Ludlum Robert - Covert 01
gerade eine Kaffeepause einlegen. Aber beide gleichzeitig?
In der Cafeteria waren weder Kielburger noch seine Sekretärin zu sehen.
Kielburgers Büro war immer noch leer.
Smith fühlte sich unbehaglich und ging zu seinem immer noch beschädigten Triumph zurück, ohne mit jemandem zu sprechen. Mit oder ohne Genehmigung des Pentagons - er würde nach Washington fahren. Er konnte keine weitere Nacht in dem Haus in Thurmont schlafen. Nachdem er den Motor angelassen hatte, steuerte er durch das Tor. Niemand schien ihn zu beobachten, aber um sicherzugehen, fuhr er erneut eine Stunde lang herum, bevor er die Interstate 270 nahm und sich nach Süden, nach Washington, wandte. In Gedanken ließ er die Zeit mit Sophia Revue passieren. Sich zu erinnern tat ihm gut. Sonst war ihm ja auch nichts geblieben.
In den vergangenen drei Tagen hatte er nur eine Nacht geschlafen. Weil er Gewissheit haben wollte, dass ihm niemand im Nacken saß, bog er plötzlich nach Gaithersburg ab. Niemand folgte ihm. Befriedigt fuhr er zum Holiday Inn und trug sich unter einem falschen Namen ein. Nachdem er in der Bar zwei Gläser Bier getrunken und im Speiseraum zu Abend gegessen hatte, ging er auf sein Zimmer, wo er eine Stunde lang CNN guckte, bevor er versuchte, Kielburger in seinem Büro und zu Hause zu erreichen. Niemand nahm ab.
Plötzlich setzte sich Smith entsetzt in seinem Stuhl auf. Der dritte Bericht der Nachrichten hatte eben begonnen: »Das Weiße Haus teilt mit, dass General Kielburger vom Medizinischen Institut der US-Armee zur Erforschung von Infektionskrankheiten in Fort Detrick, Maryland, eines tragischen Todes gestorben ist. Der General und seine Sekretärin wurden tot in ihren Wohnungen aufgefunden. Offensichtlich kamen sie durch einen noch nicht identifizierten Virus ums Leben, dem in den Vereinigten Staaten bereits vier Menschen zum Opfer gefallen sind, darunter auch eine Wissenschaftlerin von Fort Detrick. Das Weiße Haus betont, dass diese tragischen Vorfälle voneinander unabhängig betrachtet werden müssen und dass für die Öffentlichkeit zurzeit keine Gefahr besteht.«
Verblüfft dachte Smith nach. Weder Kielburger noch Melanie Curtis hatten in der Hot Zone mit dem Virus gearbeitet. Es war unmöglich, dass sie sich dort infiziert hatten. Dies war kein Unfall oder eine natürliche Ausbreitung des Virus. Es war Mord… Zwei weitere Morde! Der General war davon abgehalten worden, sich an das Pentagon und den Generalstabsarzt zu wenden, und Melanie Curtis hatte man daran gehindert, etwas über Kielburgers Absichten verlauten zu lassen.
Und was war aus der absoluten Geheimhaltung geworden, auf die alle, die an dem Virus arbeiteten, verpflichtet worden waren? Jetzt wusste die ganze Nation Bescheid. Irgendjemand hatte eine komplette Umkehr eingeleitet. Aber warum?
»… In Verbindung mit den beiden Todesfällen bittet die Armee alle in der Region arbeitenden Polizisten, nach Lieutenant Colonel Jonathan Smith Ausschau zu halten, der sich ohne Erlaubnis von seiner Einheit in Fort Detrick entfernt hat.«
Smith erstarrte. Einen Augenblick lang hatte er den Eindruck, alles um ihn herum stürzte in sich zusammen. Er schüttelte den Kopf - er musste klar denken. Seine Gegner waren extrem mächtig, die Feinde, die Sophia, den General und Melanie Curtis ermordet hatten. Sie warteten da draußen auf ihn und jetzt war auch noch die Polizei hinter ihm her.
Er war ganz auf sich allein gestellt.
Zweiter Teil
14
Freitag, 17. Oktober, 9 Uhr 30 Das Weiße Haus, Washington, D. C.
Präsident Samuel Adams Castilla war seit drei Jahren im Amt und steckte im Wahlkampf für seine zweite Amtsperiode. An diesem kühlen, grauen Morgen hatte er sich auf ein gutes Ergebnis bei einem Fund-Raising-Frühstück im Mayflower Hotel gefreut, den Termin aber wegen eines dringenden Treffens absagen müssen.
Verärgert und beunruhigt stand er von dem schweren Tisch aus Kiefernholz auf, der ihm im Oval Office als Schreibtisch diente, und ging zu dem Ledersessel am Kamin, wo seine Gäste warteten. Wie bei jedem Präsidenten spiegelte auch hier die Inneneinrichtung den persönlichen Geschmack des Amtsinhabers wider. Ein dünnblütiger Innendekorateur von der Ostküste war für Präsident Castilla nicht in Frage gekommen. Stattdessen hatte er seine rustikalen Möbel aus der Gouverneursresidenz in Santa Fe mit nach Washington gebracht, und ein Künstler aus Albuquerque hatte die rotgelben Navajo-Vorhänge, den gelben Teppich, das gewebte blaue Präsidentensiegel,
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