Ludlum Robert - Covert 01
kleinen Parfümflakon auf ihrem Schreibtisch. Dann fühlte er sich einsam, wollte sich auf die Knie fallen lassen und die unbekannten Mächte anheulen, die ihm Sophia genommen hatten. Und dann wollte er sie umbringen.
»Ich verlasse die Armee«, knurrte Smith. »Heute Nachmittag liegt der Papierkram auf Ihrem Schreibtisch.«
Jetzt verlor Kielburger die Fassung. »Sie können uns nicht mitten in einer gottverdammten Krise sitzen lassen! Ich werde Sie vors Kriegsgericht bringen!«
»Okay. Ich habe noch einen Monat Urlaub und nehme ihn!«
»Nichts da! Wenn Sie morgen nicht in Ihrem Labor sind, haben Sie sich ohne Erlaubnis von der Truppe entfernt!«
Die beiden Männer starrten sich über Kielburgers Schreibtisch hinweg an. Dann setzte Smith sich. »Sie haben sie umgebracht, Kielburger. Sie haben Sophia ermordet.«
»Ermordet?«, fragte Kielburger ungläubig. »Das ist doch lächerlich. Der Befund der Autopsie ist eindeutig. Sie ist an den Folgen einer Virusinfektion gestorben.«
»Ja, der Virus hat sie das Leben gekostet, aber sie hat sich nicht bei irgendeinem Arbeitsunfall infiziert. Zuerst haben wir es nicht gesehen, vielleicht weil die Hautrötung erst nach ein paar Stunden aufgetreten ist. Aber als wir die Leiche noch mal untersucht haben, sahen wir den Einstich einer Nadel an ihrem Fußknöchel. Der Virus ist injiziert worden.«
»Ein Einstich an ihrem Fußknöchel?« Kielburger runzelte besorgt die Stirn. »Sind Sie sicher, dass sie nicht…«
Smith’ Augen glichen harten blauen Achaten. »Es gibt keine andere Erklärung für den Einstich als eine Injektion mit dem Virus.«
»Um Himmels willen, Smith! Warum? Das Ganze macht keinen Sinn.«
»Doch - wenn Sie sich an die aus ihrem Logbuch herausgeschnittene Seite erinnern. Sie wusste oder vermutete etwas, das sie nicht wissen oder vermuten sollte. Also hat man ihre Notizen aus dem Buch herausgetrennt, ihr Telefonverzeichnis gestohlen und sie umgebracht.«
»Wer ist man?«
»Ich weiß es nicht, aber ich werde es herausfinden.«
»Sie sind mit den Nerven am Ende, Smith. Ich verstehe das ja, aber dieser Virus kann sich auf der ganzen Welt verbreiten und möglicherweise gibt es eine Epidemie.«
»Da bin ich mir nicht sicher. Wir haben drei Todesopfer, die räumlich weit voneinander entfernt gelebt und niemanden in ihrem Umfeld angesteckt haben. Haben Sie jemals vom Ausbruch eines Virus gehört, bei dem sich nur ein Mensch in einer bestimmten Region infiziert hat?«
Kielburger dachte über Smith’ Frage nach. »Nein, aber…«
»Niemand hat je davon gehört«, sagte Smith grimmig. »Es gibt immer wieder neue Viren und die Natur verwirrt uns jedes Mal. Aber wenn dieser Virus so tödlich ist, wie es aussieht, warum hat es dann in den drei Regionen nicht mehr Todesfälle gegeben? Im besten Fall weist das darauf hin, dass der Virus nicht besonders ansteckend ist. Die Familienmitglieder und Nachbarn der Verstorbenen haben sich nicht infiziert, das Personal in den Krankenhäusern auch nicht. Sogar der Pathologe, der mit Blut besudelt war, hat sich nicht angesteckt. Das einzige Opfer, bei dem wir sicher sein können, dass es durch einen anderen infiziert worden ist, ist das Mädchen aus Atlanta, das vor Jahren eine Transfusion gekriegt hat, für die ihr Vater Blut gespendet hat. Das weist auf zwei Fakten hin. Erstens: Wie der HIV scheint auch dieser Virus jahrelang zu schlummern, bevor er plötzlich ausbricht. Zweitens: Für die Infektion ist offenbar eine direkte Injektion in den Blutkreislauf erforderlich, wobei der Virus im schlummernden oder virulenten Stadium sein kann. Wie auch immer, eine Epidemie scheint sehr unwahrscheinlich zu sein.«
»Ich wünschte, dass Sie Recht hätten.« Kielburger zog eine Grimasse. »Aber diesmal liegen Sie völlig falsch. Wir haben weitere Fälle. Es sind Menschen infiziert und sie sterben. Dieser verrückte Virus mag auf die übliche Weise nicht besonders ansteckend sein, aber er verbreitet sich weiter.«
»In Südkalifornien, Atlanta und Boston?«
»Nicht dort, sondern in anderen Teilen der Welt: in Europa, Südamerika und Asien.«
Smith schüttelte den Kopf. »Dann stimmt immer noch etwas nicht.« Einen Augenblick lang schwieg er. »Sie haben Sophia ermordet. Begreifen Sie, was das bedeutet?«
»Nun, ich…«
Smith stand auf und beugte sich über den Schreibtisch. »Das bedeutet, dass jemand diesen Virus im Reagenzglas hat. Einen unbekannten, tödlichen Virus, den noch niemand identifizieren oder ableiten konnte. Aber irgendwelche Leute
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