Ludlum Robert - Covert 01
hast, spielst du ein bisschen verrückt.«
Wütend schüttelte Marty den Kopf. »Sie haben mir beizubringen versucht, wie man sich anderen Menschen gegenüber ‹normal¤ verhält, und zwar so, wie sie anderen Klavier spielen beibringen! Ich soll mir einprägen, was normal ist. ‹Sehen Sie dem anderen in die Augen, aber starren Sie ihn nicht an.¤ ‹Strecken Sie Ihre Hand aus, wenn es sich um einen Mann handelt, warten Sie aber bei einer Frau, bis sie Ihnen die Hand geben will.¤ So ein Schwachsinn! Ich habe etwas über einen Typ gelesen, der genau die richtigen Worte gefunden hat: ‹Wir können lernen vorzugeben, dass wir uns wie alle anderen verhalten, aber wir begreifen nicht, warum. ¤ Mir leuchtet der Grund nicht ein, Jon. Ich will nicht normal sein!«
»Auch ich möchte nicht, dass du ‹normal¤ wirst. Ich mag deine Exzentrik und geistige Brillanz. Ohne sie wärst du nicht der Marty, den ich kenne. Aber wir müssen auch dafür sorgen, dass du nicht aus dem Gleichgewicht gerätst und zu weit in eine Stratosphäre abhebst, aus der es kein Zurück gibt. Wenn wir morgen bei Peter angekommen sind, kannst du die Pillen wieder absetzen.«
Marty starrte vor sich hin. In Gedanken jonglierte er mit Zahlen und Algorithmen. Er liebte die Freiheit seiner geistigen Zügellosigkeit, aber ihm war auch klar, dass Jon Recht hatte. Er hatte sich so eben noch in der Gewalt und wollte nicht das Risiko eingehen, in den Abgrund zu stürzen.
Marty seufzte. »Du hast gewonnen, Jon. Entschuldigung. Gib mir die verdammte Pille.«
Eine knappe halbe Stunde später waren beide in tiefen Schlaf gesunken.
Samstag, 18. Oktober, 0 Uhr 06 San Francisco International Airport
Nadal al-Hassan verließ die aus New York kommende DC-10 und schlenderte zur großen Abfertigungshalle des Flughafens. Den übergewichtigen Mann in dem schäbigen Anzug, der ihn dort begrüßte, hatte er nie zuvor gesehen, aber sonst passte niemand zu der Personenbeschreibung, die man ihm gegeben hatte.
»Sind Sie al-Hassan?«
Angewidert betrachtete der Araber den Mann in dem abgetragenen Anzug. »Kommen Sie von der Detektivagentur?«
»Allerdings.«
»Was haben Sie zu berichten?«
»Durch das FBI sind wir auf diesen Apotheker gekommen, aber der wusste nur, dass sie zu zweit waren und ein Taxi genommen haben, nachdem sie die Apotheke verlassen hatten. Wie die Bullen und das FBI überprüfen wir die Taxiunternehmen. Zusätzlich die Hotels, Motels, Pensionen, Autovermietungen und die anderen Apotheken. Bis jetzt haben wir nichts rausgekriegt und bei den Cops und beim FBI läuft’s auch nicht besser.«
»Ich werde im Hotel Monaco in der Nähe des Union Square wohnen. Rufen Sie mich sofort an, wenn Sie etwas herausfinden.«
»Sollen wir die ganze Nacht über weitermachen?«
»So lange, bis Sie oder die Polizei sie gefunden haben.«
Der Mann in dem schäbigen Anzug zuckte mit den Achseln. »Es ist ja Ihr Geld.«
Mit dem Taxi fuhr al-Hassan zu dem frisch renovierten Hotel in der Innenstadt von San Francisco, dessen kleine, elegante Halle und Restaurant an den europäischen Stil der Zwanzigerjahre erinnerten. Als er auf seinem Zimmer war, rief er sofort in New York an und wiederholte, was der Privatdetektiv erzählt hatte.
»Auf die Ressourcen der Armee kann Smith nicht zurückgreifen. Wir beobachten seine und Zellerbachs Freunde, außerdem alle, die mit den Überlebenden der Virusinfektion in Verbindung stehen.«
»Heuern Sie eine weitere Detektivagentur an, falls es nötig sein sollte«, befahl Victor Tremont in seinem New Yorker Hotelzimmer. »Xavier hat herausgefunden, was dieser Zellerbach für Smith erledigt hat.« Er fasste zusammen, was Xavier bei der Untersuchung von Martys Computeraufzeichnungen entdeckt hatte. »Offensichtlich hat Zellerbach das Giscours-Memorandum gefunden, außerdem nicht verschlüsselte Berichte über das Auftreten des Virus im Irak. Wahrscheinlich weiß Smith, dass wir den Virus haben, und jetzt will er wissen, was wir damit machen. Jetzt ist er keine potenzielle Bedrohung mehr, sonder eine sehr reale.«
»Nicht mehr lange«, versprach al-Hassan.
»Halten Sie zu Xavier Kontakt. Dieser Zellerbach hat versucht, die Aufzeichnung des Telefongesprächs zwischen Sophia Russel und mir zu finden. Unserer Meinung nach wird er es erneut versuchen. Xavier überwacht Zellerbachs Computer. Wenn er ihn benutzt, wird er dafür sorgen, dass Zellerbach so lange online ist, bis wir die Polizei in Long Lake um eine Fangschaltung bitten können.«
»Ich werde
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