Ludlum Robert - Covert 01
einen Mietwagen und fuhr zu einer Apotheke in der Innenstadt. Der Apotheker rief Martys Arzt in Washington an, weil dieser seine Zustimmung geben musste, aber der Doktor bestand darauf, persönlich mit Marty zu sprechen. An einer Nebenstelle hörte Smith das Telefongespräch mit.
Die Stimme des Arztes klang steif und mitgenommen und er stellte irrelevante Fragen. Schließlich wollte er wissen, ob Marty in Begleitung von Colonel Smith unterwegs sei.
Der spürte einen Adrenalinstoß, riss seinem Freund den Hörer aus der Hand und legte auf.
Hinter seiner durch Glas geschützten Theke runzelte der Apotheker irritiert die Stirn. »Dein Arzt hat versucht, dich hier festzuhalten«, erklärte Smith Marty leise. »Wahrscheinlich, weil die Polizei oder der militärische Geheimdienst mich hier verhaften wollen. Vielleicht auch im Auftrag der Killer aus deinem Bungalow. Was sie tun würden, wissen wir beide.«
»Der Apotheker hat den Namen und die Adresse der Apotheke genannt«, sagte Marty mit vor Schreck geweiteten Augen. »Jetzt kennt sie auch mein Arzt!«
»Genau. Und derjenige, der am anderen Ende der Leitung mitgehört hat. Lass uns verduften.«
Sie eilten aus der Apotheke. Die Wirkung von Martys Medikament begann nachzulassen und sie mussten die letzte Dosis für die lange Autofahrt am nächsten Morgen aufbewahren. Marty ging brummelnd dicht neben Smith. Nachdem er Kleidung gekauft und andere notwendige Einkäufe erledigt hatte, aß er widerwillig mit seinem Freund in einem italienischen Restaurant zu Abend, an das Smith sich erinnerte, weil er eine Zeit lang im Presidio gearbeitet hatte, als es noch ein Militärstützpunkt gewesen war. Das Computergenie wurde immer aufgeregter und geschwätziger.
Bei Einbruch der Dunkelheit mieteten sie ein Zimmer im Mission Inn, das weit draußen an der Mission Street lag. Es war neblig geworden und der Dunst hüllte die pittoresken Laternenpfähle ein und stieg vor den Erkerfenstern auf.
Marty nahm weder den Reiz der Umgebung noch die Vorzüge des kleinen Motels wahr. »Du kannst mich doch nicht in dieser mittelalterlichen Folterkammer unterbringen, Jon. Wer um alles in der Welt ist so blöd, in einer stinkenden Gefängniszelle wie dieser übernachten zu wollen?« Der Raum roch nach dem Nebel. »Wir werden zum Stanford-Court-Hotel fahren. Das ist wenigstens annehmbar und halbwegs erträglich.« Das Stanford Court war eines von San Franciscos legendären Luxushotels für betuchte ältere Damen.
Smith war erstaunt. »Hast du da schon mal gewohnt?«
»Tausende Male!« Die begeisterte Übertreibung war eine Warnung für Smith, dass sein Freund jetzt auszuflippen begann. »Dort haben wir eine Suite gemietet, als ich mit meinem Vater in San Francisco war. Das Hotel hat mich fasziniert. In der Eingangshalle habe ich mit den Pagen Verstecken gespielt.«
»Und alle wussten, dass du in San Francisco dort abgestiegen bist?«
»Natürlich.«
»Wenn es dir nichts ausmacht, dass unsere gewalttätigen Freunde dich finden, kannst du ja wieder dort einziehen.«
Sofort änderte Marty seine Meinung. »Meine Güte. Du hast Recht. Mittlerweile müssen sie in San Francisco sein. Sind wir in diesem Loch in Sicherheit?«
»Ich hoffe es - deshalb sind wir ja hier. Das Hotel ist abgelegen und ich habe das Zimmer unter einem falschen Namen gemietet. Wir bleiben nur eine Nacht hier.«
»Ich habe nicht vor, auch nur ein Auge zuzumachen.« Marty weigerte sich, seine Kleidung abzulegen. »Sie können uns jederzeit angreifen und ich werde nicht im Nachthemd über die Straße flüchten, weil uns diese Bestien oder das FBI im Nacken sitzen.«
»Du brauchst Schlaf. Morgen haben wir eine lange Reise vor uns.«
Aber Marty wollte nichts davon hören. Während Smith sich rasierte und die Zähne putzte, schob er einen Stuhl unter die Türklinke. Dann knüllte er die Seiten einer Zeitung zusammen und legte das Papier vor die Tür. »Das hätten wir. Jetzt können sie nicht hereinschleichen, ohne dass wir etwas davon mitkriegen. Ich habe das in einem Film gesehen. Der Polizist hatte seine Pistole auf den Nachttisch gelegt, damit er sie sofort zur Hand hatte. Du wirst das mit deiner Beretta genauso machen, okay?«
»Wenn du dich dann besser fühlst.« Während Smith sich das Gesicht abtrocknete, verließ er das Badezimmer. »Lass uns ins Bett gehen.«
Als Smith unter die Decke schlüpfte, legte sein Freund sich komplett angezogen auf sein Bett. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er an die Decke. Plötzlich blickte er zu
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