Ludlum Robert - Covert 01
Position X war eine andere Geschichte. Er schluckte schwer und starrte auf einen grauen Lastwagen ohne Aufschrift, der auf seiner versteckten Auffahrt gehalten hatte. Zwei muskulöse Männer mit großen halbautomatischen Waffen stiegen aus dem Lkw und betrachteten das Grundstück. Verängstigt identifizierte Martys hervorragendes Gedächtnis eine Waffe als einen alten 45er Colt-1911, während es sich bei der anderen um einen 10mm-Browning handelte, wie er auch vom FBI benutzt wurde. Diese Eindringlinge würden sich nicht so leicht vertreiben lassen.
Der kleine, stämmige Marty erschauerte. Fremde und jegliche Gewalt waren ihm verhasst. Sein rundes Gesicht, das noch vor ein paar Sekunden so strahlend und aufgeregt gewirkt hatte, war plötzlich bleich und bebte. Er betrachtete den Bildschirm, während die mechanische Stimme die Männer im Vorgarten ansprach.
Genau wie er erwartet hatte, ignorierten sie die Warnung und rannten auf die Treppe am Eingang zu.
Martys Laune besserte sich augenblicklich. Wenigstens würde er für eine kleine Weile seinen Spaß haben. Er schnippte mit den Fingern und hüpfte in seinem Stuhl auf und ab, während sein automatisches Sicherheitssystem eine Wolke Tränengas in die Luft blies. Die beiden Männer fassten sich ans Gesicht und sprangen hustend und fluchend zurück.
Marty lachte. »Beim nächsten Mal solltet ihr zuhören, wenn euch jemand einen guten Ratschlag gibt!«
Hinter dem Haus hatten die beiden anderen Fremden Mülltonnen aus dem Hof des Nachbarn aufeinander gestapelt, um die Hecke zu überwinden, und Marty beobachtete sie gespannt. Genau im richtigen Augenblick, als sie den Grat der Hecke erreicht hatten, drückte er auf eine Taste. Ein Hagel von schweren Gummikugeln traf sie und sie stürzten in den Nachbargarten.
Marty blieb gerade noch Zeit zu lächeln, weil die beiden vor dem Haus sich ausreichend erholt hatten, um durch das Tränengas zur Eingangstür zu taumeln.
»Jetzt kommt der Höhepunkt!«, versprach Marty.
Interessiert beobachtete er, wie das Tränengas aus den Öffnungen über der Tür die aufstöhnenden Männer erneut zurückstolpern ließ. Er klatschte in die Hände, als der kleine, stämmige Mann, der der Anführer zu sein schien und sich erholt hatte, nach dem Türknauf griff.
Gespannt beugte sich Marty vor. Mit dem Türknauf war ein Gerät verbunden, das einen Elektroschock durch die Hand des Gangsters jagte, der schreiend zurücksprang. Lächelnd wirbelte Marty in seinem Schreibtischsessel herum, um die anderen beiden im Hof zu beobachten, die sich als einfallsreich erwiesen. Sie waren mit ihrem Wagen durch die Hecke gebrochen und krochen unter den Laserstrahlen hinweg auf das Haus zu.
Grinsend dachte er darüber nach, was sie erwartete: Überraschungswaffen in den anderen Türen und Fenstern und Käfige, die sie einsperren würden, falls sie ins Haus gelangen sollten.
Aber all seine Verteidigungsmaßnahmen, so diabolisch sie auch sein mochten, hatten keine tödliche Wirkung. Marty war ein friedliebender Mann, der nie einen Grund gehabt hatte, mit ernsthafter Gefahr zu rechnen. Seine Schutzvorrichtungen galten Witzbolden, harmlosen Leuten, die unbefugt sein Grundstück betraten, und Quälgeistern, die seine friedliche Isolation störten. Wie in einem Kinderspiel hatte er ein System von skurrilen Abwehrmaßnahmen und Fluchtwegen erfunden, die aus einem Comic hätten stammen können.
Aber keine seiner Geheimwaffen würde entschlossene Killer aus der wirklichen Welt letztlich aufhalten. Er wurde von einer kalten Angst gepackt und sein Herz pochte. Aber es hatte Vorteile, wenn man ein Genie war. Für genau solche Notfälle hatte er vor einem Dutzend Jahren einen Plan entworfen. Nachdem er eine Fernbedienung und die Ausdrucke für Jon an sich genommen hatte, eilte er ins Badezimmer. Er drückte auf einen Knopf der Fernbedienung und die Badewanne hob sich gegen die Wand. Durch einen weiteren Knopfdruck öffnete er eine darunter versteckte Falltür. Verängstigt kletterte er über die Leiter in einen hell erleuchteten Tunnel hinab. Durch zweimaligen Knopfdruck schloss sich die Falltür über ihm und die Badewanne glitt, was er jetzt nicht mehr sehen konnte, an ihren alten Platz zurück.
Erleichtert atmete Marty auf. Mit wiegendem Gang taumelte er zu einer weiteren Falltür in der Decke.
Sekunden später stand er in einem annähernd identischen Bungalow in der benachbarten Straße, der ihm ebenfalls gehörte. Er hatte ihn im ursprünglichen Zustand belassen und nicht
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