Ludlum Robert - Covert 01
Kopf. »Bill ist härter und zynischer geworden. Bei unseren letzten beiden Treffen war er ernsthaft beunruhigt. Es schien mir um etwas zu gehen, worauf er nicht besonders stolz war, das er tat, weil die Welt nun mal so ist, wie sie ist.« Sie griff nach ihrer Teetasse, die aber bereits leer war, und starrte hinein. »Das sind natürlich nur Vermutungen. Ich werde nie wieder heiraten. Ab und zu treffe ich einen netten Mann, aber das ist auch alles und es wird sich nie mehr daraus entwickeln. Bill war meine große Liebe. Aber seine große Liebe war seine Arbeit und da muss irgendetwas schiefgegangen sein. Ich weiß, dass er sich verraten fühlt. Man könnte sagen, dass er seinen Glauben verloren hat.«
Smith begriff. »In einer Welt, wo es außer Geld keine anderen Werte gibt, will auch er seinen Anteil. Das ist anderen auch schon passiert. Zum Beispiel Wissenschaftlern, die sich für das große Geld verkaufen und die Ausrottung und Heilung von Krankheiten und die Rettung von Menschenleben gewissenlos mit einem Preisschild versehen.«
»Aber Sie kann er nicht verraten«, sagte Marjorie. »Deshalb zerreißt ihn dieser innere Konflikt so.«
»Er hat mich bereits verraten. Sophia ist tot.«
Als sie gerade protestieren wollte, piepte Smith’ Mobiltelefon. Überall in dem Raum blickten sich verärgerte Menschen um.
Er zog das Handy aus der Tasche. »Ja?«
Es war Marty und seine Stimme klang zugleich aufgeregt und verängstigt. »Ich habe ja immer gesagt, dass die Welt ein unsicherer Ort ist, Jon.« Keuchend schwieg er einen Augenblick lang. »Jetzt habe ich den Beweis. Hier ist eine ganze Bande von Eindringlingen - vier Männer. Sie sind in mein Haus eingebrochen. Wenn sie mich finden, werden sie mich töten. Das ist das Gebiet, auf dem du dich auskennst. Du musst mich retten!«
»Wo bist du?«, fragte Smith leise.
»In meinem anderen Haus.« Er nannte Smith die Adresse. Plötzlich zitterte seine Stimme vor Angst. »Beeil dich!«
»Bin schon unterwegs.«
Nachdem Jon sich bei Marjorie Griffin entschuldigt hatte, schrieb er ihr seine Handynummer auf und bat sie, ihn anzurufen, falls Bill wieder auftauchen sollte.
Während er beunruhigt an Martys Haus vorbeifuhr, sah er auf der Auffahrt einen grauen Lastwagen stehen. In dem Lkw schien sich niemand aufzuhalten und die hohe Hecke und die Vorhänge verhinderten, dass Smith ins Innere des Hauses blicken konnte. Er beobachtete die Umgebung, sah aber nichts Verdächtiges. Wie üblich dröhnte der Verkehrslärm. Während er den Block umrundete und dann auf die Auffahrt eines Bungalows direkt hinter Martys fuhr, blickte er sich weiterhin um. Auf dem Rasen vor dem Haus rostete ein weißes Metallschild mit der Aufschrift »Zu verkaufen« vor sich hin.
Hinter einem der Vorderfenster wurde eine Jalousie hochgezogen und Martys verängstigtes Gesicht spähte unten über den Fensterrahmen.
Smith rannte zur Haustür.
Marty öffnete. An seine Brust presste er einen Stapel Papiere und eine Fernbedienung. »Komm schnell rein. Beeilung!« Verängstigt starrte er an Smith vorbei. »Wenn du Florence Nightingale wärst, wäre ich jetzt tot. Weshalb hast du so lange gebraucht?«
»Wenn ich Florence Nightingale wäre, wäre ich nicht hier, weil wir in verschiedenen Jahrhunderten leben würden.« Smith schloss die Tür ab und blickte sich in dem leeren Raum um, während Marty das Vorderfenster überprüfte. »Weih mich ein. Erzähl mir, was passiert ist.«
Nachdem er die Jalousie herabgelassen hatte, beschrieb Marty die vier Fremden, ihre Waffen und ihre Versuche, in sein Haus einzubrechen. Smith ging in der Zwischenzeit durch das Haus und überprüfte Türen und Fenster, während Marty ihm mit seinem unbeholfenen Gang folgte. Die Vorhänge waren zugezogen und in den verdunkelten Zimmern sah man in den dünnen Sonnenstrahlen Staubkörnchen. Der Bungalow war menschenleer und so sicher wie jedes andere Haus - also nicht besonders.
Schließlich beendete Marty seine Geschichte mit einem Haufen Spekulationen.
»Du hast Recht«, sagte Smith nüchtern. »Zuerst werden sie in der Nachbarschaft weitersuchen.«
»Na toll. Genau das, was ich hören wollte.« Marty grinste schwach. Es war eine makabre Grimasse, aber wenigstens ein tapferer Versuch.
Smith drückte Martys Schulter und bemühte sich, seine Stimme nicht allzu besorgt klingen zu lassen. »Woher wissen sie, dass wir befreundet sind? Hast du irgendjemandem von uns erzählt?«
»Nicht in einer Quadrillion Jahre würde ich das tun.«
»Dann
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