.«
»Ich muss nach Washington.«
»In Ordnung. Sie bekommen jede Unterstützung. Offizielle Befehle gelten für Sie nicht.«
»Ja, Sir.« Smith war erleichtert und ein wenig überrascht, dass er es endlich geschafft hatte, Kielburger zu überzeugen. Vielleicht war der General gar nicht so verbohrt und dumm, wie er immer gedacht hatte. Einen Augenblick lang empfand er fast Zuneigung für den ungeduldigen Mann.
Während er aus dem Büro stürmte, hörte er, wie Kielburger zum Telefon griff. »Verbinden Sie mich mit dem Pentagon und dem Generalstabsarzt. Ja, zwei Gespräche. Nein, es ist mir egal, mit wem ich zuerst spreche!«
Adele Schweik legte an ihrem Telefon den Schalter für die Abhörfunktion um und lauschte aufmerksam auf Geräusche, die besagten, dass Sergeant Major Daugherty ihr Büro verließ. »Hier ist das Büro von Generalstabsarzt Oxnard«, log sie dann schnell. »Nein, General Kielburger, der Generalstabsarzt ist nicht in seinem Büro. Ich werde ihm sagen, dass er Sie sofort anrufen soll, wenn er zurückkommt.«
Adele Schweik blickte sich um. Ihre Kollegin Sandra Quinn saß glücklicherweise an ihrem Schreibtisch und Sergeant Major Daugherty war in ihrem Büro. Aus Kielburgers Büro wurde erneut telefoniert. »Hier ist das Pentagon«, antwortete sie mit verstellter Stimme. »Bleiben Sie bitte dran.«
Eilig wählte sie eine Nummer, die sie von einer Liste in ihrer obersten Schreibtischschublade abgelesen hatte. »General Caspar, bitte? Ja, General Kielburger vom USAMRIID, es ist dringend.« Dann schaltete sie wieder auf ihre Telefonleitung um und wählte erneut. Sie sprach leise und schnell, bevor sie auflegte und sich wieder an ihre Arbeit machte.
17 Uhr 50
Thurmont, Maryland
In dem leeren Haus am Fuß des Catoctin Mountain war Smith gerade mit dem Packen fertig. Er fühlte sich etwas krank, fand das aber nicht überraschend. Überall war Sophia gegenwärtig. Das begann bei den Mineralwasserflaschen in der Küche und endete bei ihrem Geruch in ihrem gemeinsamen Bett. Die Leere des Hauses hallte in seinem Inneren wider. Das Haus war ein Grab, das Grab seiner Hoffnungen, von Sophias Träumen und Lachen erfüllt. Hier konnte er nicht bleiben. Hier konnte er nicht leben.
Nicht in diesem Haus, auch nicht in ihrer Wohnung. Er konnte sich keinen Ort auf der ganzen Welt vorstellen, wo er gerne sein wollte. Ihm war klar, dass er das irgendwann herausfinden musste, aber nicht jetzt. Noch nicht. Zuerst musste er ihre Mörder finden und vernichten - sie zertreten, bis nur noch ein Haufen aus Blut, Knochen und Gewebe übrig bleiben würde.
Nachdem er Kielburger verlassen hatte, fasste er in seinem Büro seine Berichte und Notizen zusammen und druckte dann alles aus. Anschließend fuhr er ziellos herum, um zu sehen, ob ihm jemand folgte. Auf dem Weg zu seinem großen, im NewEngland-Stil erbauten Haus, in dem er so viele glückliche Monate mit Sophia gelebt hatte, war ihm ebenfalls niemand aufgefallen. Nachdem er frische Sachen für eine Woche und jedes Wetter eingepackt hatte, lud er seine Dienstwaffe, eine Beretta. Dann legte er seine Uniform an, steckte Pass, Adressbuch und Handy ein und wartete auf Kielburgers Anruf, der ihn über die Reaktion des Pentagons informieren sollte.
Aber Kielburger rief nicht an.
Als er um achtzehn Uhr nach Fort Detrick fuhr, wurde es gerade dunkel. Melanie Curtis, Kielburgers Sekretärin, saß nicht an ihrem Schreibtisch, und als er im Büro des Generals nachsah, musste er feststellen, dass auch dieser nicht anwesend war. Andererseits machten beide Büros nicht den Eindruck, als ob sie zum Feierabend aufgeräumt worden wären. Sehr ungewöhnlich. Smith blickte auf die Uhr - es war kurz vor halb sieben. Sie mussten
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