Ludlum Robert - Covert 01
niemand war sich seiner Sache sicher. Es blieb ein Rätsel, wie er angekommen war oder wer ihn gebracht hatte.
Smith bemerkte sofort, dass der unbekannte Patient britische Tarnkleidung ohne Abzeichen trug, die etwas über seinen militärischen Rang oder seine Einheit verraten hätten. Er war von einer Giftschlange gebissen worden und Smith rettete ihm durch eine unverzügliche Behandlung das Leben. Während Peter sich in den folgenden Tagen erholte, lernten sie sich näher kennen und gegenseitig zu respektieren. Smith erfuhr, dass sein Patient Major Peter Howell hieß, zum Special Air Service gehörte und in irgendeiner geheimen Mission tief im Irak gewesen war. Mehr verriet er darüber nicht. Weil er für einen regulären Einsatz beim Special Air Service zu alt war, musste an der Geschichte mehr dran gewesen sein. Den Rest reimte sich Smith Stück für Stück selbst zusammen, aber selbst dann blieb noch vieles unklar.
Wenn man es auf eine kurze Formel bringen wollte, war Peter einer dieser ruhelosen und verwegenen Briten, die in den letzten zwei Jahrhunderten in jedem kleineren oder größeren Konflikt auf einer der beiden Seiten aufgetaucht waren. Er hatte in Cambridge studiert, die Militärakademie in Sandhurst besucht und war zugleich Sprachwissenschaftler und Abenteurer. Während des Vietnamkriegs ging er zum Special Air Service, anschließend arbeitete er als freier Mitarbeiter für den MI6 und den Auslandsgeheimdienst. Seitdem war er ständig für eine der beiden Organisationen tätig, was davon abhing, ob es sich um einen heißen oder kalten Krieg handelte, manchmal sogar für beide gleichzeitig, bis er für die eine zu alt und für die andere nicht mehr nützlich war.
Jetzt genoss er an der abgelegenen und nur spärlich besiedelten östlichen Seite der Sierras seinen wohlverdienten Ruhestand. Zumindest schien es so. Smith hatte den Verdacht, dass sein Ruhestand genauso undurchsichtig wie der Rest seines Lebens war.
Jetzt, wo Smith sich unerlaubt von seiner Einheit entfernt hatte, brauchte er die Art Beistand, die der Special Air Service oder der MI6 leisten konnten. »Ich muss in den Irak reisen, Peter. Geheim, aber ich benötige Kontakte.«
Howell begann, seine Waffe wieder zusammenzusetzen. »Junge, das ist nicht nur gefährlich, sondern glatter Selbstmord. Keine Chance. Nicht für einen Amerikaner oder Engländer. So wie die Dinge dort heute liegen, ist das völlig unmöglich.«
»Sie haben Sophia ermordet. Es muss doch eine Möglichkeit geben.«
Howell gab ein Geräusch von sich, das dem glich, mit dem er den Löwen Stanley zurückgerufen hatte. »Einfach so? Wärst du so gütig, mir zu erklären, warum du dich ohne Erlaubnis von der Truppe entfernt hast?«
»Du weißt davon?«
»Du siehst, dass ich versuche, nicht ganz aus der Welt zu sein. Ich habe mich selbst ein paarmal unerlaubt von der Truppe entfernt, gewöhnlich aus gutem Grund.«
Smith weihte ihn in alles ein, was nach dem Tod von Major Anderson in Fort Irwin passiert war. »Wer sie auch sein mögen, sie sind mächtig, Peter. Sie können die Armee, das FBI, die Polizei und vielleicht auch die gesamte Regierung manipulieren. Was immer sie planen, es lohnt sich, dafür Menschen umzubringen. Ich muss den Grund herausfinden und auch, warum sie Sophia getötet haben.«
Nachdem er seine Maschinenpistole gesäubert, geölt und wieder zusammengesetzt hatte, griff Howell mit seiner gebräunten Hand nach einem Humidor und stopfte sich dann eine Pfeife. Weiter hinten im Haus stieß Marty vor dem Computer aufgeregte Rufe der Zufriedenheit aus.
»Mit diesem Virus, gegen den es kein Heilmittel und keinen Impfstoff gibt, kann man den ganzen Planeten als Geisel nehmen«, murmelte Howell, nachdem er seine Pfeife angezündet hatte und gemütlich vor sich hin paffte. »Es muss jemand wie Saddam Hussein oder Gaddafi dahinterstecken. Vielleicht auch China.«
»Oder Pakistan, Indien oder irgendein anderes Land, das schwächer als die Staaten der westlichen Welt ist.« Einen Augenblick lang schwieg Smith. »Oder es ist kein Land. Vielleicht geht’s nur um Geld, Peter.«
Während der aromatische Pfeifenrauch den Raum erfüllte, dachte Howell nach. »Dich in den Irak einzuschmuggeln könnte mehr kosten als nur mein Leben, Jon. Dadurch könnte die gesamte Untergrundbewegung dort zerstört werden. Die Opposition gegen Saddam Hussein innerhalb des Irak ist zwar schwach, aber es gibt sie. Während sie den richtigen Augenblick abwartet, helfen die Briten und die Amerikaner,
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