Ludlum Robert - Covert 01
Komm schon, Marty. Wir müssen uns aus dem Staub machen.«
Während sie durch das mit Computern voll gestopfte Büro gingen, blieb Marty einen Augenblick lang mit verzweifelter Miene stehen. Seufzend folgte er Smith dann zu dem Käfig an der Haustür, den die Eindringlinge aufgeschossen hatten.
Smith öffnete die Tür und spähte hinaus. Der graue Lastwagen stand noch auf der Auffahrt. Er war versucht, den Wagen kurzzuschließen, was Bill Griffin ihm als Teenager beigebracht hatte, aber der Helikopter flog nach wie vor über dem Bungalow hin und her.
»Wir gehen zur Massachusetts Avenue und holen dann deinen
Wagen, Marty. Nimm deine Medikamente mit.«
»Mir gefällt das alles nicht.« Nachdem er zu seinem
Schreibtisch gestolpert war und eine kleine schwarze Ledertasche geholt hatte, kam er zur Haustür zurück. »Mir gefällt das alles überhaupt nicht.« Er schauderte. »Auf dieser Welt gibt es nur Fremde.«
Smith ignorierte seine Klagen. Vielleicht hatte Marty Angst vor Menschen, die er nicht kannte, aber Smith glaubte, dass er vor dem Tod weitaus größere Angst hatte. »Geh dicht an Häusern oder unter Bäumen entlang, überall dort, wo man sich verstecken kann. Nicht rennen - das erregt Aufmerksamkeit. Wenn wir Glück haben, sehen sie uns aus dem Hubschrauber da oben nicht. Sollten sie uns doch entdecken, müssen wir den Helikopter abhängen, wenn wir in deinem Auto sitzen. Zur Sicherheit werde ich versuchen, den Lastwagen fahruntüchtig zu machen.«
Plötzlich hob Marty einen Finger und grinste über beide Ohren. »Das kann ich erledigen!«
»Von hier aus? Wie denn?«
»Ich werde seinen Bordcomputer zerstören.«
Wenn es um Elektronik ging, zweifelte Smith nie an Martys Worten.
Marty durchstöberte die Schubladen seines Schreibtischs und zog ein Lederfutteral wie für eine große Kamera hervor. Durch die Haustür richtete er eine Öffnung auf die Seite des Lastwagens. Dann öffnete er den Deckel, drehte an ein paar Schaltern und drückte auf einen Knopf. »Das sollte reichen.«
Smith starrte ihn misstrauisch an. »Ich habe nicht gesehen, dass was passiert ist.«
»Natürlich nicht. Mit meinem TED-Gerät habe ich den Computer in dem Lastwagen zerstört, der die Funktionen des Motors kontrolliert.«
»Was zum Teufel ist TED?«
»Die Abkürzung für ‹Transient Electromagnetic Device¤ . So ein Gerät nutzt Radiofrequenzen. Denk an statische Elektrizität, aber stärker. Dieses Gerät habe ich selbst gebaut, weil es leistungsstärker als die handelsüblichen Produkte sein sollte. Die Russen können dir auch ein Normgerät verkaufen. Es wird in einer Art Aktentasche geliefert und kostet dich ungefähr hunderttausend Dollar.«
Smith war beeindruckt. »Nimm das Ding mit.« Er trat durch die Haustür nach draußen. »Lass uns abhauen.«
Reglos stand Marty vor seinem Haus und starrte verdutzt auf den blauen Himmel, den grünen Rasen und die vorbeifahrenden Autos. Er schien überwältigt zu sein. »Es ist schon eine ganze Weile her«, murmelte er zitternd.
»Du schaffst das schon«, ermutigte ihn Smith.
Marty schluckte und nickte dann. »Okay. Ich bin bereit.«
Gemeinsam rannten sie von der Veranda auf die Stelle zu, wo die beiden Hecken sich trafen. Jon kletterte hindurch und sein Freund folgte ihm auf dem Fuß. Auf der Straße ergriff er Martys Arm - gut gelaunte Freunde, die auf die zwei Querstraßen entfernte Avenue zuschlenderten.
Hinter ihnen schwebte der Hubschrauber über den beiden Bungalows, vor ihnen lag die belebte Massachusetts Avenue. Als sie sie erreicht hatten, hoffte Smith, dass sie in dem Strom von Passanten untertauchen konnten, der sich auf die großartige Embassy Row und andere historische Gebäude und Institutionen zwischen dem Dupont- und Sheridan Circle zubewegte.
Sie schafften es nicht. Als sie die zweite Querstraße gekreuzt hatten, kam der Helikopter dröhnend näher. Smith blickte über die Schulter.
Auch Marty bemerkte den Hubschrauber. »Um Himmels willen!«
»Schneller!«, befahl Smith.
Während sie die Straße hinabrannten, flog der Helikopter so tief hinter ihnen her, dass er die Bäume zu stutzen schien. Der durch die mächtigen Rotoren verursachte Windstoß fuhr ihnen in den Rücken. Dann wurden Schüsse aus dem Hubschrauber abgegeben und Marty schrie leise auf. Um sie herum wirbelten die abprallenden Kugeln Dreck und Betonsplitter auf.
Smith packte den Arm seines Freundes. »Renn weiter!«, brüllte er.
Weil er unbeholfen mit den Armen herumfuchtelte, wirkte Marty wie ein
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